Wirecard: Positive Geschäftsentwicklung reicht den Anlegern anscheinend nicht mehr – Aktie rauscht tief ins Minus – Aktienrückkaufprogramm soll Vertrauen zurückgewinnen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der neuerliche Artikel der Financial Times scheint doch größere Wirkung zu entfalten, als viele angenommen hatten. Während nach der ersten Attacke durch die britische Wirtschaftszeitung die Analysten-Gilde noch zu dem Bezahldienstleister aus Aschheim gehalten hatte, kehren dem Dax-Konzern jetzt einige Experten den Rücken zu. Bereits am Mittwoch hatte das Bankhaus Metzler die Wirecard-Aktie aus der Liste der zehn aussichtsreichsten deutschen Werte gestrichen und durch die Papiere der Aareal Bank ersetzt. Die Einstufungen und Kursziel allerdings beibehalten.  Metzler bewertet Wirecard weiterhin mit „Buy“ und einem Kursziel von 199 Euro.

HSBC wird auch skeptischer

Analyst Antonin Baudry von der britischen Investmentbank kürzte in seiner aktuellen Studie sein Kursziel von 225 auf 190 Euro. Der neuerliche FT-Vorfall zeige, wie hilfreich eine Anlegerveranstaltung von Wirecard zum Thema Unternehmensführung und Umgang mit seinen Drittpartnern wäre, erklärte Baudry. Er wünscht sich insgesamt eine höhere Transparenz, glaubt aber weiter an die starken Fundamentaldaten.

Da ist wieder das für Wirecard böse Wort „Transparenz“

Wie schon bei den Berichterstattungen über Wirecard Anfang des Jahres scheint sich der Bezahldienstleister nur auf das nötigste in der Sache zu konzentrieren. Wie mittlerweile schon gewohnt, wird der entsprechende Artikel als „falsch und irreführend“ bezeichnet. Anschließend wird sofort auf die Geschäftsentwicklung verwiesen. So auch diesmal in einem Interview mit dpa-AFX. Vorstandschef Markus Braun ist sie wie immer sicher: „Wir sehen keine Risiken für unser Geschäft. Das operative Geschäft läuft hervorragend, wir schließen einen großen Deal nach dem anderen ab.“

Das lässt sich nicht abstreiten. Wirecard vermeldet in regelmäßigen Abständen neue Kooperationen mit bestehenden und neuen Partnern. Zuletzt hob der Dax-Konzern auch seine Langfristprognose bis 2025 an. Aber was schon vor der Prognoseerhöhung auffällig war, die Aktie konnte von der Vielzahl der guten Nachrichten nicht profitieren. Vielleicht, weil die „Short-Seller“ seit den Artikeln der FT dagegengehalten haben. Vielleicht aber auch, weil die Anleger Angst vor weiteren Artikeln mit Vorwürfen gegen Wirecard hatten.

Wie kann Wirecard das Abstellen?

Bei den Vorwürfen Anfang des Jahres hatte Wirecard immer wieder betont, dass die entsprechenden Mechanismen im Konzern gegriffen hätten und eine lückenlose Aufklärung versprochen. Am Ende der Singapur-Geschichte blieb allerdings der etwas fade Beigeschmack, dass Wirecard nur das nötigste veröffentlicht hatte.

Beim aktuellen Fall dürfte es keine Prüfung der Vorwürfe der Financial Times geben. Hier müssen sich die Anleger voll und ganz auf die Aussagen von Vorstandschef Markus Braun verlassen und der sagte dpa-AFX dazu folgendes: „Die Darstellung im Artikel ist inhaltlich substanzlos und falsch. Alle Geschäftsbeziehungen, die in unseren Abschlüssen verbucht wurden, sind natürlich authentisch.“

Was Wirecard plant, um in Zukunft solche Artikel zu vermeiden, darüber verliert Markus Braun kein Wort. Einen Artikel mit Anschuldigungen zu vermeiden dürfte sicherlich schwer bis unmöglich sein. Aber der Dax-Konzern könnte die Sache anders angehen. Mehr Transparenz könnte die Aktie in Zukunft davor schützen nach solchen Artikeln nicht direkt um ein Viertel einzubrechen. Wirecard ist nicht der einzige Bezahldienstleister auf der Welt und muss sich daher die Frage gefallen lassen: Warum der Konzern immer wieder zum Angriffsziel solcher Attacken wird und nicht mal ein Konkurrent?

Wirecard ist mittlerweile eine Frage des Risiko-Geschmackes!

Solange Wirecard nicht mit mehr Transparenz diesem Problem entgegenwirkt, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden, ob er eine Aktie im Depot haben möchte, die jederzeit durch einen Artikel über 20 Prozent an Wert verlieren kann. Für institutionelle Anleger dürfte dieses Risiko deutlich zu hoch sein und die privaten Investoren scheinen auch immer mehr die Lust an der Aktie zu verlieren, wie die heutige Kursentwicklung zeigt. Geht es so weiter, dann könnte sogar die Marke von 100 Euro noch einmal getestet werden. Selbst ein Aktienrückkaufprogramm kann dem Wirecard-Papier heute nicht auf die Sprünge helfen. Aktuell liegt die Aktie fast 7 Prozent im Minus.

200 Millionen für eigene Aktien

Der Zahlungsdienstleister kauft eigene Aktien vom Markt zurück. Binnen zwölf Monaten will Wirecard dafür 200 Millionen Euro ausgeben, wie der Dax-Konzern aus Aschheim bei München am Freitag mitteilte. Dies habe der Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen. Der Aktienrückkauf soll in den nächsten Tagen beginnen. Weitere Details will die Gesellschaft noch vor dem Start bekannt machen. Man darf gespannt sein, ob die weiteren Details den aktuellen Kursverfall dann stoppen.

Von Markus Weingran

Foto: Anton Garin / Shutterstock.com

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