US-Justiz schaltet sich in Gamestop-Anlegerkrieg ein – „Es stinkt nach Korruption“ – Angeblicher Robinhood-Insider verschärft auf Reddit Vorwürfe gegen Tradingplattform

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In die Auseinandersetzung um die Spekulationen mit Aktien des Videospielhändlers Gamestop und anderer Unternehmen an der US-Börse haben sich die ersten Justizbehörden eingeschaltet. Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton teilte am Freitag (Ortszeit) mit, Informationen von Robinhood und einer Reihe weiterer Online-Broker angefordert zu haben, um herauszufinden, ob bei den Beschränkungen des Handels mit Aktien von Gamestop und einigen anderen Firmen alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Es gebe anscheinend Absprachen von Hedgefonds mit Handelsplattformen und Web-Servern zur Abwehr von Bedrohungen von deren Marktdominanz. Die Unternehmen der Wall Street dürften nicht zu ihrem eigenen Vorteil den öffentlichen Zugang zum freien Markt beschränken, teilte der Staatsanwalt mit. „Es stinkt nach Korruption.“ Bei dem Konflikt stehen sich Hedgefonds, die auf den Verfall von Aktien angeschlagener Firmen wetten, und teils in Online-Foren organisierte Hobby-Anleger gegenüber, die die Kurse mit konzertierten Käufen nach oben treiben.

Wurde den Hedgefonds der Rücken freigehalten? Insider packt aus

Durch die Handelsrestriktionen von Brokern wie Robinhood sehen sich die Kleinanleger, die in dem Kräftemessen zuletzt die Oberhand hatten, auf ihrer Gewinnstrecke ausgebremst. Einige Hedgefonds erlitten bei ihren Wetten extrem hohe Verluste, deshalb gibt es den Verdacht, dass die Handelsplattformen ihnen den Rücken freihalten. Robinhood und Co. streiten dies vehement ab.

In dem neu gegründeten Reddit-Forum r/ClassActionRobinHood hat jedoch ein Mitglied einen Thread eröffnet und sich selbst als Mitarbeiter von Robinhood ausgegeben. Aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen wollte die Person anonym bleiben. Der Insider bezeichnet sich als „niedrigstufigen, technischen“ Angestellten und bestätigt die Vorwürfe, dass die Handelsblockade aufgrund von Druck aus den oberen Etagen eingeleitet wurde. „Vladimir, ja der Gründer Vladimir, und andere Führungskräfte haben Anrufe von Sequoia Capital und dem Weißen Haus erhalten, den Handel auf die GME-Aktie zu schließen.“ Sequoia Capital ist eine Venture Capital Gesellschaft, die als Kapitalgeber für IT-Startups agiert. Unter anderem auch für Robinhood. Die Moderatoren des Reddit-Forums haben den Thread vorerst eingefroren, um die Faktenlage zu überprüfen.

Quelle: Reddit


Sammelklage gegen Robinhood

Die Empörung ist nicht nur bei der Anleger-Community groß, sondern auch in der Politik. New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James will ebenfalls ermitteln. An der Börse gingen die Kurskapriolen der betroffenen Aktien am Freitag unterdessen munter weiter. Nachdem die Handelsbeschränkungen vom Vortag zumindest etwas gelockert wurden, schlossen die Papiere von Gamestock mit 68 Prozent im Plus, die der ebenfalls stark im Fokus der Spekulationen stehenden Kinokette AMC legten um 54 Prozent zu. Doch der Frust der Anleger über Robinhood ist inzwischen so groß, dass sich am Freitagnachmittag (Ortszeit) bereits 26.000 von ihnen über eine spezielle App einer Sammelklage angeschlossen hatten.

SEC will Kleinanleger schützen

Die US-Börsenaufsicht SEC hatte vor Handelsstart erneut bekräftigt, die Vorgänge rund um den Gamestop-Hype zu untersuchen. Die SEC versprach, Kleinanleger zu schützen, wenn die Faktenlage auf manipulative Handelsaktivitäten hinweise. Die Aufsicht werde für „faire, ordentliche und effiziente Märkte“ sorgen. Angesichts der großen Aufregung richtete die Behörde extra ein Online-Formular ein und forderte betroffene Anleger zudem auf, sich per E-Mail oder Telefon-Hotline an die SEC zu wenden. Dem Finanzsender CNBC zufolge waren am Freitagnachmittag bereits 4000 Beschwerden eingegangen.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

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