Wall Street gibt sich skeptisch – „Unterschiedliche Realitäten für Aktienmärkte und Realwirtschaft“ – UBS sticht mit bullischem Ausblick heraus

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Anleger an der Wall Street sind zu Beginn der neuen Woche nicht zu Käufen aufgelegt. Der Leitindex Dow Jones Industrial dürfte am Montag die Verluste vom Freitag noch etwas ausweiten. Börsianer zeigen sich wie schon in der vergangenen Woche skeptisch, ob die Erholung der Wirtschaft die großen Vorschusslorbeeren der Börsen der vergangenen Wochen und Monate am Ende rechtfertigen kann.

Rund eineinhalb Stunden vor dem Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Dow 0,1 Prozent niedriger auf 25.850 Punkte. Damit rückt die runde 25.000er Marke wieder in den Fokus, über der sich der Leitindex in der vergangenen Woche etabliert hatte.

„Aktienmärkte und Realwirtschaft – diese beiden Universen waren in der Vergangenheit eng miteinander verbunden. Jetzt scheinen für beide unterschiedliche Realitäten zu gelten“, schrieb Analyst Mobeen Tahir vom Vermögensverwalter Wisdomtree. So seien in den USA im April 20 Millionen Jobs verloren gegangen, von denen im Mai nur 2,8 Millionen zurückgewonnen seien. Gleichzeitig spiegele die Stimmung vor allem an der technologielastigen Börse Nasdaq ein bislang großartiges Aktienjahr wider. Möglicherweise sei der Markt „über sich selbst hinausgewachsen“.

UBS-Analysten setzen auf die FED als Marktreiber

Laut den Analysten der Großbank UBS ist der Finanzmarkt derzeit im Bann von drei Narrativen: Zum einen die US-Notenbank FED, die mit immer neuen Geldspritzen für unbegrenzte Liquidität sorgt und die Börsen nach dem Corona-Crash wieder nach oben getrieben hat. Für Nervosität sorgt die Furcht vor eine zweiten Infektionswelle des Coronavirus, das die Gesundheitssysteme überlasten und der Wirtschaft erneut massive Steine in den Weg legen könnte. Und dann ist da noch die im November anstehende US-Präsidentschaftswahl, die ebenfalls großen Einfluss auf die weitere Richtung der Finanzmärkte haben dürfte. In diese letzte Narrative fließen zudem auch die weiter wachsenden Spannungen zwischen China und den USA ein.

„Insgesamt sehen wir die zweite Welle und den Wahlkampf in den USA als Beitrag zur Marktvolatilität, da Schlagzeilen die Hoffnungen und Ängste der Anleger hinsichtlich der Geschwindigkeit und Stärke der wirtschaftlichen Erholung wecken. Aber es ist die Fed-Geschichte, die mittelfristig Bestand haben wird“, so wird eine Mitteilung der UBS-Analysten vom Branchenportal Marketwatch zittiert.

„Vor diesem Hintergrund denken wir, dass das Wichtigste, was ein Investor tun kann, darin besteht, investiert zu sein, anstatt am Rand zu sitzen. Da sich die Gewinne in der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich erholen werden und die überschüssige Liquidität weiterhin die Risikoaktiva stützt, sehen wir ein weiteres Aufwärtspotenzial bei globalen Aktien, insbesondere in Sektoren, die der Rally bisher hinterherhinken “, so das bullische Fazit.

Airlines unter Druck, Biogen leidet unter gestrichener Kaufempfehlung

Unter Druck sind im vorbörslichen Aktienhandel an der Nasdaq die Papiere von American Airlines geraten. Sie büßten fast neun Prozent ein. Die durch die Corona-Krise angeschlagene Fluggesellschaft will sich Kreisen zufolge 1,5 Milliarden US-Dollar über den Verkauf von Aktien und Wandelanleihen beschaffen.

Daneben dürften Analystenkommentare die Kurse bewegen. Papiere von Kraft Heinz gaben vorbörslich um ein knappes Prozent nach, belastet von einer Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs. Nach einem Kaufvotum des Analysehauses Redburn für die Aktien von Fiat Chrysler rückten diese um 3,5 Prozent vor. Papiere des Biotech-Unternehmens Biogen fielen um 1,3 Prozent, nachdem die Barclays Bank die Kaufempfehlung gestrichen hat.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Mikhail Leonov / Shutterstock.com

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