Marktausblick Woche 27: Ein europäisches zweites Halbjahr?

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Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück






BlackRock Marktausblick 30. Juni 2020


Im Verlauf der vergangenen Woche verlor der deutsche Aktienmarkt rund 1,4%, der amerikanische mehr als doppelt so viel. Auf hiesiger Seite wirkte die Nachricht unterstützend, dass die Hauptversammlung der Lufthansa den Bedingungen für das Hilfspaket der Regierung zugestimmt und damit eine Insolvenz des Traditionsunternehmens abgewendet hat. Überlagert wurde dieser positive Einfluss aber von der Kernschmelze bei Wirecard, wo ein kaum erklärlicher Bilanzskandal für eine Pulverisierung der Marktkapitalisierung sorgte, die zu Spitzenzeiten mehr als 20 Mrd. Euro betrug. In den USA dagegen scheint sich der Eindruck zu verfestigen, dass die Corona-Pandemie außer Kontrolle geraten ist und - schlimmer noch - der Regierung dies herzlich egal ist. Zuletzt lagen die Neuinfektionen über 40.000 pro Tag, das ist deutlich mehr als an den bisherigen Höhepunkten der Pandemie im März und April. Positiv ist allenfalls zu vermelden, dass die hohen Fallzahlen, die vor allem in republikanisch regierten Bundesstaaten wie Arizona, Florida und Texas auftreten, wesentlich mehr jüngere Covid-Patienten betreffen und damit nicht zu so dramatischer Fallsterblichkeit führen dürften wie anfangs in New York.

Nun, am Ende der ersten Hälfte dieses Coronajahres 2020, suchen die Märkte erkennbar nach neuen Treibern. Fündig werden könnten sie in der Berichtssaison für die Unternehmensergebnisse des zweiten Quartals, die dieser Tage beginnt und in den kommenden Wochen Fahrt aufnehmen wird. Interessant ist ja, dass bis dato die Gewinnschätzungen infolge von Corona weit weniger stark eingebrochen sind als in früheren Marktcrashs vergleichbarer Größenordnung. Waren während Finanz- bzw. Eurokrise die Gewinnprognosen des S&P 500 für die nächsten 12 Monate um 30-40%, im Dotcom-Crash sogar insgesamt um rund 50% gefallen, stabilisierten sich die aktuellen Schätzungen ab Anfang Mai bei etwa -20%. Angesichts des ökonomischen Stillstands während des Lockdowns in großen Teilen der industrialisierten Welt erscheint das eher wenig und wie ein Beleg dafür, dass der Markt sich stark auf die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen verläßt. Aber gelingt es wirklich, ausgefallene Umsätze und implodierte Gewinne bis in die Zeit nach Corona zu überbrücken? Vielleicht vermitteln die Einschätzungen der Unternehmen selbst einen Eindruck von den diesbezüglichen Aussichten, wenn die Finanzvorstände anlässlich der Kommunikation ihrer Q2-Ergebnisse einen Blick in die nahe Zukunft werfen.

Auch die morgen beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat das Potenzial, den Ausblick auf die zweite Jahreshälfte erheblich zu beeinflussen. Gelingt es nämlich den EU-Partnern, so etwas wie Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, dürfte auch aus Marktsicht Europa für Anleger eine Alternative bleiben. Geht dagegen der bisher meist praktizierte Mein-Land-Zuerst-Ansatz weiter, könnten sich Investoren fragen, warum sie außer in China und den USA auch auf diesem merkwürdigen alten Kontinent engagiert sein sollen, der da an der Seitenlinie steht und dessen winzige bis mittelgroße Länder sich über kein einziges der großen Zukunftsthemen wie Klima, Migration oder Digitalisierung einigen können, darüber hinaus noch an zahllosen Bruchlinien (Euro-Integrierer versus Austeritätsprediger, liberaler Westen gegen autokratischen Osten etc.) heillos zerstritten sind. Auf die deutsche Ratspräsidentschaft und Angela Merkel, die hier auf den letzten Metern ihrer Kanzlerschaft noch einmal an ihrer Position in den Geschichtsbüchern arbeiten will, kommt eine Herkulesaufgabe zu.

Was das für Anleger bedeutet

Eines der entscheidenden Themen im zweiten Halbjahr dürfte die US-Wahl werden. Zwar sieht es zurzeit nicht gut aus für Trump, denn sein Rückstand auf Herausforderer Biden beträgt in nahezu allen Umfragen mehr als zehn Prozent. Amtsinhaber, die am Nationalfeiertag eines Wahljahrs, dem 4. Juli, nur auf rund 40% Zustimmung kamen und in Umfragen derart weit zurücklagen, haben in der jüngeren Geschichte keine zweite Amtsszeit bekommen. Aber es dürfte noch zu früh sein, sich eine Präsidentschaft unter Joe Biden auszumalen. Denn zu einem guten Teil hängt die Unbeliebtheit des Präsidenten mit den schlechten Wirtschaftsdaten zusammen, und die könnten sich ja durchaus ändern, falls Trumps Wette einer aggressiven Öffnung der Corona-Beschränkungen sich in einer kräftigen Erholung niederschlägt und er plötzlich doch noch als Gewinner dasteht. Das sollte allerdings bald passieren. Positive Überraschungen bei den am Donnerstag veröffentlichten Erstanträgen auf Arbeitslosigkeit (zuletzt bei rund 1,5 Mio. pro Woche) sowie dem am gleichen Tag erwarteten Arbeitsmarktbericht für Juni (zuletzt 2,5 Mio. neugeschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft) werden im Weißen Haus sehnsüchtig erwartet. Marktteilnehmer schauen gespannt zu.



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