Bankensektor: Ratingagentur Moody´s und Goldman-Sachs-Analysten sehen schwarz – Kreditausfälle und enorme Gewinneinbußen

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Die Kurserholung der tags zuvor auf Rekordtiefs abgerutschten Aktien der Deutschen Bank und Commerzbank hat am Dienstagnachmittag neue Nahrung bekommen. So prüft die deutsche Bankenaufsicht wegen der Coronavirus-Krise derzeit Erleichterungen mit Blick auf die Kapitalausstattung von Geldhäusern, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet hatte.

Die Anteile der Deutschen Bank schnellten daraufhin in der Spitze um mehr als 10 Prozent hoch, Commerzbank um fast 15 Prozent. Anschließend kamen sie wieder etwas zurück und notierten mit einem Plus von rund 7 Prozent bei der Deutschen Bank beziehungsweise etwas mehr als 9 Prozent bei der Commerzbank wieder in etwa auf dem Niveau vor der Kreisemeldung.

Niedrigzinsen und Kreditausfälle als Gefahr für den Gewinn

Die Coronavirus-Krise und die damit einhergehende Angst vor einer weltweiten Rezession lastet schwer auf den Kredithäusern. Notenbanken wie zuletzt die amerikanische Fed versuchen mit Zinssenkungen der Wirtschaft zu helfen. Für Banken aber sind tiefe Zinsen Gift. Sie schmälern die Gewinne. Auch sorgen sich Anleger wegen möglicher Kreditausfälle im Falle einer Rezession. Laut der Ratingagentur Moody´s werde sich die Kreditqualität wegen der Epidemie verschlechtern.

Eine kurzfristige Schwächephase könnten die europäischen Banken aber abfedern. Schließlich hätten die meisten Geldhäuser in den vergangenen Jahren ihre Kapitalpolster gestärkt und den Anteil fauler Kredite in ihren Büchern abgebaut. Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass die direkten negativen Auswirkungen auf den europäischen Bankensektor begrenzt sein dürften.

Eine längere Krise werde jedoch auch auf die Banken durchschlagen, da dann mit steigenden Kreditausfällen vor allem bei Darlehen an kleinere und mittlere Unternehmen zu rechnen sei. Zudem würde ein anhaltendes Zinstief sowie eine geringere Nachfrage nach Anleiheemissionen, Börsengängen und anderen Kapitalmarkttransaktionen die ohnehin geringe Profitabilität der Banken weiter belasten.

Analysten der US-Bank Goldman Sachs haben sogar eine genaue Prognose der negativen Auswirkungen abgegeben: Wegen des Virus werden die europäischen Banken laut den Analysten in den nächsten drei Jahren rund 30 Milliarden Euro Nettogewinn einbüßen müssen.

Am morgigen Donnerstag steht die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Leitzinsentscheid im Fokus. Möglicherweise senken dann die Währungshüter den Einlagensatz für Banken abermals von minus 0,5 auf minus 0,6 Prozent an.

onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Photobank gallery / Shutterstock.com

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