Wirecard: Revolutioniert der DAX-Konzern das Einkaufserlebnis? ++ Bayer: Schadensersatz wird deutlich gemindert ++ Handelsstreit: Geht die USA jetzt auf die EU los?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Berichtssaison kommt langsam in Fahrt. Mit Goldman Sachs, J.P. Morgan Chase und Wells Fargo legen heute gleich drei weitere US-Banken ihre Zahlen vor. Die präsentierten Ergebnisse dürften ein gutes Stück darüber entscheiden, ob die Zins-Rallye an den US-Börsen weiter geht. Bereits zu Wochenbeginn ist die Euphorie über eine Zinssenkung der US-Notenbank deutlich abgeflacht. Das könnte dafürsprechen, dass eine Senkung der Leitzinsen mittlerweile fast komplett vom Markt eingepreist ist.

Neue positive Impulse könnten daher von der Berichtssaison kommen. Bereits zu Wochenbeginn hatte die Citigroup ihre Bilanz veröffentlicht. Die Erträge und der bereinigte Gewinn je Aktie übertrafen zwar die durchschnittlichen Analystenschätzungen, allerdings waren die Einnahmen in der Handelssparte erneut kräftig gesunken und auch das klassische Investmentbanking hatte geschwächelt. Daher lösten die Zahlen auch keine große Euphorie bei den Anlegern aus.

Damit Dow Jones und Co weiter Richtung Norden wandern, müssen die Zahlen ein wenig mehr überzeugen. Mit Blick auf den S&P 500 erwarten die Analysten im Durchschnitt einem Gewinnrückgang von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Sollte es so kommen, dann könnte die Rallye in den USA spätestens mit der Zinssenkung der Fed ins Stocken geraten. Auf der anderen Seite bieten die Erwartungen Überraschungsspielraum für die US-Konzerne.

Allerdings müssen sich Anlegern auch die berechtigte Frage stellen: Wie hoch soll die Reise in diesem Jahr denn noch gehen? Der Dow hat seit Jahresanfang um gut 17 Prozent zugelegt. Der S&P 500 rund 20 Prozent und die Nasdaq kommt auf einen Zuwachs von fast einem Viertel. Zu Jahresbeginn hätte dieses Ergebnis wohl jeder Anleger am Jahresende begrüßt. Jetzt scheinen aber alle nach noch mehr zu schreien. Eigentlich kein gutes Zeichen.

Kommt jetzt der Handelsstreit mit der EU?

Im Konkurrenzkampf zwischen Boeing und Airbus hat der europäische Flugzeugbauer immer mehr die Nase vorn. Zuletzt konnte Airbus dem US-Konkurrenten Aufträge abjagen und die Aktie klettert von Höchststand zu Höchststand. Für den Streit zwischen der USA und der Europäischen Union wegen verbotener Subventionen ist diese Entwicklung sicherlich nicht förderlich. Donald Trump könnte deswegen jetzt einen Zoll-Streit mit der EU entfachen. Die Voraussetzungen dafür scheinen genehmigt worden zu sein.

Die Welthandelsorganisation (WTO) wird laut einem Agenturbericht den USA im Flugzeugstreit mit der EU die Erhebung von Zöllen auf Gütern in einem Volumen von fünf bis sieben Milliarden Dollar gestatten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg beruft sich am Montag auf zwei ungenannte Vertreter europäischer Regierungen. Sollten die US die Strafzölle erheben, hat die EU bereits mit Vergeltungszöllen gedroht.

Hintergrund der gegenseitigen Drohungen ist ein seit 15 Jahren laufender WTO-Streit, in dem sich die USA und EU jeweils illegale Bezuschussungen für ihre rivalisierenden Luftfahrtriesen Boeing und Airbus vorwerfen. Die US-Regierung wartet auf ein abschließendes Urteil der WTO. Die US-Regierung war zuletzt von einem Volumen von elf Milliarden Euro ausgegangen. Laut Bloomberg erwartet einer der europäischen Regierungsvertreter eine sofortige Einführung von Zöllen durch die USA, falls die WTO grünes Licht gibt.

Die Zölle könnten sich auf Hubschrauben und Flugzeugteile beziehen. Betroffen sein könnten auch Güter wie Käse, Oliven, Nudeln und Whisky. Die Zölle kämen zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen auf Stahl und Aluminium.

Dax bleibt verhalten

Schon als die US-Börsen richtig Gas gegeben haben, ist der deutsche Leitindex nicht mitgezogen. Jetzt, da die Zins-Euphorie in den USA abflacht hat der Dax erst recht keinen Grund sich kräftig zu freuen. Er bleibt bei seiner verhaltenen Vorgehensweise und startet mit einem leichten Plus in den Dienstag. In Zahlen heißt das: 12.410,38 Punkten - ein Plus von 0,19 Prozent.

Wirecard: Kommt der Spiegel der Zukunft aus Aschheim?

Kennen Sie dieses Problem auch? Sie holen sich die gewünschte Kleidung aus dem Regal gehen in die Umkleidekabine, probieren die Sachen an, dann passen sie nicht richtig und dieser Vorgang wiederholt sich dann ein paar Mal. Das strapaziert die Nerven und das Einkaufserlebnis. Wirecard könnte diesen Einkaufsprozess bald abschaffen. Der Spiegel in der Umkleidekabine könnte die weiteren Gänge in den Verkaufsraum nämlich schon bald abschaffen.

Zauberspiegel „Smart Mirror“

Das einzigartige Angebot bietet eine völlig neue Customer Journey im Geschäft, indem es Kunden ermöglicht, direkt über den Spiegel auf eine Vielzahl von Informationen zuzugreifen: Alternative Größen, andere Farben, dazu passende Produkte – alles erscheint auf einem Display im Spiegel. Klickt der Verbraucher auf „bezahlen“ und scannt einen QR-Code, wird die Zahlung ausgelöst. Hierdurch entfällt die Suche nach alternativen Größen und Farben genauso wie das lange Warten an der Kasse. Die Ware kann zudem im Anschluss abgeholt oder nach Hause geliefert werden.

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Bayer: Leverkusen nicht ganz zufrieden

Trotz einer deutlich verringerten Strafzahlung will Bayer in einem wichtigen Glyphosat-Prozess in den USA Berufung einlegen. Der zuständige Richter Vince Chhabria reduzierte die von einer Jury verhängte Summe von gut 80 Millionen Dollar am Montag (Ortszeit) auf 25,3 Millionen Dollar (22,5 Mio Euro). Chhabria begründete dies vor allem damit, dass das Verhältnis zwischen regulärem Schadenersatz und sogenanntem Strafschadenersatz in einem verfassungsrechtlich angemessenen Rahmen bleiben müsse.

Am Urteil, dass Bayer für die Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman haften muss, ändert die Entscheidung indes nichts. Hardeman hatte den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup des von Bayer übernommenen US-Saatgutriesen Monsanto für sein Leiden verantwortlich gemacht. Die Geschworenen hatten ihm zunächst gut fünf Millionen Dollar Schadenersatz und 75 Millionen Dollar an Strafschadenersatz zugesprochen. Letzterer wird im US-Recht als Zusatzsanktion bei besonders schweren Entschädigungsfällen verhängt.

Richter Chhabria hatte bereits zuvor angekündigt, dass der Strafschadenersatz zu hoch ausgefallen sei, da er den Schadenersatz verfassungsrechtlich bedingt nicht um mehr als das Neunfache übersteigen dürfe. Deshalb kürzte er ihn jetzt um 55 Millionen Dollar. Bayer begrüßte dies zwar in einem Statement als „Schritt in die richtige Richtung“, blieb aber dabei, dass der Schuldspruch nicht der Beweislage entspreche. Der Konzern beabsichtige deshalb, bei einem Berufungsgericht Einspruch einzulegen.

Kurz & knapp:  

Osram: Die Aussichten auf eine mögliche Bieterschlacht um einen der bekanntesten deutschen Industrieunternehmen und bessere Konditionen währte nur kurz. Nur wenige Stunden nach einem unverbindlichen Angebot an den in Bedrängnis geratenen Beleuchtungshersteller Osram hat sich der vergleichsweise kleine österreichische Halbleiterkonzern AMS wieder zurückgezogen. Der Konzern sehe nach einer Evaluierung „keine ausreichende Basis“ für eine Fortsetzung der Gespräche, hieß es in einer Mitteilung von AMS in der Nacht zum Dienstag.

Daimler: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Bewertung für die Aktie der Stuttgarter mit „Sell“ und einem Kursziel von 42 Euro wieder aufgenommen. Daimler erlebe derzeit unsichere Zeiten, schrieb der nun zuständige Analyst George Galliers in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Obwohl die Risiken für dieses Jahr nach der jüngsten Gewinnwarnung deutlich gesunken seien, bleibe der Konzern mit Herausforderungen konfrontiert, und das Gewinnwachstum (EPS) sei begrenzt. Damit sieht Galliers auf Basis der Fundamentaldaten keine starken Treiber für eine höhere Bewertung der Aktien.

Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern ist mit seinem Kandidaten Crizanlizumab zur Behandlung von Sichelzellanämie einen wichtigen Schritt weiter. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat den Zulassungsantrag angenommen und wird ihn im Zuge des Verfahrens „Priority Review“ beschleunigt bearbeiten. Die Sichelzellenanämie ist eine erbliche Erkrankung der roten Blutkörperchen.

Von Markus Weingran

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Foto: Hompage Wirecard

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