Insider - US-Pharmariese Eli Lilly investiert zwei Milliarden in Alzey

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

- von Andreas Rinke und Rene Wagner und Klaus Lauer

Berlin (Reuters) - Der US-Pharmariese Eli Lilly will einem Insider zufolge zwei Milliarden Euro in ein neues Werk im rheinland-pfälzischen Alzey investieren.

In der Fabrik würden injizierbare Medikamente produziert, sagte eine mit den Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Im Gegensatz zu anderen Großprojekten etwa von Chipherstellern in Ostdeutschland komme Lilly ohne Subventionen der öffentlichen Hand und damit ohne deutsches Steuergeld aus. Die Investition gilt als wichtiger Baustein beim Versuch der Bundesregierung, Deutschland verstärkt zum Standort für Pharmaproduktion zu machen.

Am Donnerstag blieb zunächst offen, welche Medikamente Eli Lilly in Alzey produzieren will. Zwei mit den Plänen vertraute Personen sagten, es gehe nicht um die Abnehmspritze Zepbound, für die der Pharmakonzern vergangene Woche die Zulassung der US-Arzneimittelbehörde erhalten hatte, und die ein Konkurrenzprodukt zu Wegovy von Novo Nordisk ist.

Durch die neue Fabrik werde eine vierstellige Zahl neuer Arbeitsplätze entstehen, sagten zwei weitere Insider. Üblicherweise würden bei Zulieferern weitere Jobs geschaffen – etwa bei Verpackungsmaterialien. "Da entstehen drumherum weitere hochwertige Arbeitsplätze", sagte eine der Personen. Lilly lehnte einen Kommentar zu den Angaben ab. Das US-Unternehmen, das seit 1960 in Deutschland präsent ist, beschäftigt hierzulande 1.000 Mitarbeiter, Hauptstandort ist Bad Homburg. Mit einem Marktwert von 560 Milliarden Dollar ist Eli Lilly der wertvollste börsennotierte Gesundheitskonzern der Welt.

PHARMA-CLUSTER RHEINLAND-PFALZ

Rheinland-Pfalz verstärkt mit der Milliarden-Investition seine Bedeutung als Biotech- und Pharma-Cluster in Deutschland mit Firmen wie Biontech in Mainz oder Boehringer in Ingelheim. Reuters hatte bereits am Mittwoch von der milliardenschweren Investition des US-Pharmariesen in Deutschland berichtet. Das Unternehmen hat für Freitag zu einer Pressekonferenz in Berlin eingeladen, an der auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Gesundheitsminister Karl Lauterbach teilnehmen. Gleichzeitig werden die Pläne in Alzey vorgestellt, unter anderem mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Manuela Dreyer (SPD). "Wir haben bewusst für Freitag, 14 Uhr, zu einer Pressekonferenz eingeladen, um für die Stadt Alzey sehr erfreuliche Entwicklungen bekanntzugeben", sagte der Bürgermeister von Alzey, Steffen Jung, zu Reuters. Bis dahin werde er Medienberichte nicht kommentieren.

Der erwartete Auftritt von gleich zwei Ministern am Freitag liegt auch daran, dass die Bundesregierung die Investitionsentscheidung als wichtiges Zeichen für den Pharmastandort Deutschland ansieht. Andere kürzlich getätigte Investitionen in Deutschland, darunter Chipfabriken von Intel (USA) und TSMC (Taiwan), wurden mit dem Versprechen massiver öffentlicher Subventionen gewonnen. Lillys geplante Investition wird in Regierungskreisen deshalb als Zeichen angesehen, dass der Standort Deutschland trotz der drohenden Rezession und der Debatte über hohe Energiepreise unabhängig von Subventionen attraktiv ist.

Hintergrund des Werbens um neue Ansiedlungen ist die in der Corona-Krise ausgelöste Debatte über sichere Lieferketten und Abhängigkeiten bei Medikamenten von asiatischen Produzenten wie China oder Indien. Die Sorge vor unsicheren Lieferketten ist durch geopolitische Spannungen durch den russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr noch gestiegen.

Kanzler Olaf Scholz hatte mehrfach betont, dass die Bundesregierung die Möglichkeiten für Pharmafirmen verbessern wolle, anonymisierte Patientendaten zu verwenden. Dazu ist ein neues Pharmaforschungsgesetz geplant. Im Dezember ist zudem ein Pharma-Gipfel mit Kanzler Scholz in Planung.

(Bericht von Andreas Rinke, Rene Wagner, Klaus Lauer; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Neueste exklusive Artikel