Börse am Morgen 28.02.2024

Dax schafft fünftes Rekordhoch in Folge – Insolvenzen nehmen 2024 an Fahrt auf

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Quelle: Sittipong Phokawattana / Shutterstock.com

Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt ist auch zur Wochenmitte weitergegangen. Der Dax erreichte am Mittwoch im frühen Xetra-Handel den fünften Tag in Folge eine Bestmarke. Nach gut einer Stunde Handel liegt der Dax mit 0,19 Prozent im Plus bei 17.590 Punkten.

„Der Aktienmarkt treibt die Anleger, die auf eine Korrektur setzen, weiter vor sich her“, sagt der Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Lediglich rund 2,5 Prozent trennen den deutschen Leitindex noch von 18.000 Punkten, die der Experte als nächstes Ziel bezeichnet.

„Rücksetzer werden zum Einstieg genutzt, was darauf schließen lässt, dass Marktteilnehmer wenig Sorge vor einer bevorstehenden Konsolidierung oder Korrektur haben“, merkte die Landesbank Helaba zur Aktien-Rally an. „Sie wollen vielmehr die Chance auf weitere Kursgewinne nicht verpassen“.

Studie: Insolvenzen nehmen 2024 an Fahrt auf

Auf die Unternehmen kommt 2024 nach Einschätzung des Kreditversicherers Allianz Trade weltweit im dritten Jahr in Folge ein Anstieg der Insolvenzen zu. „Dieser Trend gilt - wenn auch verzögert im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern - auch für Deutschland“, prognostizieren die Volkswirte der in Hamburg ansässigen Allianz-Tochter. „So werden im Jahr 2024 laut Allianz Trade Insolvenzstudie die anhaltende Wirtschaftsschwäche, strukturelle Herausforderungen und engere Finanzierungsbedingungen voraussichtlich noch mehr deutsche Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten bringen.“

Die Anzahl von Insolvenzen bei deutschen Unternehmen dürften demnach 2024 um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zunehmen. „Dieser Anstieg hat bereits insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2023 begonnen“, sagte der Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts. Hier habe sich die Zahl der Insolvenzen mit einem 25-prozentigen Plus im Vergleich zur zweiten Hälfte des Vorjahres sichtbar beschleunigt, „wobei das Gastgewerbe, der Handel, die Baubranche und B2B-Dienstleistungen wesentlich dazu beitrugen“.

Entsprechend dieser Entwicklung erwarten die Analysten von Allianz Trade, dass die Zahl der Firmenpleiten hierzulande 2024 etwa auf 20.260 Fälle steigt. Erst 2025 dürfte sie sich demnach aufgrund der erwarteten Erholung der deutschen Wirtschaft auf einem etwas stabileren Niveau knapp unter 20.000 einpendeln.

Weltweit rechnen die Allianz-Trade-Volkswirte mit einem Plus von 9 Prozent bei den Fallzahlen „in diesem Jahr die dritte Eskalation in Folge“ im Insolvenzgeschehen. Als entscheidende Faktoren dafür nennen sie geringeres Wachstum, Handelsunterbrechungen und geopolitische Unsicherheiten. Die größten Steigerungen werden in den USA (plus 28 Prozent), Spanien (plus 28 Prozent) und den Niederlanden (plus 31 Prozent) erwartet. Dieser breit angelegte Anstieg würde dazu führen, dass die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2024 in zwei von drei Ländern die Zahl vor der Pandemie übersteigt. Im Jahr 2023 war das noch bei der Hälfte der Länder der Fall, sagt die Chefin der Allianz-Trade-Gruppe, Aylin Somersan Coqui.

Allerdings rechnet Allianz Trade „nicht mit einem Tsunami von Unternehmensinsolvenzen, wie er nach der großen Finanzkrise zu verzeichnen war, als die weltweiten Insolvenzen 2008 und 2009 um 17 Prozent beziehungsweise 19 Prozent in die Höhe schnellten“.

Immobilienkrise in China: Liquidationsantrag gegen weiteren Konzern

In der laufenden Immobilienkrise Chinas muss sich erneut ein großer und hoch verschuldeter Bauträger vor Gericht gegen einen Antrag auf Abwicklung wehren. Der betroffene Konzern Country Garden bestätigte in einer Börsenmitteilung am Mittwochmorgen (Ortszeit), dass sein Gläubiger Ever Credit Limited dies vor einem Gericht in Hongkong erwirken will. Es gehe um einen nicht gezahlten Kredit in Höhe von 1,6 Milliarden Hongkong-Dollar (etwa 188,6 Millionen Euro) zuzüglich Zinsen. Das Gericht setzte die erste Anhörung laut Country Garden für den 17. Mai fest.

Nach der angeordneten Zerschlagung des mit umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar weltweit am höchsten verschuldeten Immobilienentwicklers China Evergrande Ende Januar droht damit erneut einem wichtigen Bauträger aus dem Reich der Mitte die Liquidation. Die Krise in dem Sektor, der rund ein Fünftel zur jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt, lastet schwer auf der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Regierung in Peking versuchte bereits, mit Lockerungen bei der Kreditvergabe und einer Liste von Bauprojekten gegenzusteuern, in die Banken investieren sollen.

Country Garden werde sich der Petition „energisch widersetzen“, teilte der an der Hongkonger Börse gelistete Konzern mit. Die Immobilienfirma aus dem südchinesischen Foshan galt einst als größter Entwickler nach Verkäufen und erarbeitet derzeit laut Mitteilung mit ausländischen Gläubigern eine Restrukturierung. Country Garden rechnet demnach nicht damit, dass der Antrag vor dem Hongkonger Gericht eine „bedeutende Auswirkung“ auf diesen Prozess oder dessen Zeitplan haben wird. An der Börse in der chinesischen Sonderverwaltungsregion rutschte der Kurs des Unternehmens am Vormittag nach Handelseröffnung zeitweise um elf Prozent ab.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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