Apple und Google schalten Standortbestimmung bei Corona-Apps aus

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

San Francisco (Reuters) - Apple und Google wollen bei ihrem gemeinsamen Kontaktverfolgungssystem zur Warnung und Rückverfolgung von Coronavirusinfektionen die Standortbestimmung abschalten.

Beide Unternehmen bekräftigten am Dienstag, dass die Privatsphäre und die Verhinderung des Sammelns von Nutzerdaten ein vorrangiges Ziel sei. Durch sogenannte "Corona-Apps" sollen Ansteckungen nachverfolgbar werden, indem erfasst wird, welche Smartphones einander nahe gekommen sind. Im Falle einer nachgewiesenen Infektion mit dem Virus können Nutzer gewarnt werden, dass sie in Kontakt mit einer infizierten Person waren. Beim Konzept von Apple und Google soll die Entfernung zwischen Smartphones anhand der Bluetooth-Signalstärke gemessen werden. Die Geräte sollen zugleich via Bluetooth ein verschlüsseltes Signal austauschen. Damit sollen Begegnungen nachvollzogen werden können, ohne dass ein Einzelner nachverfolgbar wäre. Das System verwendet und speichert dabei keinerlei GPS-Standortdaten. Die Unternehmen planen, nur den Gesundheitsbehörden die Nutzung der Technologie zu gestatten.

Aber die Entwickler von offiziellen Coronavirus-bezogenen Apps erklärten der Nachrichtenagentur Reuters letzten Monat, es sei wichtig, dass sie GPS-Standortdaten in Verbindung mit dem neuen Kontaktverfolgungssystem verwenden dürfen: Nur so könne verfolgt werden, wie sich das Virus bewege und Hotspots identifiziert werden. Gesundheitsbehörden, die dennoch auf den GPS-Standort zugreifen möchten, müssten sich auf das verlassen, was Apple und Google als "instabile, Akku-fressende Problemumgehung" beschrieben hat: Alternative Kontaktverfolgungssysteme würden wahrscheinlich einige Begegnungen verpassen, weil in den Apps anderer Entwickler die iPhones und Android-Geräte Bluetooth-Verbindungen nach einiger Zeit aus batteriesparenden und anderen Gründen ausschalten - es sei denn, Benutzer denken daran, sie regelmäßig neu zu aktivieren. Dennoch wollen einige App-Entwickler an ihren eigenen Ansätzen festhalten. Das Software-Unternehmen Twenty, das für den US-Bundesstaat Utah die "Healthy Together" Rückverfolgungs-App mit GPS und Bluetooth entwickelt hat, sagte, seine App "funktioniert effektiv", auch ohne das neue Apple-Google-Tool. "Wenn ihr Ansatz besser sein kann als unsere aktuelle Lösung, werden wir ihre Funktionen in unsere bestehende Anwendung integrieren, vorausgesetzt, sie entspricht den Spezifikationen aktueller und zukünftiger Partner im Bereich der öffentlichen Gesundheit", sagte Twenty. Kanadas Provinz Alberta, die keine GPS-Daten speichert, sagte, sie habe keine Pläne, das Apple-Google-System für seine "ABTraceTogether"-App einzuführen. Datenschutzexperten haben davor gewarnt, dass jeder Cache von Standortdaten im Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen Unternehmen und Einzelpersonen anfällig für Ausgrenzung machen könnte, wenn die Daten offengelegt würden.

Apple und Google wollen ihre Smartphone-Schnittstellen für Corona-Warn-Apps grundsätzlich für jeweils nur eine Anwendung pro Land verfügbar machen. Das solle für eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen, sowie einen Flickenteppich aus verschiedenen Apps verhindern, erklärten die Unternehmen. Wenn aber ein Land verschiedene Apps für einzelne Regionen aufsetzen wolle, sei man bereit, sie dabei zu unterstützen. Apple und Google decken mit ihren Smartphone-Systemen Android und iOS 99 Prozent der Nutzer ab. Die Bundesregierung beauftragte erst vergangene Woche die beiden deutschen Großkonzerne SAP und Deutsche Telekom mit der Entwicklung einer Corona-App.

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