Marktausblick Woche 21: Nachschlag bitte!

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Das Update zur Woche mit Felix Herrmann






BlackRock Marktausblick 19. Mai 2020



Es gibt sie durchaus: Unternehmen und Branchen, die sich dem Kursrutsch an den Märkten für Risikoaktiva durch die Corona-Krise widersetzen konnten. Gesunde Bilanzen, keine Liquiditätssorgen und ein nachhaltiges Geschäftsmodell waren in den letzten Monaten besonders hilfreiche Unternehmenscharakteristika, um bei den Anlegern nicht in Ungnade zu fallen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch schnell deutlich, dass sich fast ausschließlich Unternehmen bzw. Aktien aus bestimmten Sektoren besser als der Gesamtmarkt geschlagen haben: Je eher ein Geschäftsmodell von den parallelen Megatrends der Nachhaltigkeit, der Digitalisierung sowie dem Wandel im Gesundheitswesen und der Biotechnologie profitieren kann, desto höher die Outperformance seit dem Ausbruch der Krise.

Bereits vor dem Corona-Schock gehörten Unternehmen, die auf automatisierte Prozesse, Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzen zu den Lieblingen der Investoren. Da die gegenwärtige Krise jedoch wie ein gigantischer Brandbeschleuniger für diese Megatrends wirkt und wir Menschen unser Verhalten durch die Pandemie womöglich nachhaltig ändern werden (angefangen bei der Art wie wir arbeiten bis hin zu der Art wie und was wir konsumieren), ist die Outperformance dieser Unternehmen derzeit umso höher. Die Gewichte von Gesundheits- und des IT-Sektor zusammengenommen, erklären in Europa seit Jahresbeginn sogar fast 60 Prozent der Streuung der Wertentwicklung der MSCI-Länderindizes.

Während also Risikoaktiva aus dem Bereich der „New Economy“ boomen, geraten Werte, die zur „Old Economy“ zählen, immer stärker ins Hintertreffen. Unternehmen, deren Geschäftsmodelle etwa mit dem Verbrennen fossiler Brennstoffe zusammenhängen, wurden erheblich abgestraft, was durchaus auch damit zusammenhängt, dass sich viele Regierungen mit Stützungsmaßnahmen für Unternehmen, deren ESG-Scores nicht allzu viel hermachen, schwertun. So wird auch die EU-Kommission, die noch in dieser Woche ihren Fonds zum Wiederaufbau Europas präsentieren möchte, ganz klar auf neue Energien und Digitalisierung setzen.

Was das für Anleger bedeutet

Einschneidende Krisen, zu denen zweifelsfrei auch die aktuelle zu zählen ist, haben in der Vergangenheit in der Regel auch für Wachablösung bei der relativen Performance der Sektoren gesorgt. Mit der Dotcom-Krise wurden beispielsweise aus zuvor gehypten Technologiewerten schlagartig heiße Kartoffeln. Durch die globale Finanzkrise erlebten vor Kraft strotzende Finanzwerte wie Banken eine herbe Bauchlandung. Dieses Muster wird sich dieses Mal jedoch kaum wiederholen, denn die Corona-Krise dürfte die relative Sektor-Performance eben gerade nicht auf den Kopf stellen. Vielmehr wirkt sie als Katalysator und beschleunigt den Siegeszug von „New-Economy“-Unternehmen. Der IT-Sektor hat zum Beispiel nicht nur während des Aufschwungs am Markt zwischen Weihnachten 2018 und März 2020, sondern auch seit Beginn der Corona-Krise den Energie-Sektor um Längen geschlagen. Vor dem Hintergrund, dass die Gewinnerwartungen des Energiesektors für 2020 im Vergleich zum Jahresanfang um rund 90 Prozent eingebrochen sind, während die Gewinnerwartungen für IT-Unternehmen kaum verändert sind, ist dieser Performanceunterschied auch fundamental mehr als nachvollziehbar.

In der kurzen Frist richtet sich der Blick der Anleger weiterhin auf die Zentralbanken und die Regierungen sowie deren wirtschaftlichen Stützungsmaßnahmen. Interessant dürfte diesbezüglich der heutige gemeinsame Auftritt von US-Zentralbankchef Powell und US-Finanzminister Mnuchin vorm US-Senat werden. Mnuchin und Powell werden unter anderem Stellung zum CARES Act beziehen, in dessen Rahmen unter anderem Amerikanern, die im vergangenen Jahr weniger als US-Dollar 99.000 verdient haben, US-Dollar 1200 Soforthilfe zugesagt wurde - eine Maßnahme, die die Grenzen zwischen Geld- und Fiskalpolitik weiter hat verschwimmen lassen. Ein Phänomen, das Schule machen könnte.

Einen Nachschlag in Sachen Stimulusmaßnahmen soll es nach Wunsch der US-Demokraten geben. Der sogenannte HEROES Act, der unter anderem Hilfen in der Größenordnung von 3 Billionen US-Dollar vorsieht, liest sich jedoch zu sehr als demokratisches Wahlprogramm, als das er nach dem Repräsentantenhaus auch den Senat passieren kann. Dennoch werden angesichts der prekären Lage auf dem US-Arbeitsmarkt weitere staatliche Hilfen wohl nur eine Frage der Zeit sein.

In China beginnt in dieser Woche zudem der nationale Volkskongress, der ursprünglich für den März geplant war, allerdings wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste. Neben der Frage, ob die Führung in Peking die Traute hat, für 2020 ein Wachstumsziel zu benennen (was als Signal der Zuversicht und als ein Schritt in Richtung Normalität interpretiert werden würde), stehen auch hier weitere Maßnahmen - insbesondere zur Stützung des inländischen Konsums - im Fokus. Darüber hinaus könnte das bilaterale Verhältnis zu den USA, das sich durch die Corona-Krise erneut verschlechtert hat, auf der größten politischen Showveranstaltung Chinas zum Reizthema werden. Das Weiße Haus wird genau hinsehen.

Zu guter Letzt schwebt über all diesen Themen die große Frage, ob nach den Corona-Lockerungsmaßnahmen die Neuinfektionszahlen, in den entsprechenden Ländern noch einmal ansteigen oder ob eine zweite Corona-Welle doch ausbleibt. In Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, stehen uns nach den weiteren Lockerungen vom 11. Mai ohne Frage Wochen der Wahrheit bevor.





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