Holpriger Börsenstart für Zalando – Aktionärsvereinigung warnt
Ganz so hat sich Zalando sein Börsendebüt wohl nicht vorgestellt. Nach einem fulminanten Start in den Handel sinkt der Aktienkurs wieder. Anleger zeigen sich irritiert - und die Aktionärsvereinigung warnt.
Um zwölf Prozent springt die Aktie von Zalando zum Handelsstart. Applaus begleitet das Börsendebüt. Die Aufmerksamkeit für den Onlinehändlers ist groß, fast schon hysterisch. Doch dann macht sich Ernüchterung breit. Die Kursgewinne schwinden, nur mit Mühe hält sich die Aktie über den Ausgabewert.
Zalando-Anleger erlebten am Mittwoch eine Berg- und Talffahrt. Auf 24,10 Euro wurde der Emissionskurs für die Wertpapiere des Onlinehändlers festgelegt und lag damit zwölf Prozent über den Ausgabepreis. Zalando-Aktien schienen einen fulminanten Börsenstart hinzulegen. Doch der Jubel war nur von kurzer Dauer.
Eine knappe halbe Stunden später sanken die Papiere steil auf 21,55 Euro und lagen nur noch knapp über dem Emissionspreis von 21,50 Euro. Am späten Vormittag erholte sich der Kurs wieder und stieg kurz über die Marke von 23,00 Euro, nur um dann wieder auf unter 22 Euro zu fallen.
Anleger suchen Erklärungen
Der holprige Börsenstart irritiert. Die Nachfrage nach Zalando-Aktien soll das Angebot um das zehnfache überstiegen haben. Viele Marktbeobachter hatten daher deutlich mehr vom Börsendebüt erwartet. Doch bereits am Montag hatte Zalando für Verwunderung gesorgt, als der Online-Händler ankündigte, die bis 22,50 Euro reichende Angebotsspanne nicht voll auszuschöpfen.
Händler Vinay Sharma vom Broker Ayondo Markets verglich den Börsengang von Zalando mit dem anderen Unternehmen, die zuvor ähnlich große Erwartungen geweckt hatten. In der Vergangenheit sei in diesen Fällen oft das “Phänomen der Unterbewertung” zu beobachten gewesen. Emissionsbanken hätten demnach bei den Aktien absichtlich einen Spielraum nach oben gelassen. In der Folge hätten Anleger wegen der Euphorie am Markt deutliche Zeichnungsgewinne eingestrichen. Im Vergleich dazu habe die Kursentwicklung von Zalando etwas enttäuscht.
Für die eher bedächtige Kursentwicklung bei Zalando gibt es am Markt zwei Erklärungen. Sharma zufolge könnten die Emissionsbanken die Zalando-Aktien recht fair bewertet haben könnten. Für die Zeichner der Aktien habe es dann beim Aktienkurs nicht mehr viel Luft nach oben gegeben. Wahrscheinlicher sei jedoch ein anderer Erklärungsversuch: So könnte sich im Handelsverlauf die Einschätzung durchgesetzt haben, dass Zalando in einem sehr wettbewerbsintensiven und möglicherweise schwächelndem Marktumfeld unterwegs sei.
Aktionärsvereinigung mahnt zu Vorsicht
Der zweiten Erklärung scheint sich auch die Aktionärsvereinigung DSW anzuschließen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters warnt die DSW Privatanleger vor dem Kauf von Zalando-Aktien. „Vorsicht vor einem neuen Neuen Markt. Das ist nichts für sicherheitsbewusste Privatanleger“, sagte DSW-Vize-Präsident Klaus Nieding. Der Kauf der Wertpapiere berge laut Nieding große Risiken.
Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren keine Gewinne erwirtschaftet. Zudem hätten die früheren Mehrheitsaktionäre weiter großen Einfluss. Eine ähnliche Warnung spricht Nieding für den Börsengang von Rocket Internet aus. Die Firma geht am Donnerstag an die Börse und ist weltweit an Dutzenden Start-Ups beteiligt, von denen die meisten aber rote Zahlen schreiben.
OnVista/dpa-AFX/reuters
