Börse am Morgen: Dax über 15.000-Punkte-Marke – Deutsche Start-up-Branche sieht keine Gefahr

onvista · Uhr
Quelle: anathomy/Shutterstock.com

Vom gestrigen Schock hat sich der Dax bisher nur leicht erholt. Gestern stürzte der Leitindex um über 3 Prozent ab – von 15.435 Punkten auf 14.959. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn liegt der Dax mit 0,7 Prozent im Plus bei 15.066 Punkten.

Anleger fragen sich nun, wie die Fed und die EZB auf diese Nachricht reagieren werden. Jedoch rechnet nun niemand mehr mit einer Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte; einige Analysten gehen sogar davon aus, dass die Fed in diesem Monat eine Pause einlegt und die Zinsen erstmal nicht weiter erhöhen wird. Denn höhere Zinsen belasten Alt-Anleihen, die noch einen geringen Kupon haben. Wenn die Zinsen weiter steigen, stoßen vielen Anleger ihre Alt-Anleihen ab, so dass deren Kurs weiter sinkt. Ist man dann gezwungen, diese zu verkaufen – so wie die Silicon Valley Bank – werden aus den Buchverlusten reale Verluste. Viele Banken halten Anleihenportfolios, deren Wert gesunken nun gesunken ist. Sollten sie auch in Liquiditätsengpässen geraten, ist eine Veräußerung mit hohen Verlusten wahrscheinlich.

Heute um 13:30 MEZ steht eine weitere wichtige Konjunkturkennzahl an: Die Veröffentlichung der Realeinkommen für den Februar 2023 in den USA. Sollten die US-Einkommen sinken, wird eine Pausierung der Zinserhöhung wahrscheinlicher.

Start-up-Verband: Erste Schritte nach Bank-Kollaps dämmen Folgen ein

Der deutsche Start-up-Branche ist optimistisch, dass sich die Folgen des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank für die hiesige Gründerbranche in Grenzen halten. „Im Ursprung ist das keine Start-up-Krise. Es handelt sich um Refinanzierungsprobleme einer Bank“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, Christian Miele, in Berlin.

Miele glaubt nicht, dass sich wegen des Kollaps des US-Start-up-Finanzierers hierzulande große Finanzierungsprobleme für die Branche ergeben. „Ich bin zuversichtlich, dass es in der Breite zu keiner größeren Zurückhaltung bei Wagniskapitalgebern kommt.“ Noch ließen sich die Folgen für deutsche Start-ups aber nicht abschließend beurteilen.

Die Niederlassung der Silicon Valley Bank in Deutschland, die am Montag von der Finanzaufsicht Bafin geschlossen wurde, hat kein Einlagengeschäft betrieben. Einige Start-ups hierzulande hätten aber die Angebote der britischen SVB-Tochter genutzt, so Miele. Mit der Übernahme durch die britische Großbank HSBC scheine sichergestellt, dass deutsche Start-ups, die dort Einlagen haben, wieder Zugriff auf ihr Geld haben. „Das war ein wichtiger Schritt, um kurzfristige Liquiditätsengpässe bei betroffenen deutschen Start-ups zu vermeiden.“ Auch habe die Sicherung sämtlicher SVB-Einlagen durch US-Behörden die Situation in den USA entschärft.

Ein Vorteil für Deutschland: Die Finanzierungsform Venture Debt - Spezialkredite für schnell wachsende Unternehmen, auf die die SVB spezialisiert war - sei hier nicht sehr verbreitet, sagte Miele.

Die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) war nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung am Freitag geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Zuvor hatten Kunden in kurzer Zeit sehr viel Geld abgezogen. Die US-Notenbank Fed hat eine Untersuchung angekündigt.

Der Kollaps der Bank kommt für die deutsche Gründerbranche zur Unzeit. Denn vor allem wegen der steigenden Zinsen hielten sich Geldgeber zuletzt ohnehin mit großen Kapitalspritzen zurück und scheuten riskante Geschäftsmodelle. Feierte die Start-up-Branche 2021 ein Rekordjahr, waren die Finanzierungen für deutsche Start-ups 2022 eingebrochen. In der Folge brachen die Bewertungen von Start-ups ein, einige Wachstumsfirmen strichen reihenweise Jobs.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte sich am Montag nicht konkret geäußert, welche Auswirkungen der Kollaps der SVB für die deutsche Start-up-Branche haben könnte. Eine Sprecherin verwies aber darauf, dass es in Deutschland sehr viele Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups gebe. Sie seien nur zu einem Teil auf Banken gestützt, daneben gebe es staatliche Förderprogramme oder private Investoren.

Fraport zahlt wieder keine Dividende

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport rechnet nach dem stark gewachsenen Passagierverkehr im vergangenen Jahr für 2023 mit einer weiteren Erholung nach dem Ende der staatlich verordneten Lockdowns. An Deutschlands größtem Luftfahrt-Drehkreuz dürfte die Zahl der Fluggäste von zuletzt knapp 49 Millionen auf rund 57 bis 63 Millionen steigen, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Das entspricht etwa 80 bis 90 Prozent des Rekordwerts aus 2019. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll mit 1,04 bis 1,2 Milliarden Euro mindestens etwas höher liegen als 2022. Der konsolidierte Konzerngewinn soll 300 bis 420 Millionen Euro erreichen.

Jahreszahlen 2022 Fraport

Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre trotz hoher Abschreibungen wegen der Beteiligung am Flughafen St. Petersburg in Russland überraschend gute 132 Millionen Euro und damit rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen wegen der hohen Schulden infolge der Corona-Krise erneut für 2022 und auch für 2023 auf eine Dividende verzichten.

Dermapharm verfehlt Ziele – Erwartet Ergebnisrückgang

Der Arzneimittelhersteller Dermapharm hat 2022 seine eigenen Ziele leicht verfehlt.

Jahreszahlen 2022 Dermapharm

Damit lag Dermapharm jedoch jeweils etwas unter dem unteren Ende der Prognosespannen. Der Vorstand hatte Anfang Januar noch das Erreichen des unteren Endes der eigenen Ziele in Aussicht gestellt und das mit einer zuletzt schwächeren Entwicklung der Impfstoff-Erlöse begründet. Zugleich belasteten steigende Kosten und angespannte Lieferketten. Die vollständigen Zahlen will der Konzern am 28. März präsentieren.

Das Unternehmen hatte während der staatlich verordneten Anti-Corona-Maßnahmen durch die Auftragsproduktion von Corona-Impfstoffen für den Hersteller Biontech aus Mainz eine Sonderkonjunktur erlebt. Dieser Rückenwind lässt wie überall in der Branche auch bei Dermapharm nach.

Prognose 2023 Dermapharm

Weniger Baugenehmigungen für Wohnungen in NRW erteilt

Die nordrhein-westfälischen Bauämter haben vorläufigen Zahlen zufolge 2022 weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Jahr zuvor. Das hat das Statistische Landesamt ermittelt. Seien es 2021 noch Baugenehmigungen für 60 911 Wohnungen gewesen, habe sich diese Zahl 2022 auf 59 082 verringert - ein Minus von drei Prozent.

Der Rückgang betraf demnach vor allem „neu zu errichtende Wohngebäude mit einer oder zwei Wohnungen“, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag - also Ein- und Zweifamilienhäusern. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser habe sich um 13,9 Prozent auf 11 081 verringert. Bei den Zweifamilienhäusern sei ein Rückgang von 16,4 Prozent auf 3 802 Wohnungen verzeichnet worden.

„Diese Rückgänge dürften zum Teil auf das Auslaufen des Baukindergeldes zum ersten Quartal 2021 und auf das Ende der Förderung von Häusern der Energieeffizienz-Stufe 55 zum 31. Januar 2022 zurückzuführen sein“, schrieben die Statistiker.

Redaktion onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel