Insider - Abu Dhabi und OMV prüfen Milliardenfusion von Chemiegeschäft

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Abu Dhabi/Wien (Reuters) - Abu Dhabi und der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV erwägen einem Insider zufolge eine Zusammenlegung ihrer beiden Petrochemieunternehmen Borealis und Borouge. Geprüft werde eine engere Zusammenarbeit bis hin zu einer möglichen milliardenschweren Fusion, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Die Agentur Bloomberg hatte zuvor unter Berufung auf Insider gemeldet, OMV und Abu Dhabi sprächen über eine mögliche Bewertung von Borealis in Höhe von etwa zehn Milliarden Dollar. Einschließlich der Beteiligung am Kunststoff-Joint-Venture Borouge könnte die Gesamtbewertung des kombinierten Unternehmens 30 Milliarden Dollar übersteigen. Der genaue Wert und die Eigentumsverhältnisse seien die beiden wichtigsten Hürden für eine Einigung und könnten sich noch ändern.

Adnoc und OMV wollten sich nicht dazu äußern. Von Borealis und Borouge war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. OMV-Aktien legten an der Wiener Börse gut acht Prozent auf 43,06 Euro zu.

Die Kunststoffgruppe Borealis mit Sitz in Wien gehört zu 75 Prozent der teilstaatlichen OMV, der Rest wird von der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) gehalten. Die OMV hatte erst vor wenigen Jahren für gut vier Milliarden Euro weitere 36 Prozent an Borealis übernommen und sich damit die Mehrheit gesichert. Die in Abu Dhabi gelistete Borouge ist wiederum ein Joint Venture zwischen Adnoc und Borealis. Abu Dhabi ist außerdem mit 24,9 Prozent der zweitgrößte OMV-Aktionär nach dem österreichischen Staat.

Borealis gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Polyolefinen und ist für die OMV das Kernelement in der Umsetzung ihrer Strategie bis 2030. Die Österreicher wollen bis 2050 klimaneutral sein und bis dahin das traditionelle Öl- und Gasgeschäft zurückfahren. Wachstumstreiber soll dabei die Chemiesparte sein.

"Die Borealis ist integraler Bestandteil der Strategie und zur bestmöglichen Verwirklichung prüfen und evaluieren wir Ideen und Szenarien mit Adnoc", sagte Stern schon Ende Mai auf der Hauptversammlung. Mehrere Aktionäre hatten den Vorstand zuvor gefragt, ob ein Verkauf des Anteils an Adnoc angedacht sei. Medien berichteten über derartige Spekulationen. "Ein Verkauf der 75-Prozent-Beteiligung ist nicht Gegenstand dieser Gespräche und es liegt uns auch kein konkretes Angebot der Adnoc vor", so der Manager.

Adnoc hingegen will seine internationalen Chemie- und Kunststoffbeteiligungen bündeln und einen Kunststoff-Giganten formen. Erst im Frühjahr hatten sich Adnoc und der Staatsfonds aus Abu Dhabi, Mubadala, darauf geeinigt, dass Adnoc den 25-Prozent-Anteil an Borealis übernimmt. Im vergangenen Monat war der Konzern zudem einem Insider zufolge mit einem Übernahmeangebot an das Kunststoffunternehmen Covestro herangetreten, damit aber abgeblitzt. Dem Covestro-Management war das Angebot laut zwei mit der Situation vertrauten Personen zu niedrig.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich und Shivani Tanna; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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