Münchener Rück: Taifun-Schäden sorgen für Gewinn-Rückschlag zu Jahresanfang – Aktie fällt unter altes 2015er Hoch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat auf dem Weg zu seinem Jahres-Gewinnziel im ersten Quartal einen Rückschlag erlitten. Der Dax-Konzern hat seine Zahlen für das erste Jahresviertel am Mittwoch in München vorgelegt. Für das laufende Jahr gibt sich der Vorstand dennoch zuversichtlich.

So sieht die Lage des Unternehmens aus:

Der Rückversicherer will nach jahrelangen Gewinnrückgängen das Ruder herumreißen. 2018 verdiente der Konzern nur deshalb viel mehr als im Vorjahr, weil Naturkatastrophen die Versicherungsbranche 2017 so schlimm erwischt hatten wie nie zuvor. Die große Linie zeigte hingegen lange Zeit abwärts. Einen Überschuss von 3,3 Milliarden Euro wie im Jahr 2013 hat die Munich Re seither nicht einmal annähernd wieder erreicht. Und er ist auch nicht in Sicht.

Vorstandschef Joachim Wenning, der die Konzernführung vor zwei Jahren von Nikolaus von Bomhard übernommen hat, dreht seither an der Kostenschraube, baut Stellen ab und versucht den Rückversicherer durch eine stärkere Digitalisierung für die Zukunft zu rüsten. So will er künstliche Intelligenz einsetzen, damit etwa Hurrikan-Geschädigte in den USA und der Karibik schneller Geld für ihre beschädigten oder zerstörten Häuser bekommen – im besten Fall schon vor der Rückkehr zu ihrem Heim.

An der Preisschraube kann die Munich Re in ihrem Kerngeschäft seit Langem kaum drehen. Zu hart ist der Wettbewerb in der Branche, die auf extrem komfortablen Kapitalpolstern sitzt. Das Angebot an Rückversicherungsschutz ist dadurch immens, die Nachfrage hält nicht mit. Hinzu kommt Konkurrenz durch Hedge- und Pensionsfonds, die Milliardensummen in Katastrophenanleihen und anderen Finanzkonstrukten angelegt haben.

Der zum Konzern gehörende Erstversicherer Ergo aus Düsseldorf hat bereits 2016 einen umfassenden Umbau angeschoben. Netto fallen seither 1800 Jobs weg. Und die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins wird abgewickelt. Das macht Ergo im Gegensatz zum Konkurrenten Generali im eigenen Haus, unterstützt vom IT-Konzern IBM. Künftig will sich Ergo auch anderen Versicherern als Experte für die Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen andienen.

So lief das erste Quartal des Jahres:

Die höheren Katastrophenschäden haben dem weltgrößten Rückversicherer zum Jahresstart einen deutlichen Gewinnrückgang eingebrockt. Unter dem Strich verdiente der Dax -Konzern im ersten Quartal 632 Millionen Euro und damit fast ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor, wie er am Mittwoch in München mitteilte. Finanzvorstand Christoph Jurecka sieht den Rückversicherer dennoch auf Kurs, seinen Gewinn im laufenden Jahr wie geplant auf 2,5 Milliarden Euro zu steigern.

Von der Großschaden-Belastung, die sich im ersten Quartal auf 479 Millionen Euro belief, stammte mehr als die Hälfte von einem Ereignis aus dem vergangenen Jahr. Denn die Schäden, die Taifun „Jebi“ 2018 in Japan angerichtet hatte, fielen wie schon bei anderen Rückversicherern höher aus als zunächst erwartet. Daher legte die Munich Re dafür noch einmal 267 Millionen Euro zur Seite.

Wenn der Vorstand seine Gewinnziele erreichen will, dürfen ihm aber auch keine zu schweren Naturkatastrophen oder Finanzmarkt-Turbulenzen dazwischenkommen. Immerhin sollen die Kapitalanlagen des Konzerns 2019 wieder eine Rendite von rund 3 Prozent abwerfen. 2018 hatte sie nur 2,8 Prozent erreicht.

Das sagen die Analysten:

Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Branchenexperten hatten für das erste Quartal im Schnitt mit einem deutlichen Gewinnrückgang gerechnet. Die Schätzung von 621 Millionen Euro lag jedoch knapp unter dem tatsächlichen Wert.

Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re hatte wegen dieser Schäden bereits vergangene Woche einen überraschend starken Gewinneinbruch gemeldet. Bei solch großen Katastrophen sind in der Regel alle großen Rückversicherer betroffen. Die Frage ist allerdings, welchen Anteil der Risiken sie in ihren Verträgen jeweils auf sich genommen haben.

Trotz des Rückgangs im ersten Jahresviertel zweifeln die Analysten bisher nicht daran, dass die Munich Re ihren angepeilten Jahresgewinn von 2,5 Milliarden Euro erreicht. Im Schnitt gehen sie sogar von 2,555 Milliarden Euro aus.

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Munich Re nach den Zahlen auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 220 Euro belassen. Der Rückversicherer scheine auf gutem Weg zu sein, um seine Jahresziele zu erreichen, schrieb Analyst Edward Morris in einer am Mittwoch vorliegenden Studie.

Das Analysehaus RBC hat die Einstufung für den Konzern auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 235 Euro belassen. Das Nettoergebnis des Rückversicherers habe den Erwartungen entsprochen, aber das operative Ergebnis sei etwas schwächer als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Kamran Hossain am Mittwoch. Angesichts des konservativen Ausblicks des Unternehmens sei das aber kein Anlass zur Sorge.

Das macht die Aktie:

Für die Aktie der Munich Re ging es in den vergangenen Jahren trotz mancher Einschläge insgesamt klar aufwärts. Egal, ob man ein, drei oder fünf Jahre zurückblickt: Der Aktienkurs liegt jeweils zweistellig im Plus. Selbst seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund 10 Prozent an Wert gewonnen – obwohl vor wenigen Tagen der Dividendenabschlag von 9,25 Euro nach der Hauptversammlung für den üblichen Kursrutsch sorgte.

Munich Re im 5-Jahreschart (Xetra)

Derzeit wird das Papier zu rund 207 Euro gehandelt. Ende April erreichte es mit 224 Euro sogar seinen höchsten Stand seit Mitte 2002. Das Rekordhoch von knapp 400 Euro aus dem Jahr 2000 ist aber immer noch weit entfernt. Von den Verlusten durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 und dem Zusammenbruch des Neuen Markts hat sich die Aktie bis heute nicht erholt.

Allerdings ist die Dividende des Rückversicherers für die Aktionäre seit Langem eine sichere Bank. Trotz jahrelang sinkender Gewinne sattelte der Konzern bei der Ausschüttung je Aktie immer weiter drauf. Zudem kauft er fast jedes Jahr für eine Milliardensumme eigene Papiere zurück.

Munich Re 5-Tageschart (Xetra)

Nach dem veröffentlichten Quartalsbericht musste die Aktie weiter Punkte abgeben und liegt bis zum frühen Mittag mit 1,75 Prozent im Minus und ist damit der drittschlechteste Wert im Dax. Mit dem zwischenzeitlichen Erreichen der Marke von 205 Euro ist die Aktie unter das letzte Hoch aus dem Jahr 2015 zurückgefallen und hat somit einen wichtigen Widerstandsbereich nach unten durchbrochen. Zum frühen Mittagsstand kann der Kurs sich jedoch leicht über dieser Ebene stabilisieren.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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