Paypal und Google Pay kooperieren – Verliert Wirecard über 20 Millionen potenzielle Kunden?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wird der Gegenwind für Wirecard stärker? Nutzer des Bezahldienstes Paypal können künftig in Deutschland über Android-Smartphones per Google Pay im Laden bezahlen. Durch die heute bekanntgegebene Kooperation könnte Google Zugang zu vielen neuen Nutzern für sein Mobil-Bezahlsystem bekommen: Paypal hat in Deutschland rund 20,5 Millionen Kunden.

Wenn die Paypal-Nutzer ihr Konto mit Google Pay verknüpfen, wird in der App eine digitale Mastercard Karte eingerichtet, über die dann Einkäufe abgewickelt werden können. Google Pay war Ende Juni in Deutschland gestartet, mit an Bord waren von Beginn an neben den Kreditkarten-Riesen Mastercard und Visa, die Commerzbank zusammen mit Comdirect sowie die Online-Banken N26 und Boon.

Wirecard zeigt sich unbeeindruckt

Beflügelt vom Boom des Online-Handels will der Konzern aus Aschheim sein Transaktionsvolumen und damit auch Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebitda) bis zum Jahr 2025 vervielfachen. Für alle drei Kenngrößen werde mit einem jährlichen Wachstum im mittleren 20-Prozent-Bereich gerechnet. Der Umsatz etwa soll auf mehr als 10 Milliarden Euro steigen. Das wären etwa fünf Mal soviel wie Wirecard Analysten zufolge in diesem Jahr erlösen dürfte. Das Ebitda soll auf über 3,3 Milliarden Euro steigen. Das ist fast sechs Mal mehr als Analysten durchschnittlich für 2018 erwarten.

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Viele Experten sind angetan

Analysten zeigten sich vor allem beeindruckt von bekannt gegebenen Geschäfts-„Vision 2025“. Die Analysten Knut Woller von der Baader Bank und Hannes Leitner von der Schweizer UBS sehen sich angesichts der Langfristziele in ihrer positiven Meinung zu Wirecard vollauf bestätigt. Die Aussagen wiesen auf den Beginn eines neuen Trends, schrieb Woller. Sie machten deutlich, dass das im ersten Halbjahr beschleunigte operative Gewinnwachstum aus eigener Kraft aus ihrer Sicht keine einmalige Angelegenheit war.

Es werde ein kontinuierliches, hohes Wachstum auch über 2020 hinaus in Aussicht gestellt, hieß es in der UBS-Studie. Leitner und Woller gehen dabei von erneut konservativen Planungen des Konzerns aus, nachdem Wirecard die eigenen Ziele in den vergangenen vier Jahren immer wieder hochgesetzt und übertroffen hatte.

Monsterziele!

Barclays-Analyst Gerardus Vos bezeichnete Wirecards „Vision 2025“ als „hoch ambitionierte Monster-Ziele“. Es scheine, als könnte der Konzern in den kommenden Jahren schneller als der niederländische Wettbewerber Adyen wachsen, schrieb er. Den Grund dafür sieht Vos in der Zusammenarbeit mit großen Handelskonzernen, die Wirecard in direkte Konkurrenz zu Ayden und des in London ansässigen Zahlungsabwicklers Worldpay bringen würden.

Anleger werden etwas vorsichtiger

Zu Wochenbeginn geriet die Aktie unter Druck und musste einen zweistelligen Kursverlust verkraften. Der Kapitalmarkttag von Wirecard in London, wo der Bezahldienstleister seine Ziele noch etwas konkretisierte, besänftigte die Anleger allerdings wieder ein Stück. Auf längere Sicht betrachtet bleibt die Entwicklung der Aktie beeindruckend: Mit einem Kursplus von rund 95 Prozent seit Jahresbeginn hat Wirecard den mit Abstand deutlichsten Gewinn unter den 30 Dax-Konzernen eingeheimst. Adidas folgen an zweiter Stelle mit einem etwas über 20-prozentigen Wertzuwachs.

Von Markus Weingran

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Foto: Tyler Olson / shutterstock.com

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