Wacker Chemie für 2024 nur vorsichtig optimistisch

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München (Reuters) - Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr rechnet der Münchner Spezialchemiekonzern Wacker Chemie 2024 allenfalls mit einem stabilen operativen Ergebnis.

"Eine derartig lange und ausgeprägte Nachfrageschwäche hat es noch nie gegeben", sagte Vorstandschef Christian Hartel am Dienstag in München. Von einem Rekordgewinn von 1,28 Milliarden Euro stürzte der Nettogewinn im vergangenen Jahr um drei Viertel auf 327 Millionen Euro ab, der Umsatz brach aufgrund sinkender Preise um 22 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro ein. "Es wurde zu viel gekauft und zu viel auf Lager gelegt", sagte Finanzvorstand Tobias Ohler. Die Dividende wird entsprechend auf drei (zwölf) Euro zusammengestrichen.

"2024 wird erneut ein herausforderndes Jahr", sagte Hartel. Die Nachfrage nach Silikonen sei in einigen Branchen gestiegen, doch am Bau herrsche noch Zurückhaltung. "Eine nachhaltige Trendwende auf der Nachfrageseite lässt sich daraus noch nicht ableiten." Einem guten Januar sei ein schwacher Februar gefolgt, im März ziehe das Geschäft wieder an. Wacker gehe für 2024 von einem Umsatz zwischen 6,0 und 6,5 (2023: 6,4) Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 600 bis 800 (824) Millionen Euro aus. "Wir haben die Chance, an die Ergebnisse des Vorjahres anzuknüpfen", sagte Hartel. Doch dazu müsse die Konjunktur etwas anziehen.

Bis dahin will der Vorstand gegen die Flaute ansparen: "Wir verfolgen vorerst eine restriktive Personalpolitik, verschlanken Prozesse und sparen bei unseren Sachkosten", kündigte Hartel an. Ein Stellenabbau sei aber nicht geplant. Wacker beschäftigt fast 16.400 Mitarbeiter, davon 10.600 in Deutschland.

Das Signal reichte den Börsianern, um einen Silberstreif am Horizont auszumachen. Die Wacker-Aktie stieg um fünf Prozent auf 109,10 Euro. Die Erwartungen seien positiver als befürchtet, hieß es in einem Kommentar von Baader Helvea. Die 135 Millionen Euro Ebitda, die Wacker für das erste Quartal erwarte, seien mehr, als die Analysten im Schnitt geschätzt hätten, schrieben die Experten von Stifel. Mit einer Normalisierung der Ergebnisse rechnet der Vorstand erst 2025. Die 1,25 Milliarden Euro, die Wacker Chemie in den vergangenen vier Jahren im Schnitt operativ verdient habe, "würden sich gut anfühlen", sagte Finanzvorstand Ohler. An dem Ziel, den Umsatz bis 2030 auf zehn Milliarden Euro und die operative Rendite auf 20 Prozent auszubauen, hält Wacker fest.

Hartel warb bei der Politik erneut für einen Industriestrompreis, um die Zeit bis zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland zu überbrücken - doch große Hoffnung hat er nicht: "Das ist keine Dauersubvention, sondern ein Investment in dieses Land. Wenn sich da nichts bewegt, können wir in Deutschland keine neuen Kapazitäten aufbauen." Gerade die Produktion von Polysilizium als Grundstoff für die Chip- und Solarindustrie verschlingt viel Energie.

An der ehemaligen Wafer-Tochter Siltronic hält Wacker nach dem von der Bundesregierung blockierten Verkauf an die taiwanische GlobalWafers weiterhin rund 31 Prozent. Es bleibe dabei, dass man sich mittelfristig von den Aktien trennen wolle, sagte Hartel. "Wir haben da keine Eile, weder finanziell noch strategisch."

(Bericht von Alexander Hübner.; Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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