Börse am Morgen: Dax leicht im Plus – Kommt das TSMC-Halbleiterwerk in Dresden? – Baerbock und Heil in Brasilien

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Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich auch am Dienstag zurückgehalten. Der Dax sank in den ersten Handelsminuten um 0,1 Prozent auf 15.940 Punkte. Dann fassten die Anleger aber mehr Mut und der Dax erholte sich. Nach gut einer Stunde liegt der Dax mit 0,09 Prozent im Miniplus bei 15.978 Punkten.

Markteilnehmer sind sich einig: Bisher ist es völlig offen, ob sich der Dax gen Norden oder gen Süden bewegen wird. Es kommt auch darauf an, ob die Fed ihre Zinserhöhung weiter fortführen wird. Es mehren sich die Stimmen, die in den jüngsten Konjunkturdaten Signale einer Abschwächung der US-Wirtschaft und damit einer baldigen Zinspause sehen.

Allerdings hat Fed-Präsident Jerome Powell immer wieder klar betont, dass er die Inflation auf 2 Prozent drücken will – und so lange dieses Inflationsziel nicht erreicht ist, werde er an der Zinserhöhung festhalten.

Taiwans Chipfertiger TSMC sieht Probleme für neues Werk in Dresden

Der weltgrößte Halbleiterhersteller TSMC sieht Probleme für seine Pläne, in Dresden ein neues Werk zu bauen. Auf einer Gesellschafterversammlung sagte TSMC-Verwaltungsratschef Mark Liu am Dienstag, die Verhandlungen mit der deutschen Seite dauerten an.

Der taiwanische Chipfertiger habe Besorgnisse über bestimmte Fragen, etwa die Lieferketten in Deutschland und die Verfügbarkeit von Fachkräften. „Bezüglich dieser zwei Fragen gibt es tatsächlich Lücken.“ Deutsche Studenten könnten nach Taiwan entsendet werden, um sie dort in den betreffenden Feldern auszubilden.

Unklar sei weiter, wie viel staatliche Förderung TSMC in Deutschland bekommen könne. „Wir hoffen, dass keine Bedingungen daran geknüpft werden“, sagte Liu. TSMC hatte im März mitgeteilt, eine Machbarkeitsstudie für den Bau einer neuen Fabrik in der sächsischen Landeshauptstadt vorzunehmen.

DUH fordert Stopp der Vorarbeiten für geplantes LNG-Terminal

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Stopp der Vorarbeiten für das in Mukran auf Rügen geplante Terminal für Flüssigerdgas (LNG) sowie etwaiger Genehmigungsverfahren. „Solange noch nicht einmal der Standort Mukran genehmigt ist, dürfen keine Bauarbeiten und auch keine vorbereitenden Arbeiten für die Anschluss-Pipeline stattfinden“, kritisierte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Dienstag. „Wir fordern das Bergamt Stralsund auf, das Verfahren auszusetzen und die geplanten Arbeiten von Gascade zu untersagen.“

Vergangene Woche hatte der Gasnetzbetreiber Gascade mitgeteilt, umgehend mit Untersuchungen für die geplante rund 50 Kilometer lange Offshore-Anbindungsleitung vom Gasnetzknotenpunkt in Lubmin bis nach Mukran zu beginnen. Die für die Genehmigung der Anbindungsleitung notwendigen Unterlagen müssten nun kurzfristig erstellt werden. Dafür sollten Vermessungsschiffe entlang der geplanten Trasse eingesetzt werden.

Zudem sollten im Hafen Mukran die für den Bau eingeplanten Rohre bereitgestellt werden. Die Bundesregierung - Initiator des Projekts - hatte die vom Bau der deutsch-russischen Ostseegaspipeline Nord Stream 2 stammenden Röhren gekauft.

Die DUH kritisierte, für das Terminal fehle bislang die Rechtsgrundlage. Die Aufnahme des Standortes in das LNG-Beschleunigungsgesetz sei zwar vom Bundeskabinett, nicht aber vom Parlament beschlossen werden.

Am Montag hatten sich Bürgerinitiativen und Vereine mit einem Schreiben an die Schweriner Landesregierung gewandt und erneut die LNG-Pläne kritisiert. Sie fürchten demnach um die Natur und den für die Insel wichtigen Tourismus. Am späten Dienstagnachmittag ist auf der Insel zudem eine Informationsveranstaltung der Unternehmen Gascade und Deutsche Regas für interessierte Bürger geplant. Die Deutsche Regas soll das Terminal betreiben, nachdem sich der Energiekonzern RWE mittlerweile zurückgezogen hat.

Die Bundesregierung hält das Terminal notwendig für die Versorgungssicherheit und will es noch im kommenden Winter in Betrieb nehmen. Kritiker sprechen hingegen von nicht benötigten Überkapazitäten.

Baerbock und Heil in São Paulo - Wirtschaftsthemen im Fokus

Mit einem Besuch in der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo setzen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Arbeitsminister Hubertus Heil an diesem Dienstag ihren gemeinsamen Besuch in Brasilien fort. Unter anderem wollen die Grünen-Politikerin und ihr SPD-Kollege ein brasilianisches Werk von Mercedes-Benz besuchen, in dem Busse mit Elektroantrieb gebaut werden. Dabei sollte es auch um Probleme bei der Fertigung der Batterien sowie um Abhängigkeiten von China gehen.

Brasilien ist das fünftgrößte Land der Erde, nimmt fast die Hälfte der Fläche des südamerikanischen Kontinents ein und ist mit seinen etwa 215 Millionen Einwohnern wichtigster Handelspartner Deutschlands in Südamerika. Es ist zudem das einzige Land in der Region, mit dem Deutschland seit 2008 per strategischer Partnerschaft verbunden ist. Brasilien verfügt über immense Rohstoffvorräte und ist deswegen auch für die deutsche Industrie wichtig. Dies gilt auch für spezielle Metalle und Mineralien, die in den Bereichen erneuerbare Energien, Elektromobilität und Leichtbau gebraucht werden.

Die Region Sao Paulo gilt mit etwa 1000 deutschen Unternehmen als einer der größten deutschen Industriestandorte im Ausland. Insbesondere Unternehmen aus der Fahrzeug- und Zuliefererindustrie, viele deutsche Konzerne, aber auch das Goethe-Institut, politische Stiftungen und deutsche Auslandsschulen sind dort vertreten.

Mercedes fertigt in Sao Paulo Elektrobusse

Mercedes-Benz do Brasil ist der größte Bus- und Lkw-Produzent in Lateinamerika. Das Bus-Werk in Sao Bernardo do Campo im Bundesstaat Sao Paulo wurde 1956 eröffnet und ist auf die Entwicklung und Produktion von Omnibus-Fahrgestellen spezialisiert.

Mercedes-Benz fertigt dort etwa den Elektro-Bus eO500U. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Nachfrage nach Elektrobussen in Brasilien von derzeit rund 1000 im Jahr 2024 auf 3000 Fahrzeuge ansteigen wird. Die meisten E-Busse in Brasilien sind in der Millionenmetropole Sao Paulo unterwegs: Die Stadt will bis 2024 bereits 2600 Elektrobusse einsetzen.

Bei dem Besuch von Baerbock und Heil dürfte es auch um die starke Abhängigkeit Brasiliens von China im Wirtschaftsbereich gehen. China ist seit 2009 wichtigster Handelspartner des Landes. Bei einem Besuch von Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in China Mitte April gab es eine weitere deutliche Annäherung mit einer Unterzeichnung von 20 bilateralen Abkommen. Für China ist Brasilien in erster Linie für die Rohstoffbeschaffung, aber auch für landwirtschaftliche Produkte bedeutsam.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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