Wirecard: Aktie erholt sich etwas – Aber wie lange machen die Anleger das Spielchen noch mit?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Kurs von Wirecard ist am Mittwoch ein weiteres Mal wegen Zweifeln an den Bilanzierungspraktiken unter Druck geraten. Allerdings fiel der Abschlag nach relativierenden Aussagen des Zahlungsdienstleisters geringer aus als vorbörslich noch mit minus 8 Prozent befürchtet. Im Xetra-Handel reduzierten sie ihr Minus bis zuletzt auf nur noch 3,5 Prozent.

Aber warum kriegt Wirecard das Problem nicht in den Griff?

Es ist eine never-ending-story rund um den Bezahldienstleister. Immer wieder finden die Medien ein kleines Bisschen Dreck bei dem Dax-Konzern und fördern ihn ans Tageslicht. Die leidtragenden an dieser Situation sind immer wieder die Anleger. Wirecard hat zwar inzwischen gelernt die Lage relativ schnell wieder zu beruhigen, aber warum macht sich der Bezahldienstleister immer so angreifbar. Die Versprechen für mehr Transparenz im Konzern zu sorgen erscheinen nach solchen Vorfällen als leere Worthülsen.

Wirecard macht es sich zu einfach

Das Unternehmen bestätigte Informationen aus einem Bericht im „Handelsblatt“, wonach die Tochter in Singapur kein Testat für ihre Jahresbilanz 2017 erhalten hat. Das im Bericht erwähnte Problem, dass bei laufenden Ermittlungen der dortigen Behörden nicht alle notwendigen Daten vorgelegt werden konnten, relativierte der Konzern jedoch umgehend. Außerdem teilte er mit, dass der Fall für den Konzernabschluss nicht von Bedeutung sei. Wenn es nicht von Bedeutung ist, warum weist Wirecard bei der Vorlage der Zahlen nicht auf diesen Fakt hin? Kommt die entsprechende Begründung direkt aus Aschheim, dann dürfte es für die Anleger nachvollziehbarer werden und vielleicht auch keine Auswirkung auf den Kurs haben. Dann hat das Dax-Mitglied auch nicht die Mühe in Windeseile ein Dementi auf den Weg zu bringen. Meistens ist zu diesem Zeitpunkt das Kind sowieso schon in den Brunnen gefallen, sprich der Kurs ist eingebrochen.

Aus Unregelmäßigkeiten wird eingeschränkte Verfügbarkeit der Daten

Im Gegensatz zu dem Zeitungsbericht, in dem von Unregelmäßigkeiten die Rede war, sprach Wirecard nur von Einschränkungen der Datenverfügbarkeit als Grund. „Aufgrund der Einschränkungen durch die Ermittlungen in Singapur waren Dokumente teilweise nicht zugänglich, sodass sich der lokale Prüfer auf Basis geltendem lokalen Rechnungslegungsstandard kein abschließendes Prüfungsurteil bilden konnte“, teilte Wirecard mit.

Experten werden misstrauischer

Unter Börsianern wurde der am Vorabend bereits veröffentliche „Handelsblatt“-Bericht zuerst klar negativ gesehen. Die Tochter in Singapur sei zwar nur eine kleine Einheit und die mit ihrer Bilanzierung erhobenen Vorwürfe altbekannt, der Bericht lasse aber erneut Bedenken um die Transparenz des Unternehmens aufkommen, sagte ein Händler in einer ersten Reaktion.

Auch DZ-Bank-Experte Harald Schnitzer sprach in einem Kommentar davon, dass die Anleger besorgt seien wegen der anhaltenden Vorwürfe gegen das schnell wachsende Unternehmen. Seiner Einschätzung nach ist es unabdinglich, dass Wirecard seine Rechnungslegungstandards verbessert, um wieder mehr Klarheit und Glaubwürdigkeit zu schaffen.

Wirecard bekommt das Problem nicht in den Griff

Trotz aller Beteuerungen und guten neuen Kooperationen haben die Anleger weiterhin kein Vertauen zu der Aktie aufgebaut. Der Vertrauensverlust spiegelt sich auch im Wirecard-Kurs bis heute wider: Das 170-Euro-Niveau vom Januar dieses Jahres – bevor Berichte der „Financial Times“ die jüngsten Turbulenzen in Gang brachten – haben die Anteile bis heute nicht wieder erreicht. Trotz zahlreicher Erholungsansätze bedeutet der aktuelle Kurs von 116,50 Euro seither noch immer ein Minus von mehr als 30 Prozent. Immer wieder sorgten Berichte wie an diesem Mittwoch für Rückschläge. Verschweigt Wirecard weiterhin Fakten, die in Verständnis des Konzerns wohl eher Kleinigkeiten sind, dann wird der Kurs so schnell nicht wieder Fahrt aufnehmen. Im Dax weht ein anderer Wind. Solange Wirecard das nicht erkennt und dementsprechend handelt wird die Aktie immer wieder solche Rückschläge verkraften müssen und wird damit immer uninteressanter für Anleger.

Andere Mütter haben auch schöne Bezahldienstleister. Adyen ist zum Beispiel so ein hübsches Investment. Goldman Sachs hat erst kürzlich das Kursziel auf 930 Euro erhöht. Bei einem Kurs von aktuell 656 Euro könnte hier eine stressfreiere Performance mehr als winken.

Von Markus Weingran

Foto: Anton Garin / Shutterstock.com

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