Werden die Hexen es richten?

Stefan Riße · Uhr

Diese Korrektur am Aktienmarkt geht ans Eingemachte. Menschen in meinem Umfeld, die nie etwas von Aktien wissen wollten, mich im vergangenen Jahr dann aber anriefen und fragten, ob sie nun doch ein MSCI World ETF kaufen sollen, weil sie jetzt ja Verwahrendgeld bezahlen müssten, rufen mich jetzt wieder an, und fragen, ob sie alles verkaufen sollen. Das ist an sich ein guter Kontraindikator.

Erholungsrallye aufgeschoben, nicht aufgehoben

Auch die Stimmungsindikatoren geben als Kontraindikatoren schon seit Wochen Kaufsignale. Daher ist es auch schon seit Wochen wahrscheinlich, dass die Kurse zu einer Erholungsrallye ansetzen. Nur kam diese bisher nicht oder nur in kleinem Maße. Das passiert nicht oft, aber es gibt besondere Börsensituationen, wo es trotz sehr schlechter Stimmung dann noch weiter runter geht mit den Kursen. Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 war dafür ein gutes Beispiel. Nur wie vorausahnen, wann ein so seltenes Ereignis eintritt? Wer mit Stimmungsindikatoren arbeitet, muss nach Wahrscheinlichkeiten agieren und greift dann – wenn auch selten - mal zu früh ins fallende Messer. Denn Ereignisse wie die besagte Lehman-Pleite oder eben zuletzt der erneute Anstieg der Inflationsrate in den USA, kann niemand voraussehen. Doch auch in den Fällen, in denen die Kurse trotz extrem pessimistischer Stimmung noch weiter fielen, wendete der Aktienmarkt irgendwann. Daher rechne ich nach wie vor mit einer solchen Erholung. Aufgeschoben, nicht aufgehoben ist die Erholungsrallye.

Hoffen auf die Hexen

Heute ist an den Terminbörsen in den USA wie auch an der Eurex in Europa der große Verfallstag, an dem viele Optionen und Future-Kontrakte auslaufen. Gerade zum jetzigen Termin ist das so genannte „Open Interest“, also das Volumen der ausstehenden offenen Kontakte, extrem groß. Nicht selten waren solche Verfallstermine Wendepunkte am Markt. Man konnte diese Woche die Hoffnung haben, dass mit der am Ende ja erwarteten Zinserhöhung in den USA um 0,75 Prozentpunkte der Markt nach oben dreht, weil das Befürchtete zur vollendeten Tatsache wurde. Die kurze Erleichterung währte aber nicht lange und so könnte nun der heutige Verfallstag die Wende bringen. Es war zum Beispiel das Tief im Corona-Crash exakt am Montagmorgen nach dem großen Verfall im März 2020. Ebenfalls um den Verfall im März drehte der Markt im Jahr 2000 nach unten und im Jahr 2003 nach einem dreijährigen Abschwung wieder nach oben. Für nichts gibt es eine Garantie, aber die Hoffnung bleibt. In einer Woche wissen wir, ob sie berechtigt war.

Wer Aktien kauft, investiert in Unternehmen

So oder so sollte man aber bei Aktieninvestments immer daran denken, dass man sich an Unternehmen beteiligt. Solange diese etwas erwirtschaften - und das ist dann zum Beispiel der große Unterschied gegenüber den Kryptowährungen - werden sie ihren Besitzern allein über die Gewinne das Geld irgendwann zurückzahlen. Und die scharfe Korrektur der letzten Monate hat durchaus auch ihr Gutes. Die Bewertungen sind mittlerweile unter dem Zehnjahresdurchschnitt angekommen. Kurzum: Lange warnten viele vor der Überbewertung der Aktien. Die hat sich erledigt. Small Caps, also kleine Unternehmen, notieren übrigens schon deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.

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