Wirecard: Ist der Aldi-Coup der Ritterschlag für die Aktie? – Darf jetzt wieder über 200 Euro als Zielkurs geredet werden?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mit einem Schlag dürfte vielen Wirecard-Kritikern der Wind aus den Segeln genommen werden. Als der „Bilanz-Skandal“ in Singapur begann seine Wirkung zu verlieren, fand ein Schwenk auf das Geschäftsmodell statt. Die Kritikpunkte: Zuviel Geschäfte auf dem asiatischen Markt, Abhängigkeit von drei Großkunden und zu wenig Engagement in Europa oder Deutschland. Damit dürfte jetzt Schluss sein. Ab sofort statten Wirecard alle Aldi-Filialen in Deutschland, also Aldi Nord und Aldi Süd, mit seinen Bezahlsystemen aus.

Wir sprechen von über 4.100 Filialen 

Der Zahlungsdienstleister kommt künftig ins Spiel, wenn Kunden bei Aldi in Deutschland an der Kasse mit Kreditkarten oder Debitkarten wie „Visa Pay“ zahlen wollen, wie Wirecard am Freitag mitteilte. Dazu sei eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet worden. Das Unternehmen aus Aschheim bei München sorgt dafür, dass das Geld vom Kundenkonto bei Aldi landet. Ein kleines Haar in der Suppe bei dem Deal gibt es aber doch. Laut Reuters sind die verbreiteten Girokarten – früher als EC-Karten bekannt – ausgenommen. Nach Branchendaten bezahlen Kunden bei Aldi mehr als 1,7 Milliarden Euro im Jahr mit Visa- oder Mastercard-Kreditkarten oder Konto-Karten, wie sie etwa die Direktbank ING ausgibt. Aldi hat die Kartenzahlung erst vor einigen Jahren eingeführt.

Kommen die ausländischen Filialen bald auch noch dazu?

Die Möglichkeit einer darüber hinaus gehenden Kooperation wird derzeit geprüft, steht in der heutigen Pressemitteilung. Sollten alle ausländischen Filialen der beiden deutschen Discounter noch dazukommen, dann könnte sich die Zahl von 4.100 auf über 10.000 erhöhen. In allen Läden das gleiche Betahlsystem zu haben, würde ja durchaus Sinn machen. Daher schwingt bei Wirecard noch die Fantasie mit, dass sich der Auftrag vom Volumen her etwas mehr als verdoppeln könnte.

Chart Wirecard seit Jahresanfang

Anleger feiern den Deal

In den vergangenen Tagen war die Luft ein wenig raus bei der Wirercard-Aktie. Der Aldi-Deal haucht dem Papier wieder neues Leben ein. Auf kurzfristige charttechnische Sicht hat die Aktie damit fast auf den Punkt genau bei der Unterstützungszone von 140 Euro gedreht. Steigt die Aktie mit der Aldi-Fantasie im Rücken wieder über 150 Euro, dann könnte auch relativ schnell das Jahreshoch von Ende Januar bei rund 165 Euro ins Visier geraten. Von dort aus ist es auch dann nicht mehr soweit bis zu den Kurszielen der meisten Analysten, die im Durschnitt etwas über 200 Euro liegen. Daher könnte der Aldi-Deal tatsächlich der Ritterschlag für das Wirecard-Papier sein und es darf wieder über das Kursziel von 200 Euro geredet werden. Während der Attacken durch die „FT“ war es doch in zu weite Ferne gerückt.

Von Markus Weingran

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