Studie - Deutschland fehlen 320.600 Techniker im MINT-Bereich

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DEUTSCHLAND-FACHKR-FTE-MINT:Studie - Deutschland fehlen 320.600 Techniker im MINT-Bereich

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Berlin (Reuters) - Das Thema Fachkräftemangel bereitet den deutschen Firmen zunehmend Probleme.

Mit dem Umbau der Wirtschaft vor allem im Energiebereich wächst die Nachfrage nach Personal in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) auf Rekordniveau. Diese Fachkräftelücke lag im April bei 320.600 und damit rund doppelt so hoch wie vor Jahresfrist, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten MINT-Report hervorgeht, den das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) zweimal jährlich erstellt. "In den letzten Jahren sind die Beschäftigungszahlen und Engpässe in den Bereichen Energie/Elektro und IT besonders stark gestiegen." IW-Experte Axel Plünnecke sagte, ohne die Zuwanderung in den vergangenen Jahren läge die MINT-Lücke sogar schon über 600.000.

Wie aus getrennten Daten der KfW-Förderbank und des Ifo-Instituts hervorgeht, beklagten im April 44 Prozent der befragten Unternehmen, dass fehlende Fachkräfte sie in ihrer Geschäftstätigkeit behinderten. "Damit erreicht der Fachkräftemangel einen neuen Höhepunkt", erklärte die KfW. Alle Wirtschaftszweige seien stärker betroffen als noch bei der Umfrage im Herbst 2021. Spitzenreiter bleibe der Dienstleistungssektor, in dem aktuell jedes zweite Unternehmen über fehlendes Fachpersonal klage (48 Prozent). Das Verarbeitende Gewerbe erreicht demnach mit 40 Prozent den höchsten Anteil betroffener Firmen seit 30 Jahren.

Größtes Risiko für das Geschäft deutscher Unternehmen sind wegen des Ukraine-Kriegs derzeit zwar steigende Energie- und Rohstoffpreise, zeigt eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter rund 25.000 Firmen. Das zweitgrößte Problem in den meisten Branchen ist allerdings der Fachkräftemangel. Denn wegen der demografischen Entwicklung wird dies laut DIHK "eine der wesentlichen strukturellen Herausforderungen für die Unternehmen werden".

Industrievertreter sorgen sich vor allem um das Personal von morgen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. "Der MINT-Nachwuchs droht immer weniger zu werden", warnte Geschäftsführerin Indra Hadeler vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall. "Die negativen Effekte der pandemiebedingten Schulschließungen auf die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und der Rückgang der MINT-Studienanfängerzahlen hinterlassen tiefe Spuren." Rund 36 Prozent der MINT-Beschäftigten seien in der Metall- und Elektro-Industrie tätig.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) betonte, durch eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung müsse man vor allem auch mehr Frauen für die mathematisch-technischen Berufe begeistern. "Die sind hier weiter stark unterrepräsentiert", sagte Christina Ramb, Mitglied der BDA-Hauptgeschäftsführung. Von gut neun Millionen Mint-Fachkräften 2019 in Deutschland waren dem Report zufolge nur knapp 980.000 Frauen. Die Zahl der MINT-Akademikerinnen stieg allerdings von 2011 bis 2019 um rund 47 Prozent.

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