Brandenburg will Rheinmetall für Kampfjetteile ins Land holen

dpa-AFX · Uhr

POTSDAM (dpa-AFX) - Brandenburg will den Rüstungskonzern Rheinmetall für die Produktion von Teilen des Kampfjets F-35 im Land gewinnen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bestätigte, dass sich Brandenburg um eine Ansiedlung bemüht. "Ich wäre ein schlechter Ministerpräsident, wenn ich das nicht versuchen würde", sagte Woidke der "Märkischen Allgemeinen" (Samstag/online). Er sei aber in die Ansiedlungsverhandlungen nicht direkt involviert und könne deshalb zum Stand der Gespräche nichts sagen. Auch andere Länder wie Niedersachsen haben Interesse an einer Rheinmetall-Ansiedlung.

Die Ausstattung der Luftwaffe mit Jets des Herstellers Lockheed Martin sei dank des 100-Milliarden-Euro-Pakets der Bundesregierung möglich, sagte Woidke der Zeitung. Weil Deutschland so viel Geld investiere, halte er es für geboten, "dass wir in Deutschland beziehungsweise Brandenburg möglichst viel davon profitieren". Die Fertigung würde Hochtechnologie-Arbeitsplätze ins Land bringen, wenn Brandenburg den Zuschlag erhielte.

Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall hat eine Kooperation mit den US-Unternehmen Lockheed Martin und Northrop Grumman im Zusammenhang mit F-35-Kampfjets geschlossen. Dabei geht es um die Produktion von Rumpfmittelteilen. Die Zusammenarbeit beinhaltet demnach eine Montagelinie in Deutschland. Die Bundesregierung will US-Kampfjets vom Typ F-35 kaufen, weil die Tornado-Flotte in die Jahre gekommen ist.

Der RBB und der MDR berichteten am Donnerstag, dass sich Brandenburg um einen Produktionsstandort von Rheinmetall bemüht habe und in der engeren Auswahl sei. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hatte mitgeteilt, es äußere sich grundsätzlich nicht zu möglichen Ansiedlungen. Das Land versucht nach US-Elektroautobauer Tesla weitere Großinvestoren zu gewinnen. Mit Rheinmetall käme erstmals eine Rüstungsproduktion nach Brandenburg.

Brandenburgs Regierungschef hatte bereits während seiner USA-Reise mit Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) im September 2022 Interesse an einer Zusammenarbeit mit Lockheed Martin signalisiert. "Die Gespräche sind offensichtlich gut gelaufen", sagte Woidke der "MAZ" (Samstag). Woidke hatte für die Hauptstadtregion als Top-Standort der deutschen Luftfahrtbranche geworben und angekündigt, Möglichkeiten für Kooperationen auszuloten.

"Der Besuch in Forth Worth fand auch vor dem Hintergrund der vom Bund eingeleiteten Beschaffung des Mehrzweckkampfflugzeuges F-35 Lightning II aus der Produktion von Lockheed Martin statt", hieß es am 22. September bei Facebook von der Staatskanzlei. "Brandenburg bietet hier als Zentrum für Luft- und Raumfahrt zahlreiche Anknüpfungspunkte", sagte Woidke. Die Triebwerkshersteller MTU (Ludwigsfelde) und Rolls Royce (Blankenfelde-Mahlow) haben bereits Werke in Brandenburg.

Eine mögliche Ansiedlung von Rheinmetall stößt auf Kritik in der Landtagsopposition. Linksfraktionschef Sebastian Walter hatte vor Geschäften "mit dem Tod" gewarnt. Woidke wies die Kritik zurück. "Unsere Soldaten müssen die beste Ausrüstung, das beste Material erhalten" sagte er. Die Modernisierung der Luftwaffenflotte sei überfällig, nicht erst seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Auch Grünen-Landeschefin Alexandra Pichl zeigte sich skeptisch: "Wir sehen Rüstungskonzerne grundsätzlich kritisch und dementsprechend sehen wir auch die Ansiedlung eines Rüstungsunternehmens in Brandenburg kritisch", sagte sie den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" (Samstag)./vr/DP/he

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