Absatzplus in China ist für BMW nur kleiner Lichtblick

Reuters · Uhr

München (Reuters) - Trotz kräftiger Zuwächse in China dämpft BMW Hoffnungen auf eine rasche Erholung der Automärkte im Rest der Welt.

Im April habe BMW in seinem größten Einzelmarkt China fast 14 Prozent mehr Fahrzeuge ausgeliefert als ein in Jahr zuvor, sagte Vorstandschef Oliver Zipse auf der Online-Hauptversammlung am Donnerstag in München. Weltweit allerdings sei der Absatz der Marken BMW und Mini infolge der Coronakrise im gleichen Zeitraum um 41 Prozent eingebrochen.

"Die Pognosen für 2020 sind düster", sagte Zipse mit Blick auf die weltweit erwarteten Konjunkturrückgänge. "Die Nachfrage nach Automobilen dürfte sich in Ländern wie Spanien, Italien und Großbritannien nur sehr langsam erholen. Ähnlich in den USA." Zipse hatte bereits bei der Vorlage der Quartalsbilanz Anfang Mai erklärt, dass China nur bedingt als Blaupause für andere Märkte tauge. BMW rechnet in diesem Jahr mit einem Gewinneinbruch und reagiert darauf mit einem Stellenabbau und dem Aufschub von Investitionen.

Während BMW die Autoproduktion in China im Februar nach anderthalb Wochen wieder hochfahren konnte, ist sie in anderen Ländern bis zu zwei Monate unterbrochen. In den USA und Europa fuhr BMW die Fertigung im März wegen der Pandemie herunter. In Deuschland stieg die Zahl der BMW-Beschäftigten in Kurzarbeit im April auf 30.000 von 20.000 im März, wie Zipse sagte. In den USA habe BMW 7000 Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub geschickt. Der Wiederanlauf, zunächst mit einer Schicht, laufe jedoch nach Plan. Als letzte Standorte starten am Montag die Werke in München, Regensburg und Leipzig, im britischen Oxford sowie in Südafrika und Mexiko.

Auch bei anderen Herstellern hinterlässt die Pandemie tiefe Spuren. Bei Daimlers Pkw-Tochter Mercedes-Benz brach der Absatz im April um 44,5 Prozent ein. In China habe sich der Auftragseingang im April wieder auf das Vorjahresniveau erholt. Der dritte deutsche Premiumhersteller Audi meldete gut ein Fünftel mehr Auslieferungen an die Kunden in China. Wie bei Audi stützte auch bei BMW der Online-Vertrieb die Verkaufszahlen.

KEINE ZUSAMMENSCHLÜSSE, ABER PARTNERSUCHE FÜR CARSHARING

Die Coronakrise und die teure Umstellung auf Elektroantriebe würden die Konsolidierung der Branche beschleunigen, sagte Zipse. BMW sehe sich jedoch selbst als unbeteiligten Beobachter. Der Konzern habe "eine gute Ausgangsposition, um auch in Zukunft aus eigener Kraft und unabhängig agieren zu können", sagte Zipse. Zwar werde man mögliche Chancen ergreifen. "Derzeit gibt es aber keine Pläne, im Bereich Übernahmen oder Zusammenschlüsse aktiv zu werden."

Statt dessen setzt BMW auf Kooperationen wie etwa beim Mobilitätsdienste-Anbieter Your Now, in dem BMW und Daimler unter anderem Carsharing-Aktivitäten gebündelt haben. Die Suche nach weiteren Investoren schreitet voran, wie Zipse deutlich machte. "Hierzu gibt es aus verschiedenen Branchen vielversprechendes Interesse, das wir derzeit in direkten Gesprächen sondieren und weiter konkretisieren.

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