ROUNDUP: Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke in roten Zahlen - Keine Dividende

dpa-AFX · Uhr

NEU-ISENBURG (dpa-AFX) - Die Auswirkungen der Corona-Krise vermiesen dem Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke das Geschäft. Der Konzern rutschte im ersten Quartal wegen der Pandemie-Folgen und eines schlechteren Finanzergebnisses im Zusammenhang mit der Abwertung der schwedischen Krone und des britischen Pfunds tief in die roten Zahlen.

Unter dem Strich stand in den drei Monaten bis März ein Verlust von 4,1 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 14,2 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Donnerstag im hessischen Neu-Isenburg mitteilte. Wegen der Virus-Folgen will der Konzern zudem die Dividendenzahlung aussetzen und darüber am 1. Juli auf der Hauptversammlung abstimmen lassen.

Schon Ende März hatte Jost Werke angekündigt, die Angemessenheit des Dividendenvorschlags zu überdenken. Eigentlich sollten die Aktionäre 0,80 Euro je Anteilsschein erhalten, was schon deutlich weniger gewesen wäre als die 1,10 Euro aus dem Vorjahr.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die Aktie lag am frühen Nachmittag mit rund sieben Prozent im Minus. Im laufenden Jahr haben die Papiere im Zuge des Corona-Crashs und der Marktturbulenzen bereits mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.

Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 4 Prozent auf 192 Millionen Euro fiel, brach das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) um 40 Prozent auf 14,3 Millionen Euro ein. Die entsprechende Marge ging um 4,6 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent zurück. Jost geht davon aus, dass das zweite Quartal am stärksten von der Pandemie betroffen sein wird und rechnet mit einer Erholung erst ab dem dritten Quartal.

Wegen der Corona-Krise hatte Jost bereits Ende März die Prognose für das laufende Geschäftsjahr zurückgezogen. Aufgrund der hohen Unsicherheiten in der Corona-Krise sei ein verlässlicher Ausblick weiter nicht möglich, hieß es nun. Schon im vergangenen Jahr hatte Jost Werke die sich zunehmend eintrübende Lkw-Konjunktur zu spüren bekommen und musste kurz vor dem Jahresende seine Prognose kappen.

Konzernchef Joachim Dürr verwies darauf, dass der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im chinesischen Wuhan das Geschäft von Anfang an belastet habe. Dort ist das größte asiatische Produktionswerk von Jost Werke angesiedelt. Zwar habe die operative Entwicklung der Ålö-Gruppe, die seit dem 1. Februar 2020 zum Konzern gehört, die Schwäche der LKw- und Anhängermärkte teilweise ausgleichen können; doch auch sie habe unter den negativen Auswirkungen der Pandemie gelitten. Durch die Übernahme der schwedischen Ålö, einem Hersteller von landwirtschaftlichen Frontladern, will Jost im internationalen Geschäft mit Agrarmaschinen wachsen. Trotz der "Härte der aktuellen Krise" blickt Dürr zuversichtlich in die Zukunft.

Im ersten Jahresviertel spürte Jost Werke die Pandemie-Folgen vor allem in der Region Asien, Pazifik und Afrika (APA). Besonders belastend wirkten sich laut Mitteilung die abrupten Werkschließungen in China aus, wo der Konzern die Mitarbeiter weiter voll bezahlen musste. Zudem musste der Nutzfahrzeugzulieferer Sonderfrachten in Kauf nehmen und kurzfristig auf neue, teurere Lieferanten ausweichen, um die Aufrechterhaltung der Lieferkette außerhalb Chinas zu gewährleisten, teilten die Neu-Isenburger weiter mit.

Die verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie führten zu einem nahezu vollständigen Umsatzverlust in China im Februar und März. Die starken Buschbrände in Australien Anfang 2020 belasteten die Umsatzentwicklung in der Region zusätzlich. Das gestiegene Ersatzteilgeschäft insbesondere in Europa und Nordamerika sowie die Ålö-Übernahme hätten die erheblichen Belastungen der Pandemie nur teilweise kompensieren können.

Finanzchef Christian Terlinde unterstrich, dass die Sicherung und Verbesserung der Liquiditätslage des Konzerns momentan höchste Priorität habe. Weltweit seien bereits zahlreiche Maßnahmen zur Liquiditätssicherung und Kostensenkung eingeleitet worden.

Jost Werke ist laut eigenen Angaben ein weltweit führender Hersteller und Lieferant für die Nutzfahrzeugindustrie und stellt diverse Komponenten her. Der Konzern beschäftigt derzeit über 3500 Mitarbeiter in mehr als 20 Ländern auf fünf Kontinenten und ist seit Juli 2017 an der Frankfurter Börse notiert./eas/tav/fba

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