Zinshoffnungen und Bilanzen stützen Europas Börsen

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Frankfurt (Reuters) - Zinshoffnungen und starke Konzernbilanzen sorgen für weitere Kursgewinne in Europa.

Der Dax kletterte am Mittwoch um bis zu 0,6 Prozent auf 18.542 Zähler und lag damit in Reichweite seines Allzeithochs von 18.567 Punkten. Danach pendelte er sich bei einem leichten Plus auf 18.456 Stellen ein. Der EuroStoxx50 zog ebenfalls um knapp ein halbes Prozent auf 5029 Zähler an. Auch der paneuropäische STOXX 600 machte verlorenen Boden wieder gut und stieg auf ein Rekordhoch. "Die wieder aufkommenden Zinshoffnungen der US-Notenbank sowie die reifende Gewissheit, dass die Europäische Zentralbank früher als die Fed an der Zinsschraube drehen könnte, locken neue Aktienkäufer an", konstatierte Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets.

Die jüngsten Konjunkturdaten aus Europa bestärkten die Erwartungen der Anleger auf eine Zinswende der EZB, die versucht, mit geldpolitischer Straffung die Inflation einzudämmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Trotz des guten Starts ins neue Jahr kommt die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft 2024 nicht über eine Stagnation hinaus. Separate Daten zeigten zudem, dass die von Auftragsmangel geplagten deutschen Unternehmen ihre Produktion im März nach zwei Anstiegen wieder gedrosselt haben. Allerdings "mehren sich die Anzeichen, dass die deutsche Wirtschaft vor einem Aufschwung stehen könnte", sagte Stanzl. "Das liegt auch an der Stabilisierung des Wachstums in China, das für den deutschen Export so wichtig ist."

SIEMENS ENERGY & BVB IM RAMPENLICHT

Die wichtigsten US-Indizes eröffneten indes im Minus. Hintergrund war eine Reihe enttäuschender Bilanzen von Unternehmen wie Uber. Die erste Geige in Europa spielten zur Wochenmitte jedoch über den Erwartungen liegende Unternehmensgewinne. Mit einem Kurssprung von knapp elf Prozent ließ Siemens Energy die übrigen Dax-Werte weit hinter sich. Der Energietechnikkonzern hat nach überraschend starken Ergebnissen im zweiten Quartal seine Prognose angehoben und steht bei seiner Problemtochter Gamesa vor einem weiteren Führungswechsel. "Statt um drei bis sieben Prozent soll der Umsatz in 2024 nun um zehn bis zwölf Prozent wachsen, das ist mal ein Wort", kommentierte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Auch der weltgrößte Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev punktete bei Anlegern mit überraschend starken Gewinnzahlen. Die Titel des Herstellers von Bud Light, Corona und Stella Artois kletterten in Brüssel um 4,6 Prozent und verbuchten damit das größte Kursplus seit einem halben Jahr. Der Bierbrauer erzielte nach eigenen Angaben in einigen Märkten wie etwa Brasilien und Südafrika Rekordumsätze. Zudem sei der Absatz in Nordamerika weniger stark zurückgegangen als erwartet, konstatierten Branchenexperten. "Anheuser-Busch hat sein wahrscheinlich schwierigstes Quartal des Jahres 2024 mit wenig bis gar keinen Blessuren hinter sich gebracht", sagte Barclays-Analyst Laurence Whyatt. Dem Branchenprimus macht ein Verbraucherboykott von Bud Light in den USA zu schaffen, der der Marke den Spitzenplatz als meistverkauftes Bier in den Vereinigten Staaten kostete.

BVB NACH SIEG GEGEN PARIS SAINT-GERMAIN IM AUFWIND

In Jubelstimmung waren auch die Anleger von Borussia Dortmund, nachdem der BVB am Dienstagabend mit dem erneuten Sieg gegen Paris Saint-Germain ins Champions-League-Finale eingezogen ist. BVB-Aktien schossen in der Spitze um rund elf Prozent nach oben und steuerten damit auf den höchsten Tagesgewinn seit knapp einem Jahr zu.

Dagegen kämpft der Münchner Autobauer BMW mit Gegenwind durch höhere Ausgaben für Löhne und Teile. Angesichts einer enttäuschenden Gewinnmarge zum Jahresanfang kehrten Anleger BMW den Rücken und ließen die Aktie um knapp vier Prozent abrutschen. "Wir gehen davon aus, dass der Markt befürchten könnte, dass die Prognose für das Gesamtjahr jetzt ziemlich ehrgeizig ist", kommentierten die Analysten vom Investmenthaus Stifel.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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