Drei Fragen an Bernecker: Welche Gefahr geht jetzt von den Anleihemärkten aus, ist eine Fusion zwischen RTL und ProsiebenSat.1 unausweichlich und lohnt sich ein Blick auf die ETFs von ARK Invest um Finanz-Superstar Cathie Wood?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach einer möglichen Fusion von ProsiebenSat.1 und RTL, welche Gefahr jetzt von den Anleihemärkten ausgeht und ob ARK Invest einen Blick lohnt.

onvista-Redaktion: Cathie Wood von ARK Invest ist der neue Star am Finanzhimmel. Letztes Jahr wurde sie von Bloomberg zum Stock Picker des Jahres gekürt, nachdem der ETF 150 Prozent gemacht hat. Jüngst haben sie und ihr Fonds kräftig am Portfolio geschraubt und einige neue Werte hinzugefügt, sowie andere rausgeschmissen. Was halten Sie von ARK Invest und Cathie Wood? Lohnt sich als Anleger ein Blick auf die Aktivitäten des Fonds als Inspirationsquelle?

Cathie Wood ist in der Tat der neue Star am New Yorker Finanzhimmel. Die Auszeichnung als bester Stock Picker ist nachvollziehbar. Es lohnt ein Blick auf ihre Strategie, die zusammen immerhin ein Portfolio von 66 Mrd. Dollar ausmacht, aufgebaut in den letzten 5 Jahren. Frau Wood fokussiert in ihren ETF-Modellen eine sehr enge Auswahl von kleineren Unternehmen, die eine bestimmte technische Entwicklung vor sich haben. In den meisten Fällen nur zwei oder drei Führungswerte nebst kleinerem Anhang. Damit schafft sie eine sehr gekonnte Konzentration auf den jeweiligen im Markt gehandelten Trend. Die Breite des amerikanischen Marktes gibt dies her, wie auch die jüngste Auswahl ihrer neuesten Investments zeigt. Es ist ein sehr brauchbarer Weg, mit solchen kleineren ETF-Paketen eine überzeugende Performance zu erreichen. Mit ARK Invest sollte man sich näher beschäftigen.

onvista-Redaktion: Thomas Rabe, der Chef des RTL-Großaktionärs Bertelsmann, hat zuletzt wieder gesagt, dass er langfristig Chancen für eine Fusion mit ProSiebenSat.1 sieht. Ist eine Fusion nicht ohnehin die zwangsläufige Maßnahme, wenn die klassischen Fernsehsender noch eine Chance gegen die brutale Konkurrenz des Streamingmarkts haben wollen?

Eine Fusion RTL und ProSieben wurde schon vor Jahren gehandelt. Damals auch in einer möglichen Kombination mit Springer. Diese Überlegungen scheiterten zum einem am Preis und zum anderen an den Aufsichtsbehörden. Dort gibt es den größten Widerstand gegen eine solche private Kombination als größter Posten gegen den öffentlichen Sektor. Wirtschaftlich wäre es nachvollziehbar, denn das Werbegeschäft im freien TV nimmt ab. Es ist die wichtigste Ertragsgrundlage für beide. Beide kommen deshalb nicht umhin, ein zweites Bein im Internet aufzubauen. Darin läge wahrscheinlich die interessanteste Variante eines Zusammengehens unter Beibehaltung der Trennung im TV-Geschäft. Ich vermute, dass dagegen seitens der Aufsichtsbehörden nichts einzuwenden wäre. Mithin darf spekuliert werden.

onvista-Redaktion: Die steigenden Zinsen an den Anleihemärkten haben letzte Woche für Schrecken an den Aktienmärkten gesorgt. Für wie groß halten Sie die Gefahr durch die derzeitigen Entwicklungen der Anleihemärkte und denken Sie, dass die Notenbanken noch genug Werkzeuge haben, um die mögliche Gefahr im Bann zu halten?

Der Zins ist der Preis für Kapital. Das weiß jeder. Wird der Markt überfordert in seinen Größenordnungen oder nimmt die Qualität der Schuldner ab, steigt der Preis – also auch der Zins. Der freieste Markt dieser Art ist der Anleihemarkt mit der längsten Laufzeit. In der Entwicklung der Zinsen beginnt also am sogen. langen Ende die Einschätzung der Zukunft. Mit jeder vorsichtigen Versteifung der Zinsen nimmt der Barwert jeder künftigen Forderung ab. Diese simple Rechnung ist bekannt. Also: Dass Fed und EZB unbedingt daran festhalten wollen und müssen, den Zins möglichst lange auf tiefem Niveau zu halten, ist nachvollziehbar. Es ist ein politisches Ziel. Der Markt orientiert sich daran nicht. Deshalb entstehen die Zinstrends wie beschrieben und niemand kann sie aufhalten. Jede Notenbank kann am kurzen Ende alles Mögliche gestalten. Am langen Ende sind ihre Kräfte sehr begrenzt.

In der aktuellen Situation besteht keine Gefahr einer Zinsexplosion. Es ist lediglich der Anfang einer langen Entwicklung, so ähnlich wie der gegenteilige Trend, nämlich von 16 % T-Bond-Rendite bis rund 2 % kurz vor der Finanzkrise, was ebenfalls über 30 Jahre nachvollzogen werden konnte. Ich selbst war ausführlich dabei, als dies begann und vor der Finanzkrise endete. Nur diese bewirkte allerdings infolge der zitierten politischen Bedingungen eine Verlängerung um 12 bis 13 Jahre. An der Wende ändert dies nichts.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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