Ökonomenstimmen zum Wirtschaftswachstum in China

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Chinas Wirtschaft hat 2019 wegen des Handelskonflikts mit den USA und einer insgesamt flauen Weltwirtschaft an Schwung verloren. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt legte nur noch um 6,1 Prozent zu, nachdem sie 2018 um 6,6 Prozent gewachsen war. Damit ist Chinas Wirtschaft so langsam wie seit fast 30 Jahren nicht mehr expandiert. Allerdings zeigten sich Ende 2019 deutliche Hinweise für eine konjunkturelle Belebung. Unter anderem wuchs die Industrieproduktion im Dezember um 6,9 Prozent im Jahresvergleich und damit stärker als erwartet. Für eine positive Überraschung sorgten auch Kennzahlen zur Entwicklung der Umsätze im Einzelhandel.

Einschätzungen zu den Konjunkturdaten aus China:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Das unterzeichnete Handelsabkommen verspricht Besserung. Nicht etwa weil Handelshemmnisse wegfallen, ein Großteil der Strafzölle bleibt bekanntlich in Kraft, sondern weil es für mehr Klarheit sorgt. Die Nachricht ist: Es gibt mehr Planungssicherheit, was sich positiv auf die weltweite Investitionsstimmung auswirken könnte. Darüber hinaus lancierte die chinesische Regierung zahlreiche konjunkturstützende Maßnahmen. Diese scheinen nun Früchte zu tragen. Wie der Datenkranz für den Dezember zeigt, nimmt die Binnenwirtschaft des Landes eine höhere Drehzahl auf."

Thomas Altmann, Analyst der Asset Management-Gesellschaft QC Partners

"Die chinesische Wirtschaft läuft mit konstantem, wenn auch nur moderatem Tempo. Trotz der aktuellen Stabilisierung wächst die chinesische Wirtschaft aktuell so langsam wie zuletzt vor fast 30 Jahren. Die chinesische Industrie wächst weiterhin, allerdings deutlich langsamer als in der Vergangenheit. Diese Daten sind weit davon entfernt, eine Katastrophe für China oder die Aktienmärkte zu sein. Klar ist aber auch, dass China als leistungsstarke Lokomotive der Weltwirtschaft erst einmal ausfällt."

Stephen Innes, Marktstratege AxiCorp

"Die Daten deuten darauf hin, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum zu stabilisieren begonnen hat und die kurzfristige Dynamik anzieht. Dies ist eine gute Nachricht, da die Binnenwirtschaft von der Phase-1-Vereinbarung einen weiteren Auftrieb erhalten sollte."

Miguel Chanco, Analyst Pantheon Macroeconomics

"Frühindikatoren geben Hinweise, dass die Erholung im Industriesektor in den kommenden Monaten weiter gehen könnte. Das Teilabkommen mit den USA wird ebenfalls helfen. Allerdings sind wir weiter besorgt, was die Widerstandsfähigkeit der konjunkturellen Erholung angeht."

Analysten der Landesbank Baden-Württemberg LBBW

"Im Dezember stiegen die Investitionen, die Industrieproduktion sowie die Einzelhandelsumsätze spürbar an. Per Saldo zeigen die Zahlen, dass sich die Wachstumsabschwächung verlangsamt hat und die Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung zu greifen beginnen."

Francoise Huang, Analystin Euler Hermes

"Auch wenn das Schlimmste wohl überstanden ist, denken wir nicht, dass das die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft beendet ist. Zwar haben sich Frühindikatoren in den vergangenen Monaten verbessert, sie bleiben aber nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Das Teilabkommen mit den USA hilft einige konjunkturelle Risiken zu beseitigen, allerdings bleiben die hohen Zölle weiter in Kraft und das nach wie vor schwache globale Wachstum wird die Wiederbelebung der außenwirtschaftlichen Aktivitäten Chinas bremsen."

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