Markt-Update: Türkische Lira erneut auf Talfahrt - Ölwerte unter den wenigen Gewinnern, Repsol-Rally erhält Schub, Zur Rose setzt Verlustserie fort

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Quelle: Adam Vilimek/Shutterstock.com

Zwei Tage vor der richtungsweisenden Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) sind Europas Aktienanleger auf Tauchstation gegangen.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Dienstagvormittag je 0,9 Prozent auf 14.520 und 3806 Punkte. An den Nerven der Anleger zehren nach wie vor die Konjunktursorgen in Folge des Krieges in der Ukraine und der schwächeren Nachfrage aus China. Auch die deutsche Industrie erhielt wegen dieser Belastungsfaktoren den dritten Monat in Folge weniger Aufträge. Das Neugeschäft schrumpfte um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat

Australische Zentralbank hebt Zins überraschend deutlich an

Die Zinserwartungen der Anleger rückten in den Vordergrund, nachdem die Währungshüter in Sydney den Leitzins um 50 Basispunkte angehoben und damit den Markt überrascht hatten. "Auch wenn geographisch gesehen Australien weit weg ist, die Einschläge in Form von Zinserhöhungen über Normalmaß kommen näher", sagte Stratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Alle Augen auf der EZB

Experten zufolge wird die Europäische Zentralbank am Donnerstag den Boden für die erste Zinsanhebung seit elf Jahren bereiten. Als wichtige Voraussetzung dafür dürfte auf der auswärtigen EZB-Sitzung in Amsterdam das Aus für das milliardenschwere Anleihen-Ankaufprogramm APP besiegelt werden. Dies gilt als Vorstufe der Zinserhöhung. "Mit einer Erhöhung der Leitzinsen um 50 Basispunkte im Juli könnte die EZB ein deutliches Signal setzen, wir rechnen jedoch nicht mit einem solchen Schritt", sagte Jan Viebig, Chief Investment Officer bei ODDO BHF. "Allerdings gehen wir davon aus, dass sich die EZB dem Druck der Inflationszahlen nicht entziehen kann." Deswegen werde sich der Anstieg der Leitzinssätze im vierten Quartal fortsetzen, der Einlagenzins bis zum Jahresende auf 0,5 Prozent steigen.

Erdogan kündigt Zinssenkungen an – Lira auf Talfahrt

Während die großen Notenbanken weltweit ihre Geldpolitik straffen, drängt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ungeachtet einer Inflation von mehr als 70 Prozent auf weitere Zinssenkungen der Zentralbank. Das schickte die türkische Lira auf Talfahrt. Der Dollar verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 16,71 Lira. Seit Jahresbeginn hat die türkische Devise um rund 21 Prozent abgewe

Das Pfund Sterling verlor ein halbes Prozent auf 1,2466 Dollar, nachdem der britische Premierminister Boris Johnson das Misstrauensvotum seiner konservativen Partei wegen der "Partygate"-Affäre überstanden hatte. Börsianer hatten zuvor eine Niederlage Johnsons favorisiert. Unter einer neuen Führung hätte sich die Regierung auf die wichtigen Themen, wie die Inflation, konzentrieren können, hieß es.

SGL Carbon legen Rally hin

Am Aktienmarkt bejubelten Anleger eine Prognoseanhebung von SGL Carbon. Die Aktien kletterten um bis zu 13,2 Prozent auf 6,69 Euro und waren damit so teuer wie seit Januar nicht mehr. Der Grafitspezialist rechnet angesichts gut laufender Geschäfte nun mit mehr Umsatz und Gewinn als zuvor. Die gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik könnten an die Kunden weitergereicht werden.

Ölwerte unter den wenigen Gewinnern

Zu den wenigen Gewinnern gehörten auch Ölwerte angesichts weiter steigender Ölpreise, der Rohstoffsektor profitierte von einer Kaufempfehlung für Bergbaukonzerne von Barclays . Rio Tinto etwa zogen daraufhin um knapp eineinhalb Prozent an. Ein Prozent betrug das Plus für Konkurrent Glencore , hier wurde zudem bekannt, dass der Konzern noch im Juni den deutschen Sportartikelhersteller Adidas im Stoxx Europe 50 ersetzt.

Repsol-Rally erhält Schub - Bericht über Teilverkauf von Öl & Gas

Die Hoffnung auf einen Teilverkauf des Öl- und Gasgeschäfts hat auch die jüngste Rally bei Repsol am Dienstagvormittag beschleunigt. Die Papiere der Spanier schossen um 4 Prozent nach oben auf das höchste Niveau seit November 2018. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus informierten Kreisen berichtet, verhandelt Repsol mit EIG Global Energy Partners über den Verkauf von bis zu einem Viertel seines Öl- und Gasgeschäfts. Die Gespräche seien allerdings in einem sehr frühen Stadium, hieß es. Analysten würden den Wert des Geschäftsbereichs insgesamt zwischen 14 und 18 Milliarden Euro taxieren. Repsol wollte den Sachverhalt gegenüber Reuters nicht kommentieren.

SAS im Keller

Ins Trudeln geriet hingegen die Fluggesellschaft SAS, deren Aktien um mehr als vierzehn Prozent auf ein Rekordtief von 0,6486 schwedischen Kronen stürzten. Der schwedische Staat wird der Airline keine Finanzspritze gewähren. Neben den beschlossenen Restrukturierungen und Kostensenkungen benötigt SAS eigenen Angaben zufolge umgerechnet 904 Millionen Euro, um Liquiditätsprobleme zu beseitigen. Der schwedische und der dänische Staat halten jeweils 21,8 Prozent an SAS.

Zur Rose setzen Talfahrt fort

In der Schweiz knüpften Zur Rose an ihre jüngste Verlustserie mit einem Abschlag von knapp drei Prozent an. In der vergangenen Woche war der Kursschub durch den festgezurrten Zeitplan zum E-Rezept in Deutschland schnell wieder verhallt. Barclays-Analyst Otto Sieber senkte nunmehr sein Kursziel für die Schweizer Versandapotheke, er hatte sich ein schnelleres Tempo bei der Einführung der elektronischen Verschreibung und mehr Verbindlichkeit erhofft.

onvista/dpa-AFX/reuters

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