Markt-Update: Dax wieder unter Druck – ING-Analysten sehen echte Bodenbildung noch weit entfernt – Bitcoin wieder unter 40.000 Dollar, Amazon kündigt ersten Aktiensplit seit 23 Jahren an

onvista · Uhr

Nach der kraftvollen Rally stehen die Aktienmärkte heute wieder unter Druck. Nach anfänglichen Verlusten von 2 Prozent notiert der Leitindex Dax derzeit noch mit einem Minus von 1,5 Prozent bei etwa 13.600 Punkten. Auch wegen des mit Spannung erwarteten Außenministertreffens der Ukraine und Russlands in der Türkei sowie des anstehenden Zinsentscheids der Europäischen Zentralbank (EZB) halten sich die Anleger erst einmal zurück.

Echte Bodenbildung dürfte noch dauern

Angesichts der bestehenden Risiken bleibe die Rally anfällig für Rückschläge, schrieben die Experten der niederländischen Bank ING. Laut Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets wird es bis zu einer belastbaren Bodenbildung am Aktienmarkt noch mindestens zwei bis drei Wochen dauern. Mit Blick auf das Außenministertreffen der Kriegsparteien und die EZB seien bisher „lediglich Vorschusslorbeeren verteilt“ worden.

Erstmals seit Kriegsausbruch vor zwei Wochen haben sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow und sein ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba in der Türkei getroffen. Die beiden Politiker saßen sich in Antalya am Donnerstagmorgen in einem Saal im Beisein des türkischen Außenministers Mevlüt Çavusoglu gegenüber, wie auf einem Foto des russischen Außenministeriums zu sehen war.

Die Gespräche sollten dazu dienen, die russische Aggression gegen die Ukraine zu beenden, teilte das Außenministerin in Kiew. Bei der Unterredung sollen nach Angaben aus Kiew Möglichkeiten ausgelotet werden, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden kann.

Abseits des Krieges rückt der EZB-Zinsentscheid in den Blick. Eigentlich schienen die Währungshüter bereit, bei ihrer heutigen Sitzung den Ausstieg aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik einzuläuten. Doch der russische Krieg gegen die Ukraine birgt neue Risiken für die Wirtschaft, die sich gerade von der Corona-Pandemie erholt. Das erschwert es der EZB, ihre Anleihenkäufe zurückzufahren.

Gazprom: Gaslieferungen durch Ukraine auf hohem Niveau

Russland liefert nach Angaben des Staatskonzerns Gazprom weiter Erdgas durch die Transitleitungen in der Ukraine nach Europa. Die Auslastung der Pipeline blieb demnach trotz des Kriegs auf hohem Niveau. An diesem Donnerstag solle wieder die vertraglich vereinbarte Menge von 109,5 Millionen Kubikmeter Gas nach Europa gepumpt werden, sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow der Agentur Interfax zufolge. Die gelieferte Menge entspreche „den Anforderungen der europäischen Verbraucher“.

Bitcoin fällt wieder unter 40.000 US-Dollar

Die Kurse vieler Kryptowährungen schwanken nach wie vor stark mit der allgemeinen Marktstimmung. Nachdem der Preis der ältesten und nach Marktwert größten Digitalwährung Bitcoin am Mittwoch deutlich zugelegt hatte, fiel er am Donnerstag wieder zurück. Am Vormittag wurde ein Bitcoin mit 39.300 Dollar gehandelt, am Mittwoch war er bis auf rund 42.000 Dollar gestiegen. Auch andere Digitalwerte wie Ether, XRP oder Dogecoin gaben ihre Vortagsgewinne fast vollständig ab.

Euphorie kam gestern auch wegen der veröffentlichten Executive Order seitens US-Präsident Joe Biden bezüglich des zukünftigen Umgangs mit Kryptowährungen auf, da diese sich überraschend innovationsfreundlich gelesen hat. Damit schwindet die Angst der Anleger vor zu harten Regulierungen ein wenig. Der Optimismus wurde im Einklang mit den schwachen Gesamtmärkten jedoch wieder abverkauft.

Damit ist der Bitcoin-Kurs wieder in die Unterstützungszone zwischen 38- und 41.000 Dollar gerutscht, nachdem er an der 42.000 Dollar Marke gescheitert ist. Der 50-Tage-Trend wurde erneut eingebüßt.

Amazon gibt Aktiensplit und Aktienrückkauf bekannt

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon plant den ersten Aktiensplit seit 23 Jahren. Vorgesehen sei, Aktionären für eine Aktie 19 zusätzliche Anteilsscheine zu geben, teilte der US-Konzern am Mittwochabend mit. Der Handel soll am 6. Juni beginnen. Zugleich gab das Unternehmen aus Seattle bekannt, dass der Verwaltungsrat einem Aktienrückkaufprogramm im Umfang von zehn Milliarden Dollar zugestimmt habe. Die Amazon-Aktie stieg nachbörslich um mehr als sieben Prozent. Bisher hat das Papier in diesem Jahr rund 16 Prozent an Wert verloren.

„Durch den Aktiensplit können unsere Mitarbeiter ihr Aktienkapital flexibler verwalten und der Aktienkurs wird für Menschen erschwinglicher, die in unser Unternehmen investieren wollen“, sagte ein Firmensprecher. Am Mittwoch war die Amazon-Aktie bei 2785,58 Dollar aus dem Handel gegangen. Der Börsenwert hat sich in den vergangenen zwei Jahren – und damit seit Beginn des coronabedingten Booms – nahezu verdoppelt. Vergangenen Monat hatte bereits der Google-Mutterkonzern Alphabet einen Aktiensplit angekündigt. Auch Apple, Tesla und Nvidia haben dies seit 2020 getan.

Compugroup-Zahlen reißen Anleger nicht vom Hocker

Bei Compugroup musste die Anteilseigner trotz guter Jahreszahlen einen Kursrückgang von knapp zwei Prozent verkraften. Der auf Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierte Softwareanbieter berichtete dank Zukäufen ein kräftiges Wachstum, bestätigte den Ausblick auf 2022 und sieht sich auf einem guten Weg zu seinen mittelfristigen Zielen. LEG -Papiere verbilligten sich nach der Zahlenvorlage des Immobilienkonzerns um 0,8 Prozent.

Gewinnmitnahmen bei Adidas trotz positiver Analystenstudien

Die Aktien von Adidas sind am Donnerstag nach ihrem Höhenflug am Vortag unter Druck geraten. Zwei positive Analystenstudien konnten die Gewinnmitnahmen nicht verhindern. Am Vormittag notierten die Papiere des Sportartikelherstellers 3,1 Prozent im Minus bei 203,60 Euro. Am Vortag hatten sie ihre jüngste Erholungsrally fortgesetzt und mit einem Kurssprung von 13,6 Prozent den ersten Platz im Dax belegt.

Das Analysehaus Warburg Research stufte die Adidas-Titel am Morgen von „Hold“ auf „Buy“ hoch. Die Aussagen zum Umsatzwachstum und der operativen Marge für 2022 seien sehr ermutigend, schrieb Analyst Jörg Frey. Auch sein Kollege Christian Salis von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe hatte die Einstufung von „Hold“ auf „Buy“ erhöht. Er lobte ebenfalls den starken Ausblick, der trotz der hohen Inflation auf eine robuste Nachfrage der Verbraucher hindeute.

Hannover Rück nach jüngsten Kursgewinnen von Dividende belastet

Aussagen zur Dividende sind bei den Anlegern von Hannover Rück am Donnerstag nicht gut angekommen. Die Papiere des Rückversicherers gehörten nach den Jahreszahlen mit einem Abschlag von 2,6 Prozent zu den größeren Verlierern im MDax . Sie gaben damit einen kleineren Teil ihrer Kursgewinne der vergangenen beiden Handelstage ab. Vom niedrigsten Niveau seit einem Jahr, das zu Wochenbeginn erreicht wurde, hatten sie sich zuletzt um mehr als 12 Prozent erholt.

Am Markt hieß es, die Jahreszahlen keine Überraschungen geboten. Die Dividende sei in der Gesamtsumme mit 5,75 Euro zwar rekordhoch, der Markt habe aber hier noch etwas mehr erwartet, sagte ein Händler. Dem pflichteten die Experten von Jefferies und JPMorgan bei. Laut dem Jefferies-Experten Philip Kett ist vor allem die enthaltene Sonderdividende von 1,25 Euro je Aktie etwas unter den Erwartungen geblieben.

Hugo Boss schwer unter Druck – Händler bemängeln Ausblick

Ein laut Händlern unter den Erwartungen liegender Ausblick hat am Donnerstag die Aktien von Hugo Boss belastet. Die Titel büßten am Morgen 4,2 Prozent ein, nachdem sie am Vortag mit dem Gesamtmarkt eine Erholungsrally hingelegt hatten. Gut die Hälfte der Kursgewinne vom Vortag sind nun wieder weg. Ein für 2022 in Aussicht gestellter Umsatzrekord und eine zugesagte Dividende von 70 Cent je Aktie halfen dem Kurs nicht.

Laut der Expertin Kathryn Parker von Jefferies Research erfüllt der Umsatzausblick mit bis zu 3,2 Milliarden Euro nicht ganz die Erwartungen, vor allem ihre eigenen lägen ein Stück weit darüber. Sie verwies aber darauf, dass sich der Modekonzern wie schon 2021 möglicherweise konservative Ziele setze angesichts der gegenwärtigen Unsicherheiten um den Ukraine-Konflikt und die Inflation in Europa.

K+S gefragt – Dividende und Mittelzufluss im Blick

Die von K+S vorgelegten finalen Resultate sind am Donnerstag von den Anlegern positiv aufgenommen worden. Der Kurs des Düngemittel- und Salzkonzerns drehte nach frühen Verlusten mit 4,2 Prozent ins Plus, zeitweise sogar mit fast 5 Prozent. Die vergangenen beiden Tage ausgenommen, war die Aktie zuletzt in der Gunst der Anleger schon gestiegen wegen der Perspektive, der Ukraine-Krieg könne das Angebot von Düngemitteln auf dem Weltmarkt verknappen. Laut dem JPMorgan-Experten Chetan Udeshi lagen die Zahlen und der Ausblick nun im Rahmen vorheriger Aussagen des Konzerns.

Sein Kollege Markus Mayer von der Baader Bank hob aber hervor, die vorgeschlagene Dividende und der bereinigte freie Mittelzufluss seien etwas besser als gedacht. Nachdem die Anleger im vergangenen Jahr wegen der damals noch hohen Schulden des Konzerns leer ausgegangen waren, sollen nun insgesamt 20 Cent je Aktie als Dividende fließen. Ein Händler hob noch hervor, ein im operativen Ergebnis (Ebitda) enthaltener Einmalgewinn sei geringer als ursprünglich gedacht ausgefallen. Angesichts der Angebotslage bei Düngemitteln hält er an seiner Erwartung fest, dass 2022 das obere Ende der Ebitda-Zielspanne möglich ist.

onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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