Wirecard: HSBC sieht Kursziel deutlich über 200 Euro ++ Bayer: Gibt es jetzt ein Problem in der Pharma-Sparte? ++ CTS Eventim: Warmer Geldregen aus dem Verkehrsministerium?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Eine Woche voll von Entscheidungen wartet auf die Anleger. Geht es zu Wochenbeginn noch gemütlich los, so wird das Tempo von Tag zu Tag höher. In der Berichtsaison stehen einige wichtige Quartalsberichte auf der Agenda. Mit seinen Abonnentenzahlen hat Netflix keine große Freude unter den Anlegern verbreitet. Diese Woche zieht der Rest der der sogenannten FANG-Aktien nach. Machen Es Facebok, Amazon und Alphabet (Google) besser? Bis Donnerstag haben wir die Antwort.

In diesem Zeitraum wird auch die Frage nach dem neuen britischen Premierminister beantwortet. Boris Johnson werden dabei immer noch die größten Chancen nachgesagt. Allerdings muss der ehemalige Außenminister wohl direkt eine neue Regierung benennen. Schon vor seiner Wahl gibt es eine Rücktrittsankündigungen.

Gleich zwei britische Minister haben im Streit um den Brexit ihren Rücktritt angekündigt – und weitere dürften folgen. Finanzminister Philip Hammond und Justizminister David Gauke wollen ihre Ämter niederlegen, bevor voraussichtlich Brexit-Hardliner Boris Johnson die Nachfolge von Premierministerin Theresa May antritt. Das kündigten sie am Sonntag in London an. Damit dürften sie einem Rauswurf durch den exzentrischen Johnson zuvorkommen.

Aber nicht nur die Wahl schon neuen Chef der Tories ist auf der Insel ein Thema. Auch der Konflikt zwischen Großbritannien und dem Iran spitzt sich zu. Die Regierung prüft laut Verteidigungsministerium eine „Reihe von Optionen“. Außenminister Jeremy Hunt will das Parlament am Montagnachmittag über den Stand unterrichten. Nach Angaben britischer Medien wird erwogen, Vermögen des iranischen Staates einzufrieren. Neben den USA hat jetzt auch Großbritannien ein direktes Problem mit dem Iran, nachdem dieser einen Tanker unter britischer Flagge festgesetzt hat.

Notenbankpolitik der Gegenpol

Die Themen mit Explosions-Gefahr für die Märkte werden von Tag zu Tag mehr und größer. Die Quartalsberichtssaison hat noch nicht die großen Impulse geliefert, um die Märkte weiter anzuschieben. Bleibt noch die Hoffnung auf die Notenbanken. Allerdings ist hier auch schon viel Fantasie eingepreist. Das die Fed im Juli die Zinswende einläutet, daran zweifelt so gut wie keiner mehr. Allerdings vermag diese Annahme kein neues Feuer an den Märkten zu entfachen, wie wir in den vergangenen Handelstagen gesehen haben.

Die EZB könnte neue Fantasie wecken. Wie der „Spiegel“ berichtet plant EZB-Präsident Mario Draghi die Anleihenkäufe der Euro-Notenbank wieder aufnehmen. Bis November habe er vor, den umstrittenen Erwerb von Staatsanleihen wieder zu starten, um der Konjunktur unter die Arme zu greifen, berichtete das Nachrichten-Magazin am Freitag vorab unter Verweis auf Notenbankkreise. Draghi wolle in seinen letzten Monaten seiner Nachfolgerin Christine Lagarde den Start erleichtern. Darüber hinaus erwäge die EZB-Führung, den Strafzins für Banken zu erhöhen, den diese zahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken. Ein entsprechender Entschluss sei im September möglich.

Eine EZB-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Die nächste Zinssitzung findet am Donnerstag statt.

Draghi hatte im Juni neue Lockerungsschritte der EZB signalisiert, sollte die Inflation weiterhin nicht anziehen. Es gebe erheblichen Spielraum für weitere Anleihenkäufe. Zudem gehörten erneute Zinssenkungen und Maßnahmen, um unerwünschte Nebenwirkungen der lange bestehenden Negativzinsen einzudämmen, zu den Instrumenten, sagte er auf einer EZB-Konferenz in Sintra. Die meisten Volkswirte rechnen fest mit einer Erhöhung des Strafzinses im September. Rund 40 Prozent erwarten zudem eine Neuauflage der Anleihenkäufe bis zum Jahresende.

Dax bleibt weiterhin vorsichtig

Der deutsche Leitindex möchte sich zum Start in die neue Woche auch nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Die weltweiten Krisenherde haben durchaus das Potenzial einen kräftigen Rücksetzer auszulösen. Daher geht der Dax auch heute vorsichtig in den Börsentag: Er startet mit einem kleinen Plus von 0,08 Prozent  und 12.270,19 Punkten in die neue Handelswoche.

Wirecard: Analysten werden optimistischer

Der neue Deal mit Aldi findet auch bei den Experten großen Anklang. Jetzt hat die HSBC das Kursziel für den Bezahldienstleister ordentlich nach oben geschraubt. Die britische Investmentbank hebt den Zielkurs für Wirecard von 195 auf 225 Euro. Die Einstufung bleibt natürlich auf „Buy“. Die Dynamik des Zahlungsabwicklers lege zu, schrieb Analyst Antonin Baudry in einer am Montag vorliegenden Studie. Er sieht die Chance, dass das Umsatzziel für 2020 um 15 bis 20 Prozent erhöht wird. Die Kommunikation mit dem Finanzmarkt habe noch Luft nach oben, aber die Bedenken der Anleger hält er letztlich für übertrieben.

Bayer: Probleme mit Iberogast?

Wie das Handelsblatt berichtet könnten auf Bayer neue Probleme zukommen. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung ermittelt wohl die Staatsanwaltschaft Köln derzeit im Umfeld des Konzerns. Dabei geht es um die Magentropfen Iberogast. Das rezeptfreie Magenmittel steht wohl in Verdacht Leberschäden zu verursachen. Jetzt ermittelt die Justiz, ob Bayer früher daraufhin hätte hinweisen müssen und ob ein Todesfall dadurch hätte verhindert werden können. Erst nach einem Todesfall sollen in Leverkusen Änderungen am Beipackzettel vorgenommen worden sein. Die geprüften Vorwürfe sollen dabei bis zur fahrlässigen Tötung reichen.

Bayer erklärte in einer ersten Reaktion, dass die Leverkusener nichts von möglichen Ermittlungen wüssten. Ein Verfahren gegen den Dax-Konzern ist sicherlich eine unangenehme Sache. Die Vorwürfe gegen das Magenmittel Iberogast dürften Bayer allerdings schwerer Treffen. Wie das Handelsblatt berichtet, gehört Iberogast zu Bayers Top-Sellern unter den rezeptfreien Medikamenten. Nach der negativen Berichterstattung über das Mittel, könnte sich das schnell ändern.

Kurz & knapp:

CTS Eventim: Nach der gescheiterten Pkw-Maut in Deutschland muss der Bund den Betreiberfirmen KapschTraffic und CTS Eventim eventuell den „Bruttounternehmenswert“ erstatten, der die entgangenen Gewinne bis 2032 umfasst, wie das „Handelsblatt“ schreibt. Die Summe könnte sich nach Informationen des „HB“ bis auf 550 Millionen Euro belaufen und auch die bislang entstandenen Kosten von etwa 50 Millionen Euro umfasst. Allerdings müsste das noch abgezinst werden. Das hin und her, ob die Bundesregierung nun zahlen müsse oder nicht, gehe zwar weiter, sagte ein Börsianer. Allerdings sehe es so aus, als dass die Chancen für den Veranstalter und Ticketverkäufer CTS immer besser stünden.

Philips: Der Gesundheitskonzern Philips hat sich im zweiten Quartal robust entwickelt. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf knapp 4,7 Milliarden Euro, wie der Konkurrent von Siemens Healthineers am Montag in Amsterdam mitteilte. Das vergleichbare Wachstum lag bei sechs Prozent, was über den Erwartungen der Analysten lag. Das bereinigte Ebita (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und vor Firmenwertabschreibungen) stieg von 482 Millionen auf 549 Millionen Euro, die entsprechende Marge von 11,2 auf 11,8 Prozent, was im Rahmen der Erwartungen der Analysten lag. Dabei bremste ein Rückgang der Marge in der Sparte Gesundheitsversorgung das Wachstum – hier musste Philips niedrigere Gebühren hinnehmen. Unter dem Strich verdiente Philips mit 246 Millionen Euro deutlich mehr als ein Jahr zuvor, als lediglich 2 Millionen erreicht wurden.

Clariant: Der Spezialchemiekonzern verkauft das Geschäft für Pharma-Verpackungen. Die Sparte geht für einen Gesamtwert von rund 308 Millionen Franken an den Finanzinvestor Arsenal Capital Partners, wie Clariant am Montag mitteilte. Der Preis entspreche dem 13,2-fachen des operativen Gewinns (Ebitda) im Geschäftsjahr 2018 nach Einmaleffekten. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal 2019 erwartet. Der Verkauf ist Teil eines größeren Umbaus. Anfang des Jahres hatte Clariant auch den Verkauf seines Pigment-Geschäfts angekündigt.

Von Markus Weingran

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Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

 

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