Coronavirus: Deutschland steuert auf 100.000 Infektionen zu – Italien kämpft weiter hart – USA verzeichnet über 300.000 Infizierte

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In Deutschland sind bis Sonntagvormittag mindestens 91 384 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden (Vortag Stand 10.30 Uhr: 85 559 Infektionen). Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt.

Mindestens 1318 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben (Vortag Stand 10.30 Uhr: 1154). Mehrere Deutsche starben im Ausland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.

Besonders hohe Zahlen haben Bayern mit mehr als 23 000 nachgewiesenen Fällen und mindestens 370 Toten sowie Nordrhein-Westfalen mit mehr als 19 400 Fällen und mindestens 250 Toten. Gerechnet auf 100 000 Einwohner, verzeichnet Bayern mit einem Wert von 176,3 die meisten Infektionen. Im Bundesschnitt waren es 109,9. Wie für andere Länder rechnen Experten auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle.

Italien weiterhin schwer getroffen

In Italien sind erstmals seit neun Tagen innerhalb von 24 Stunden weniger als 700 Menschen an den Folgen des neuartigen Coronavirus gestorben. Am Samstag zählte der Zivilschutz 681 neue Opfer der Lungenkrankheit Covid-19. Insgesamt hat das Land nun 15 362 Tote zu beklagen. „Unser Kampf gegen das Coronavirus geht unvermittelt weiter“, sagte der zuständige Regierungskommissar Domenico Arcuri und warnte: „Aber wir sollten vermeiden zu glauben, dass wir gewinnen, dass wir unseren Gegner in die Enge getrieben haben.“

Die Zahl der Menschen in Italien, die sich nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert haben, stieg am Samstag um rund vier Prozent auf 124 632. Das ist in etwa die gleiche Steigerungsrate wie an den Tagen zuvor, es wird allerdings mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle gerechnet. Erstmals gesunken ist die Zahl der intensivmedizinisch betreuten Patienten um 74 auf 3994.

USA verzeichnen über 300.000 Infizierte

US-Präsident Donald Trump hat die Vereinigten Staaten angesichts steigender Opferzahlen der Coronavirus-Epidemie auf harte Zeiten eingeschworen. Es werde in den nächsten zwei Wochen „viele Tote geben, leider“, sagte Trump am Samstagabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Die kommende und die darauffolgende Woche würden vermutlich die schlimmsten sein, sagte Trump. Allein am Samstag kamen in den USA der Universität Johns Hopkins zufolge mehr als 1000 Menschen infolge der Lungenerkrankung Covid-19 ums Leben. Die Zahl der bekannten Infektionen überschritt die Marke von 300 000 – deutlich mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Zahl dürfte noch weiter steigen

Experten rechnen für die kommenden zehn Tagen mit einem weiteren Anstieg der Opferzahlen. Trumps Beraterin Deborah Birx verwies am Samstag erneut auf eine Modellrechnung, wonach diese bis Mitte April auf rund 2600 Tote pro Tag ansteigen könnten. Dem Modell des Instituts IHME der Universität Washington in Seattle zufolge würde die Opferzahl von derzeit 8300 bis Ende April noch auf rund 70 000 ansteigen und sich ab Juni in den USA bei etwa 90 000 Toten stabilisieren. Bislang gibt es weltweit – inklusive stark betroffener Länder wie Italien und Spanien – rund 65 000 Tote.

Todesfälle dürften zunehmen

Patienten sterben typischerweise zwei bis drei Wochen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus Virus Sars-CoV-2, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Die jüngsten Opfer haben sich zumeist infiziert, bevor die USA zu weitgehenden Schutzmaßnahmen griffen. In besonders betroffenen Bundesstaaten wie New York, Michigan und Louisiana sei in der nächsten Woche mit deutlich mehr Toten zu rechnen, erklärte Birx. Inzwischen haben die meisten Staaten Ausgangsbeschränkungen verhängt. Entscheidend sei es daher, dass die Zahl der Neuansteckungen jetzt bald zurückgehe, sagte Birx. Sobald dies der Fall sei, gebe es Licht am Ende des Tunnels, sagte sie.

New York zählt mehr Infiziert als Deutschland

Der Ostküstenstaat New York und die gleichnamige Metropole sind derzeit am schlimmsten von der Coronavirus-Epidemie betroffen. Dort gab es bislang rund 113 000 bekannte Infektionen und rund 3600 Tote. Gouverneur Andrew Cuomo erklärte, es werde händeringend daran gearbeitet, sich auf den bevorstehenden Höhepunkt der Epidemie vorzubereiten. „Je mehr Zeit wir haben, die Kapazität des Systems zu verbessern, desto besser“, sagte er vor Journalisten. Er hoffe, dass New York die Epidemie dank der ergriffenen Schutzmaßnahmen bald überstehen könne. „Ich will, dass das alles vorbei ist“, sagte er.

10 Millionen Arbeitslose

Die weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der Epidemie hat drastische wirtschaftliche Folgen. Allein in der zweiten Märzhälfte haben in den USA rund 10 Millionen Menschen Arbeitslosenhilfe beantragt, die Konjunktur ist im freien Fall. Trump macht daher Druck, die Schutzmaßnahmen so bald wie möglich wieder zu lockern. „Wir müssen das Land wieder geöffnet kriegen“, sagte er. „Die Medizin darf nicht schlimmer sein als das Problem selbst.“ Sobald das Land bei „voller Gesundheit“ sei, würden Menschen wieder in Restaurants essen gehen, Reisen und Stadien besuchen, so Trump.

Keine Maskenpflicht in den USA

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte gesunden Menschen ohne Symptome bislang explizit nicht dazu geraten, Masken zu tragen. Seit dem Wochenende heißt es nun aber, in der Öffentlichkeit sollten Stoffmasken getragen werden, die Mund und Nase abdeckten. Dies gelte vor allem in Supermärkten oder in Apotheken, wo es schwierig sei, stets genügend Distanz zu anderen Menschen zu halten. Die Empfehlung gilt demnach besonders für Gebiete, in denen es bereits viele Infektionen gibt. Die Schutzwirkung der nun empfohlenen improvisierten Masken ist indes umstritten.

Trump verzichtet auf Maske

Experten befürchten, dass eine Empfehlung zum Tragen von Schutzmasken eine verstärkte Nachfrage auslösen und damit den Mangel an Masken für Personal im Gesundheitswesen verschärfen könnte. Präsident Trump betonte daher, die Empfehlung beziehe sich auf Stoffmasken, die man etwa selbst zu Hause herstellen könne. Er selbst hat bereits klargestellt, dass er sich nicht an die Empfehlung seiner Regierung halten will. „Das ist freiwillig“, sagte er am Freitagabend (Ortszeit). „Ich habe mich entschieden, es nicht zu tun.“

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Soni’s / shutterstock.com

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