Daimler: Verkauft der Autobauer die Hälfte seiner Tochter-Marke Smart an die chinesische Konkurrenz?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Automobilbauer Daimler steht einem Pressebericht zufolge kurz vor dem Verkauf der Hälfte seiner Kleinwagentochter Smart an den chinesischen Autohersteller Geely . Dies hätten drei mit den Plänen vertraute Personen berichtet, hieß es am Dienstagabend auf der Internetseite der „Financial Times“. Die offizielle Bekanntgabe werde vor der Shanghai Auto Show im April erfolgen, hieß es weiter unter Berufung auf eine der Personen. Daimler habe nur gesagt, es sei mit einigen potenziellen Kooperationspartnern gesprochen worden. Geely habe sich nicht äußern wollen.

Daimler hadert seit längerem mit der schwächelnden Marke

Zuletzt hatte das „Handelsblatt“ berichtet, im Daimler-Konzern wachse die Ungeduld mit dem defizitären Kleinwagen. „Wir haben noch andere Themen“, hatte die Zeitung einen hochrangiger Manager zitiert. Selbst Opel schreibe nach zwei Jahrzehnten im Minus ja mittlerweile Gewinne. Daimler ringt, wie die anderen große Autobauer auch, derzeit mit den Folgen des Diesel-Skandals und dem Wandel hin zur Elektromobilität. Das kostet viel Geld. Die Konzerne stellen daher vieles auf den Prüfstand.

Geely-Boss seit Anfang 2018 größter Daimler-Aktionär

Geely-Eigner Li Shufu war im Februar vergangenen Jahres mit 9,7 Prozent beim deutschen Traditionskonzern eingestiegen und damit aus dem Stand zum größten Aktionär des Dax-Konzerns geworden. Seitdem ist weitgehend unklar, was Li strategisch mit dem Anteil vorhat. Eine erste kleine Kooperation gibt es in China, wo Daimler und Geely zusammen einen Luxusfahrtenvermittler gegründet haben.

Der chinesische Konzern hat sich mit Milliardeninvestitionen auch in der europäischen Branche eingekauft. Die Chinesen sind Eigentümer des schwedischen Autobauers Volvo und auch am gleichnamigen Lkw-Hersteller beteiligt.

Geely plant ebenfalls mit Elektro-Mobilität

Geely, was auf chinesisch in etwa so viel wie „Glückverheißendes Automobil“ bedeutet, betreibt neben der Kernmarke auch die Markennamen  Emgrand (100-prozentige Eigenentwicklungen), Englon (JV-Modelle), London Taxi (gekauft), Panda, Shanghai Maple Automobile (gekauft), Volvo (gekauft), Proton, Lotus (gekauft) und Terrafugia (gekauft).

Geely hat 2018 zudem seine neue Fahrzeugstrategie „Geely Intelligent Power“ angekündigt, die bis 2020 insgesamt 30 neue Elektro- und Hybridautos beinhaltet. Schon im Jahr 2015 kündigte Geely seine „Blue Geely Initiative“ mit dem Versprechen an, dass 90 Prozent der Verkäufe der Marke bis zum Jahr 2020 Elektrofahrzeuge sein sollen.

Im letzten Jahr musste der Autobauer an der Börse eine starke Abwärtsfahrt hinnehmen, die er jedoch seit Beginn des Jahres wieder in einen Aufwärtstrend umleiten konnte. Vom Jahreshoch 2018 bei 2,86 Euro ging es runter bis 1,17 Euro im Janaur 2019. Das entspricht einem Kursverlust von über 40 Prozent.

Geely 3-Jahreschart (Börse Frankfurt)

Bis heute konnte die Aktie jedoch wieder einiges an Zuwachs einfahren und steht derzeit bei 1,68 Euro. Mit einem leichten Plus von 0,6 Prozent auf Tagessicht reagierte die Aktie positiv auf die Verkaufs-Nachricht von Smart. Daimler-Aktionäre reagierten im frühen Handel ebenfalls positiv auf die Pläne und schickten die Aktie des deutschen Autobauers um 0,91 Prozent ins Plus auf einen Wert von 50,79 Euro.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: nitpicker / Shutterstock.com

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