Roche will mit neuen Arzneien Investoren überzeugen

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Zürich (Reuters) - Der Roche-Konzern will mit neuen Medikamenten die Gunst der Anleger zurückgewinnen.

Der Schweizer Pharma- und Diagnostikriese, der nach dem Ende des Booms für Corona-Tests und -Arzneien dieses Jahr mit Umsatz- und Gewinneinbußen kämpft, brauche eine Auffrischung seiner spätklinischen Entwicklungspipeline, räumte Finanzchef Alan Hippe am Donnerstag bei der Veröffentlichung der Halbjahresergebnisse ein. "Wir müssen jetzt die Pipeline wieder auffüllen und uns selbst beweisen, dass wir wirklich eine starke Pipeline in der Spätphase haben", sagte Hippe. "Sobald dies der Fall ist, mache ich mir keine Sorgen um den Aktienkurs."

Roche, in der Vergangenheit eines der führenden Unternehmen in der Medikamentenentwicklung, hatte im Vorjahr mehrere herbe Rückschläge zu verkraften: Zwei Alzheimer-Medikamente und eine neuartige Krebs-Immuntherapie schlugen fehl. Manch ein Investor kehrte dem Unternehmen daraufhin den Rücken. Mit einem Kursminus von rund 15 Prozent in den letzten zwölf Monaten hinkt Roche dem in dieser Zeit praktisch stabilen europäischen Branchenindex deutlich hinterher. "Insgesamt fehlt den Baslern derzeit ein Knüller, der die Aktie aus ihrem Dornröschenschlaf wachküssen könnte", erklärte Analyst Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank.

Der seit März amtierende neue Konzernchef Thomas Schinecker zeigt sich bestrebt, Roche wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Auch Zukäufe könnten dazu beitragen, die Produktpipeline aufzupolstern, allerdings will Schinecker dabei weiterhin Augenmaß walten lassen. "Wenn alles zusammenpasst und Sinn macht, dann tun wir es", sagte der CEO. "Genau so haben wir es in der Vergangenheit gemacht. Und wir haben vor, auch in Zukunft sehr diszipliniert vorzugehen und dafür zu sorgen, dass alles wissenschaftlich fundiert ist." Roche prüfe jedes Jahr Hunderte, wenn nicht Tausende Unternehmen, erklärte Schinecker. Anfang der Woche hatte der Konzern eine Kooperation mit dem US-Unternehmen Alnylam zur Entwicklung eines Bluthochdruckmedikaments vereinbart. Auf einen Medienbericht, der Konzern sei an einem Darmmedikament der britischen Biotech-Firma Roivant Sciences interessiert, ging Schinecker nicht ein.

WEGBRECHENDE COVID-VERKÄUFE BELASTEN UMSATZ UND GEWINN

Im laufenden Jahr schlägt bei Roche das Ende des Booms für Corona-Tests und -Arzneien durch. Zudem schmälert die Konkurrenz durch günstigere Nachahmermedikamente für wichtige Umsatzbringer den Ertrag. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz währungsbereinigt um zwei Prozent auf 29,78 Milliarden Franken. Covid-Verkäufe herausgerechnet, stand immerhin ein Verkaufsplus von acht Prozent zu Buche. Zu verdanken ist das auch Vabysmo: Das Anfang 2022 auf den Markt gebrachte Augenmedikament erwies sich als Umsatzrenner und kratzte mit 957 Millionen Franken an der Blockbuster-Marke. Der vom Konzern als relevante Größe angesehene bereinigte Gewinn je Genussschein und Aktie ging um fünf Prozent auf 10,10 Franken zurück. Der Reingewinn ging um 17 Prozent auf 7,56 Milliarden Franken zurück, nachdem im Vorjahr eine Vergleichszahlung das Ergebnis hochgetrieben hatte.

An der Prognose für das gesamte Jahr hält Roche fest und rechnet unter Ausschluss von Wechselkurseffekten weiterhin mit einem Umsatzrückgang um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag und einem Absinken des bereinigten Gewinns je Titel im gleichen Ausmaß. Die Dividende will Roche weiter anheben. Erzrivale Novartis, die britische GSK und der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson haben ihre Jahresprognose zuletzt angehoben.

(Bericht von Paul Arnold. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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