Nordex-Aktie stürzt nach ‘desaströsen Zahlen’ ab

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Der Fall der Nordex-Aktie weiter. Nach schwächen Geschäftszahlen brechen die Papiere abermals ein. Seit Ende 2015 liegt die Aktie damit rund 80 Prozent im Minus.

Die Schwierigkeiten der Windenergiebranche haben Nordex wieder voll im Griff. Nach einem kleinen Lichtschimmer zur Jahresmitte musste der Hamburger Windanlagenbauer wegen einer Auftragsflaute und einem überraschend starken Erlösrückgang im dritten Quartal seine Umsatzprognose für das laufende Jahr senken. Die Aktie geriet daraufhin deutlich unter Druck und fiel bis auf 7,11 Euro. Zuletzt notierten die Papiere noch mit über 4 Prozent in der Verlustzone bei rund 7,40 Euro.

Händler sprachen von “desaströsen Zahlen” und deutlich schwächer als erwarteten Auftragseingängen, auch wenn Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal besser als vom Konsens erwartet ausgefallen seien. Seit Jahresbeginn haben die Aktien bereits über 60 Prozent eingebüßt und damit so deutlich wie kein anderes Unternehmen innerhalb der Dax-Familie. Seit dem Zwischenhoch Ende 2015 sind es fast minus 80 Prozent.

Ziele gekappt - Anleger geschockt

Die Talfahrt der Nordex-Aktien begann mit Nachdruck im Februar. Damals hatte das TecDax -Unternehmen den Markt mit der Kappung seiner Umsatzziele geschockt. Die Aktien brachen ein. Aber schon zuvor im November 2016 hatte Nordex über eingetrübte Umsatzaussichten geklagt. Im Verlauf des Jahres 2017 gab es zudem zunehmend negative Analystenkommentare, etwa Anfang Oktober von der Investmentbank Goldman Sachs, die in Erwartung schwerer Zeiten für das Windgeschäft in Deutschland das Nordex-Papier zum Verkauf empfahlen.

Konzernchef José Luis Blanco beschwor am Dienstag indes die guten Mittelfristperspektiven seines Unternehmens und geht von einer Erholung im Jahr 2019 aus. Im dritten Quartal waren bei Nordex die Erlöse indes stärker zurückgegangen als erwartet. Der Umsatz sank um gut vier Prozent auf 818,3 Millionen Euro. Für das laufende Jahr traut sich der Konzern deshalb nunmehr einen Umsatz von weniger als 3,1 Milliarden Euro zu, nach 3,4 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Bislang hatten die Hanseaten für 2017 noch einen Wert zwischen 3,1 und 3,3 Milliarden Euro angepeilt. Auch die Auftragsbücher füllten sich dürftiger als gedacht. In den ersten neun Monaten rutschte der Überschuss um mehr als die Hälfte auf knapp 28 Millionen Euro ab.

Branche in der Krise

Mit seinen Problemen steht der Hamburger Konzern nicht allein da. Die einstige Hoffnungsbranche Windenergie steckt derzeit in einer tiefen Krise, die schlechten Nachrichten aus der Branche häufen sich: Erst in der vergangenen Woche kappte der dänische Windanlagenbauer Vestas seine Margenprognose, der Windenergiekonzern Senvion berichtete von steigenden Verlusten. Auch größere Anbieter wie das deutsch-spanische Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gamesa mussten zuletzt ihre Gewinnziele senken und bauen nun in großem Stil Mitarbeiter ab.

Überkapazitäten drücken in der Branche auf das Preisgefüge. Den Kostendruck verschärfend kommt in vielen Märkten der Wegfall von Subventionen hinzu. In Deutschland werden neuerdings Bauprojekte für Solar- und Windparks staatlich ausgeschrieben. Konnten sich die Anbieter in Deutschland zuvor noch auf eine vom Staat garantierte Einspeisevergütung verlassen, bestimmt nach deren Wegfall nun der Wettbewerb den Preis. Nordex als mittelgroßen Anbieter bringt das ins Hintertreffen.

In den USA bremst Donald Trumps Entscheidung zum Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen die Konzerne aus. Die jüngsten Signale aus der Branche deuteten allerdings darauf hin, dass das US-Steuerförderungsmodell für die Windbranche nicht noch weiter angetastet werde, sagte Blanco. Eine Abschaffung würde laut Branchenbeobachtern insbesondere den Nordex-Konzern treffen, der in den USA sehr stark engagiert ist.

onvista/dpa-AFX
Foto: Nordex AG

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