Krypto-Markt: Aufatmen für den europäischen Krypto-Sektor – EU-Parlament stimmt gegen De-facto-Verbot von Bitcoin

onvista · Uhr

Es war ein langes Hin und Her, doch nun ist die Gefahr vorerst wirklich vom Tisch: Grüne, Sozialdemokraten und Linke sind im EU-Parlament mit dem Versuch gescheitert, ein De-facto-Verbot von Bitcoin zu ermöglichen. Eine Mehrheit der Abgeordneten im Ausschuss für Wirtschaft und Währung hat heute gegen einen entsprechenden Änderungsantrag von Regeln für Krypto-Dienstleistungen (Mica) abgestimmt. Die Richtlinie soll auf Vorschlag der EU-Kommission erstmals einheitliche Regeln für Digital- und Kryptowährungen in der EU wie den Bitcoin schaffen.

Der Änderungsantrag, der abgelehnt wurde, hätte de facto ein Verbot des energiehungrigen Konsens- und Schutzverfahrens „Proof of Work“ bedeutet, bei dem sehr aufwendige Rechenaufgaben gelöst werden müssen. Für einen Alternativantrag ohne ein Verbot stimmte eine Mehrheit: 32 Abgeordnete waren dafür, 24 dagegen, 3 Abgeordnete enthielten sich.

Der große Energiebedarf dieser Berechnungen hat schon vor Jahren eine hitzige Debatte über die Nachhaltigkeit von Kryptowährungen ausgelöst. Durch den immer größer werdenden Mining-Sektor steigt die Schwierigkeit des Rechenverfahrens – und damit sowohl die Sicherheit des Bitcoin-Netzwerks als auch dessen Stromverbrauch.

„Signal der Innovationsfeindlichkeit“ verhindert

Der CSU-Abgeordnete Markus Ferber begrüßte das Ergebnis: „Ich bin froh, dass ein Bitcoin-Verbot mit klarer Mehrheit abgeschmettert wurde“, sagte der Politiker. „Ein Verbot der „Proof of work“-Technologie hätte die EU als Krypto-Standort komplett unattraktiv gemacht und hätte ein Signal der Innovationsfeindlichkeit ausgesandt.“ Es gebe bei virtuellen Währungen viele berechtigte Fragen, doch seien Komplettverbote nicht der richtige Weg.

Stefan Berger (CDU), der für den Mica-Bericht im Ausschuss als Berichterstatter zuständig war und dessen Vorschlag nun angenommen wurde, sprach von einem ersten Etappensieg. Denn die Verhandlungen zwischen Europaparlament und EU-Staaten stehen noch aus. Erst wenn beide Seiten sich einigen, steht die endgültige Position.

Kurstechnisch ohnehin ein Non-Event

So weitreichend ein De-Facto-Verbot für den europäischen Standort auch gewesen wäre, einen großen Einfluss auf den Bitcoin-Kurs hat die Diskussion nicht gehabt, da der europäische Sektor bisher im Vergleich zu den asiatischen Märkten und dem US-Markt recht unbedeutend ist.

Der Schaden eines Verbots würde langfristig in einer quasi nicht mehr vorhandenen Wettbewerbsfähigkeit des EU-Sektors in dem aufstrebenden Feld der Blockchain-Technologie liegen. Im Zweifel wäre eine komplette Abwanderung der involvierten Unternehmen die Folge. Das Mining-Verbot der chinesischen Regierung im Sommer 2021 hat bereits gut die Widerstandsfähigkeit des Krypto-Ökosystems gezeigt. Nach wenigen Monaten und einer Standortverlagerung eines Großteils der chinesischen Mining-Entitäten befindet sich die Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks wieder auf neuen Höchstständen.

onvista-Redaktion mit dpa-AFX

Titelfoto: Lukasz Stefanski / Shutterstock.com

(Anzeige)

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel