Krypto-Markt: Der „Squid-Game-Coin“ als mahnendes Beispiel für unerfahrene Investoren

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Netflix-Serie „Squid Game“ hat in den letzten Wochen Schlagzeilen als eines der erfolgreichsten Formate auf der Streaming-Plattform überhaupt gemacht und wurde weltweit diskutiert. Einen Nachahmer hat die Serie auch in der Krypto-Welt gefunden: Der „Squid-Game-Coin“ (Tickerkürzel: SQUID) hat mit astronomischen Kursgewinnen auf sich aufmerksam gemacht.

Die Idee hinter dem Projekt: Interessierte konnten sich eine gewisse Menge der Coins kaufen, um das Recht an der Teilnahme eines virtuellen Spiels zu erwerben, das sich an dem Wettbewerb aus der Serie orientiert. Bei diesem geht es darum, eine Reihe von tödlichen Spielen zu absolvieren, um am Ende als großer Gewinner mit einem Preisgeld in Millionenhöhe hervorzugehen.

Ähnlich makaber ist die Sache nun auch mit dem Krypto-Projekt ausgegangen, denn die Anleger mussten einen Totalverlust ihres Investments verkraften, während die Entwickler des Coins sich mit Millionengewinnen aus dem Staub gemacht haben – ohne dass es je zu dem Spiel gekommen ist, an welchem angeblich nach der initialen Ausgabe des Coins gearbeitet werden sollte.

In der vergangenen Woche veröffentlicht, konnte der Squid-Game-Coin zunächst komnetenhafte Anstiege verzeichnen und ist von Cent-Beträgen bis zu einer Bewertung von gut 38 Dollar Stand gestrigen Montag geklettert. Die Nachfrage nach dem Projekt war extrem, was sich auch durch den Hype der gleichnahmigen Serie erklären lässt, jedoch wurde die Kursexplosion vor allem dadurch befeuert, dass sich die Kryptowährung zwar kaufen, jedoch nicht wieder verkaufen lassen konnte – offensichtlich von den Entwicklern so gewollt. Handelbar war der Coin über die DEX „Pancakeswap“, eine dezentrale Exchange, die es Krypto-Anlegern ermöglicht, direkt mit ihren virtuellen Geldbörsen zu handeln, ohne dass man dafür einen Mittelsmann wie eine Bank oder einen Broker braucht. Erwerben konnte man die Coins direkt von den Entwicklern, die ihr Projekt mittels eines entsprechenden Smart Contracts über die Pancakeswap DEX verfügbar gemacht haben.

Der komplette Irrsinn hat daraufhin in der Nacht zu Montag stattgefunden, als der Coin von knapp 40 auf bis zu 2850 Dollar explodiert ist – nur um dann um 100 Prozent auf einen Mikrocent-Betrag zu crashen.

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Wie nun klar geworden ist, war das Projekt von Anfang an als Betrug ausgelegt, die Entwickler haben einen sogenannten „rug pull“ ausgeführt, den Anlegern also sinnbildlich den Teppich unter den Füßen weggezogen. Sie haben die Anleger daran gehindert, ihr gezahltes Kapital zurückzutauschen und sich dann mit den erbeuteten Assets davon gemacht. Diese wurden dann mittels eines sogenannten Coin Mixers gewaschen, bei dem die Zuordnung der Krypto-Assets zum gesendeten Wallet verschleiert wird, um ihre Spuren zu verwischen. Laut On-Chain-Daten haben die Verantwortlichen Beträge in Höhe von mehr als drei Millionen Dollar gestohlen und über den Coin Mixer verschleiert.

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Zudem wurde die Website des Projektes, sowie sämtliche Social Media Kanäle gelöscht. Zuvor wurde noch eine Nachricht in dem Telegram-Chat des Projektes abgesetzt, in dem die Verantwortlichen einen angeblichen Hacker-Angriff für die Sache verantwortlich machen und das Projekt aufgrund des „überwältigenden Stresses und der Depression durch die Scammer“ nicht weiterführen wollen.

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onvista-Redaktion: Diese Geschichte ist eine weitere Lehrstunde von vielen vergangenen Vorfällen dieser Art, dass Betrüger die Möglichkeiten ausnutzen, die die neue Technologie und der immer noch junge Krypto-Markt durch den Mix aus extremer Nachfrage, fehlendem Wissen vieler Investoren und fehlender Regulierung eröffnet.

Ein Investment in Krypto-Assets mit sehr geringer Marktkapitalisierung, die nur über dezentrale Exchanges verfügbar sind, sollte generell nur dann getätigt werden, wenn man das dafür notwendige Knowhow und auch das nötige Risikobewusstsein hat. Eine intensive Auseinandersetzung mit den technischen Daten eines Projektes in dieser Größenordnung ist ein Muss.

Seriöse Krypto-Startups, die an langfristigen Ideen und Konzepten arbeiten, haben ähnliche Merkmale wie man sie bei Unternehmen in der traditionellen Finanzwelt findet: Der Teil an Token, der nicht während des Launchs an die Allgemeinheit verkauft wird, wird in der Regel für mehrere Jahre eingefroren und es ist den Entwicklern nicht möglich, diese zu verkaufen, um nach einem Pump and Dump Schema, wie nun bei dem Squid-Game-Token gesehen, schnell Reißaus zu nehmen, sobald der Kurs des Token signifikant gestiegen ist. Zudem gewährleisten seriöse Krypto-Projekte immer den freien Handel der einmal ausgegebenen Token und haben keine Kontrolle mehr über die weitere Ausgabe der Token. Eine gewährleistete Dezentralität des Protokolls sollte im Open Source Code einsehbar sein.

Wir raten jedem Anleger von einem Investment in Altcoins mit einer sehr geringen Marktkapitalisierung ab, der nicht dazu bereit ist, sich umfassend über die dafür notwendigen technischen Voraussetzungen zu informieren und empfehlen, auf zentralisierte Anbieter auszuweichen, die ein sorgfältig geprüftes Angebot an investierbaren Assets aufbereiten. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Bitcoin-Ratgeber auf onvista.de

onvista-Redaktion

Titelfoto: Nokwan007 / Shutterstock.com

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