Übernacht-Zinsen am US-Geldmarkt explodieren kurzzeitig – New Yorker FED interveniert mit 75 Milliarden Dollar Repo-Auktion

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Geldmarktzinsen sind am Dienstag den zweiten Tag in Folge stark angestiegen, weil die Barreserven im US-Bankensystem gegenüber dem Wertpapiervolumen in den Händlerbilanzen aus dem Gleichgewicht geraten waren. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Der FED Funds Rate (der Zinssatz, zu dem die Banken sich über Nacht Geld leihen, um ihre Salden im Rahmen der Mindestreserveverpflichtungen bei der Zentralbank auszugleichen) ist dadurch bis ans obere Ende von 2,25 Prozent des von der FED festgelegten Satzes gesprungen. Der Zins von Overnight-Pensionsgeschäften (Collateral Repurchase Agreements) ist zudem kurzzeitig auf einen Höchstwert von etwa 8,75 Prozent nach oben ausgebrochen, bevor er sich nach anschließenden Maßnahmen der FED wieder beruhigt hat.

Der Zinssatz für GC-Repos (Rückkaufvereinbarungen, die zwischen Banken ausgetauscht werden und die für die Marktliquidität eine große Rolle spielen) stieg bereits am Montag über Nacht auf 4,75 Prozent. Solche Ausschläge sind laut Marktbeobachtern normalerweise wenn überhaupt nur am Monatsende üblich.

New Yorker FED beruhigt den Markt mit 75 Milliarden Dollar Repo-Auktion

Die New Yorker FED hat daraufhin eine Repo-Auktion im Volumen von 75 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln zur Verfügung gestellt, bei der FED-Staatsanleihen und andere Wertpapiere als Sicherheit akzeptiert wurden. Die Bank musste die Operation laut einem Bericht der Financial Times im ersten Anlauf wegen „technischer Probleme“ absagen. Das war bereits am Montag. Beim zweiten Versuch nutzten die Primärhändler – große Banken, die als Handelspartner der Fed fungieren – die Auktion im Volumen von bis zu 53 Milliarden US-Dollar. Das hat für eine Beruhigung der Geldmarktzinsen gesorgt. Laut einem Broker erzielten die Fed-Maßnahmen am Dienstag letztendlich niedrigere Repo-Sätze. Die Rate hat sich laut Bloomberg-Daten auf 2,50 Prozent eingependelt. Dennoch - Diese Maßnahme ist seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr in solchem Umfang vorgenommen worden.

Laut Marktbeobachtern war der Markt in den letzten Tagen zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, weil Unternehmen unter anderem Bargeld zur Begleichung von Steuerrechnungen aus dem System gezogen haben, und zudem eine große Zahl von Neuemissionen bei Staatsanleihen stattgefunden hat. „Wir glauben, dass der Schuldige die Knappheit der Bankreserven ist, die als einziger Vermögenswert den Banken Innertagesliquidität verschaffen“, sagten Experten von TD Securities gegenüber der Financial Times. „Die Reserven sind seit 2014 rückläufig, und wir gehen davon aus, dass sie mit zunehmendem Kassenbestand und wachsendem Bargeldumlauf des Finanzministeriums weiter sinken werden.“

„Es gab nicht genügend Liquidität, die von Kreditgebern und Kreditnehmern auf dem Übernachtmarkt auf den Markt gebracht wurde“, wird Steve Skancke, Chef-Wirtschaftsberater bei Keel Point, einem Vermögensverwalter, in einem Marketwatch-Bericht zittiert. „Das Bankensystem war ausreichend liquide und es gab nicht genügend Tagesgeldgeber, um die Zinssätze im Rahmen der Fed-Zielbandbreite zu halten.“ Viele Marktteilnehmer sehen das späte Einschreiten der FED mit der Repo-Auktion als kritisch an und bekunden ihre Sorge, dass sie Kontrolle über diesen Marktbereich verlieren könnte. „Sollte dies über einen längeren Zeitraum geschehen, würde dies bedeuten, dass die Fed entweder nicht mehr mit dem Fed-Fonds-Markt in Kontakt steht oder nicht mehr in der Lage ist, dem System genügend Liquidität zuzuführen, um es innerhalb seiner Ziele zu halten“, sagte Skancke.

onvista-Redaktion

Titelfoto: eamesBot / Shutterstock.com

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