Handelsstreit: Währungshüter in Trumps Fokus – Star-Investor Ken Fisher: „Europa und Japan finanzieren die USA“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem im Handelsstreit monatelang die Strafzölle die Waffe der Wahl waren, scheint US-Präsident Trump sich jetzt immer mehr auf die Währungsfront zu konzentrieren. Die immer wiederkehrenden verbalen Attacken gegen US-Notenbankchef Jerome Powell oder die jüngste Einmischung in Mario Draghis Verkündung der Bereitschaft einer noch lockereren Geldpolitik der EZB verdichten diesen Anschein.

Versucht Trump wirklich, Jerome Powell abzusägen?

„Ich habe nie gedroht, ihn abzusetzen“, sagte Trump in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender NBC, das am Sonntag ausgestrahlt wurde. „Ich wäre in der Lage, das zu tun, wenn ich wollte, aber das habe ich nicht vorgeschlagen.“

Trump kritisiert weiterhin die US-Notenbank Federal Reserve für die Erhöhung der Zinssätze und sagt, Vorsitzender Powell habe einen Fehler gemacht: „Obama hatte jemanden, der die Zinsen sehr niedrig hielt“, sagt Trump. „Ich hatte jemanden, der die Zinsen sehr schnell erhöhte – zu schnell. Er hat einen Fehler gemacht, das ist bewiesen. “ Auf die Frage, ob er Powell herabstufen wolle, sagt Trump: „Mal sehen, was er tut.“

Bloomberg hatte berichtet, dass Trump im Februar eine Absetzung des US-Notenbankchefs  in Betracht gezogen hatte, aber der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, ließ verlauten, dass der Präsident einen solchen Schritt derzeit nicht in Erwägung zieht.

Powell hat jedenfalls keine Sorge, dass er bis zum Ende seiner Amtszeit im Amt bleiben wird. „Ich denke, dass das Gesetz klar ist, dass ich eine vierjährige Amtszeit habe, und ich beabsichtige voll und ganz, ihr zu dienen“, sagte Powell auf Nachfrage während einer Pressekonferenz am Mittwoch.

US-Starinvestor Ken Fisher hat eine klare Meinung zu Trumps Kommunikation

Gegenüber der Handelszeitung hat sich Milliardär und Fonds-Manager Ken Fisher bezüglich der Causa Trump geäußert. Auf die Frage, ob Trump ernsthaft versuchen würde, an Powells Stuhl zu rütteln, antwortete er mit einer klaren Meinung: „Viel davon ist Nonsense. Ein US-Präsident hat nicht die Macht dazu den Boss der FED abzusetzen. Es ist viel Gerede seitens Trump, um seine Basis mit scharfen Worten zu mobilisieren, aber es soll nicht wirklich etwas dabei herumkommen.“

Aus Fishers Sicht sind auch die Signale der FED, die Zinsen bald senken zu wollen, mit Vorsicht zu genießen. Das Institut könne seine Meinung jederzeit wieder ändern und von der vorherrschenden Marktlage beeinflussen lassen.

Auch auf die Frage, ob die FED wirklich unparteiisch ist, hat der Investmentguru eine Antwort: Sie ist es nicht. „Sie wollen so erscheinen, aber vor allem Powell ist dazu gezwungen, einen Tanz aufzuführen, um nicht zu abhängig von der Politik zu wirken, aber am Ende will er doch wiederernannt werden - deswegen kann er sich sowohl die komplette Missgunst von Trump, als auch nicht die komplette Missgunst der Demokraten (falls sie gewählt werden sollten) erlauben. Am Ende ist es eher die Frage, so zu erscheinen als wäre man unparteiisch, obwohl man es nicht wirklich ist“, sagt der 68-Jährige.

Das, worauf die Zentralbanken und vor allem Powell in Amerika und Draghi in Europa wirklich achten müssten, sei es, einen neuen Vorfall einer „to big to fail“ Bank, die in die Existenzkrise rutscht, zu verhindern, so wie es damals mit Lehman Brothers der Fall war. Fisher sieht in Amerika  vor allem Wells Fargo, in Europa die Deutsche Bank im Fokus der Währungshüter. Keiner würde aus seiner Sicht wissen, was zu tun wäre, sollte eine dieser beiden Banken umkippen.

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Europa und Japan finanzieren indirekt die USA

Laut Fisher sind es vor allem Europa und Japan, die Trumps Politik bezahlen: „Stand jetzt, ob Trump es weiß oder nicht, finanzieren Europa und Japan die USA, weil die USA in der Lage sind, sich billig in diesen beiden Wirtschaftszonen Geld zu leihen über US-Staatsanleihen mit geringen Zinsen. Den meisten Europäern ist das nicht klar.“

Aus dieser Sicht ist der Wechsel hin zu einem Währungskrieg gar nicht so unrealistisch. Vor allem Chinas „nukleare Option“, also seine gigantische Menge an US-Staatsanleihen auf den Markt zu werfen und somit die Zinsen dieser Anleihen steigen zu lassen, würde die billige Finanzierung von Trumps Politik und des massiven US-Haushaltsdefizits aprubt unmöglich machen.

Für Trumps Wahlkampagne und die mögliche Wiederwahl 2020 ist eine starke US-Wirtschaft essenziell. Sollte der Dollar seine Macht als Weltleitwährung mehr und mehr verlieren, sodass auch die Zinsen auf US-Staatsanleigen steigen müssten, um weiter Käufer anzulocken, würde das die US-Wirtschaft stark gefährden.

Warum der Dollar seine Stellung aber mehr und mehr verliert, lesen Sie in diesem Artikel:

Bereitet Trump sich auf einen Währungskrieg vor? – Die Macht des Dollar als Weltleitwährung bröckelt immer mehr

onvista-Redaktion

Titelfoto: welcomia / Shutterstock.com

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