Wirecard: Aktie nach Sonderbericht unter Druck ++ Lufthansa: 9 Milliarden Euro unter Dach und Fach? ++ comdirect: Ein Auftaktquartal der Rekorde

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax hat nach dem starken Wochenauftakt keine klare Richtung gefunden. Im frühen Handel am Dienstag stagnierte der deutsche Leitindex nahezu bei 10.659,22 Punkten. Dabei waren die Rollen der Verlierer und der Gewinner klar verteilt: Während die Aktien von Wirecard nach der Veröffentlichung des KPMG-Sonderprüfungsberichts absackten, zogen die Papiere der Lufthansa nach einem Pressebericht über hohe Staatshilfen vom Bund deutlich an.

Tags zuvor hatte der Dax mit einem Sprung um mehr als drei Prozent das Erholungshoch der vergangenen Wochen von 10.820 Punkten wieder ins Visier genommen. Zunächst fehlt ihm jedoch weiterer Schwung.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Dienstag um 0,01 Prozent auf 22.581,60 Punkte nach unten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stand minimal im Plus.

Die Hoffnung auf eine allmähliche Rückkehr zur Normalität in Zeiten der Corona-Pandemie wird beim Blick auf den Ölmarkt wieder gedämpft. Nach der jüngsten Stabilisierung gaben hier die Preise kräftig nach. Die Lage ist unverändert kritisch: Einer wegen der Corona-Krise wegbrechenden Nachfrage steht ein viel zu hohes Angebot gegenüber. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Erdöl in die verbliebenen freien Lager fließt. Nach Einschätzung der Experten von der US-Bank Goldman Sachs könnten die weltweiten Lager für Rohöl innerhalb der nächsten drei Wochen voll sein.

Wirecard: Sonderbericht verunsichert die Anleger ein wenig

Es wäre einfach mal schön, wenn sich beim Dax-Konzern etwas einfach gestalten könnte. Allerdings scheint das wohl nicht wirklich möglich. Erst kommt der Sonderbericht nicht zum angekündigten Zeitpunkt und dann gibt es wieder Passagen, welche die Anleger verunsichern. So ist die Aktie nach Veröffentlichung des Sonderberichts vorbörslich mal wieder kräftig Achterbahn gefahren. Von einem zweistelligen Minus ging es wieder in Plus und dann wieder ins Minus. In den Handelstag startet die Aktie mit einem zweistelligen Minus.

Wie Wirecard nun am Dienstag mitteilte, sieht sich der Konzern durch die KPMG-Sonderprüfung weiter entlastet. In den Prüfbereichen hätten sich für die Jahre 2016 bis 2018 nach wie vor keine substanziellen Feststellungen ergeben, die Korrekturen erforderlich gemacht hätten. Trotzdem schafft es Wirecard mal wieder nicht alle Zweifel vom Tisch zu fegen.

So kann die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zur Höhe und zur Existenz der Umsätze aus dem kritisierten sogenannten Drittpartnergeschäft in den untersuchten Jahren 2016 bis 2018 weder eine Aussage treffen, dass diese existieren und korrekt sind, noch, dass sie nicht existieren und nicht korrekt sind. „Insofern liegt ein Untersuchungshemmnis vor“, erklärte KPMG in dem am Dienstag von Wirecard veröffentlichten Bericht. Wirecard weist zurück, dass Umsätze und Kundenbeziehungen manipuliert sind. Vorstandschef Markus Braun hatte immer wieder behauptet, die bilanzierten Umsätze und Kundenbeziehungen aus diesen Geschäften mit Drittpartnern seien authentisch.

„Ursächlich sind neben den Mängeln in der internen Organisation insbesondere die fehlende Bereitschaft der Third Party Acquirer umfassend und transparent an dieser Sonderuntersuchung mitzuwirken“, hieß es in dem Bericht von den Prüfern. So hätten unter anderem Transaktionsdaten und Nachweise sowie Verträge zwischen den Drittpartnern und Händlern bislang nicht zur Verfügung gestanden. Wirecard-Aktien sackten am Dienstag nach der Erholung in der Vorwoche um mehr als 13 Prozent ab.

Somit liefert der Sonderbericht ein bekanntes Bild bei Wirecard. Wirklich belastendes wurde nicht gefunden, aber alle Zweifel wurden nicht komplett ausgeräumt.

Lufthansa: Steht die Staatsbeteiligung fest?

Die Lufthansa steht in den Verhandlungen um Staatshilfen Presseberichten zufolge kurz vor einer Einigung mit den Regierungen in Deutschland und der Schweiz. Die Bundesrepublik solle demnach rund neun Milliarden Euro in den schwer angeschlagenen Konzern pumpen, berichtete der „Business Insider“ am Dienstag unter Berufung auf Quellen aus dem Konzern. Es gebe dazu bereits eine „Einigung auf Arbeitsebene“. Ein Konzernsprecher wollte den Bericht am Morgen nicht kommentieren.

Dem „Business Insider“ zufolge soll die Regierung als neuer Anteilseigner eine Sperrminorität und ein bis zwei Aufsichtsratsmandate bei der Lufthansa erhalten, die jedoch nicht von Beamten oder Politikern besetzt werden sollen. Formal hänge das Unternehmen dann als Staatsbeteiligung am Bundesfinanzministerium.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr habe an den Gesprächen am Montag offiziell nicht teilgenommen, heißt es in dem Bericht. Er wolle den Deal noch am Dienstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) formal besiegeln. Dass das Paket dabei nochmal aufgemacht wird, gelte laut Verhandlungskreisen als unwahrscheinlich.

Laut den Schweizer „Tamedia“-Zeitungen kann die Lufthansa-Tochter Swiss zudem mit einer Unterstützung in Höhe von 1,5 Milliarden Franken (1,4 Mrd Euro) von der dortigen Regierung rechnen. Das Geld komme in Form von Krediten von den Banken, für die der Bund bürge.

Kurz & knapp:

Comdirect: Die Börsenturbulenzen infolge der Corona-Krise beflügeln die Gewinnpläne der Commerzbank-Tochter Comdirect. „Unsere Kunden haben im ersten Quartal 2020 so viel gehandelt wie nie zuvor“, sagte Comdirect-Chefin Frauke Hegemann bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag in Quickborn bei Hamburg. Nachdem sich der Gewinn vor Steuern im fortgeführten Geschäft dadurch auf 77,9 Millionen Euro mehr als versechsfachte, rechnet der Vorstand für das Gesamtjahr 2020 jetzt mit einem Vorsteuerergebnis von 130 bis 150 Millionen Euro. Bisher hatte er 100 bis 120 Millionen Euro angepeilt. Im ersten Quartal erteilten die Kunden der Bank rund zwölf Millionen Handelsaufträge – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Der Provisionsüberschuss legte dadurch um knapp 120 Prozent zu. Die Furcht vor ausfallenden Krediten hält sich bei der Comdirect bisher in Grenzen. „Im Kreditgeschäft mit Privatkunden waren bislang keine wesentlichen Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu verzeichnen“, heißt es im Quartalsbericht. Die Bank legte rund 200 000 Euro für mögliche Kreditausfälle zurück.

BP: Der britische Ölkonzern hat im ersten Quartal die doppelte Belastung aus der Covid-19-Krise und dem Ölpreisverfall deutlich zu spüren bekommen. Der bereinigte Überschuss ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 791 Millionen US-Dollar (730 Millionen Euro) zurück, wie der Konzern am Dienstag in London mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte BP noch einen bereinigten Gewinn von knapp 2,36 Milliarden Dollar ausgewiesen. Dennoch will das Unternehmen die Quartalsdividende um 2,4 Prozent auf 10,5 Cent je Aktie erhöhen. „Wir haben es mit einem außergewöhnlich herausfordernden Umfeld zu tun“, sagte Finanzchef Brian Gilvary. Die Auswirkungen der Rückgänge bei Nachfrage und Preisen dürften sich auch im zweiten Quartal fortsetzen. BP werde mit einer Reihe von Maßnahmen die Liquidität erhöhen, die Bilanz stärken und die Ausgaben reduzieren.

Delivery Hero: Der Essenslieferdienst hat im Jahr 2019 nur dank des Verkaufs des Deutschlandgeschäfts einen Gewinn eingefahren. Im fortgeführten Geschäft betrug der Verlust 689,9 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 277,1 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie der im MDax notierte Konzern am Dienstag in Berlin in seinem Geschäftsbericht mitteilte. Weil der Konzern zum 1. April 2019 sein Deutschlandgeschäft (Foodora, Lieferheld, Pizza.de) an den niederländischen Rivalen Takeaway.com (Lieferando) verkauft hatte und damit einen Gewinn von 930,1 Millionen Euro einstrich, stand unter dem Strich für das abgelaufene Jahr 2019 ein Gewinn von 230,2 Millionen Euro nach einem Verlust von 42,2 Millionen Euro im Vorjahr.

Cancom: Der IT-Systemanbieter erwartet trotz der Corona-Pandemie mehr Umsatz und Gewinn im laufenden Geschäftsjahr. Das Unternehmen werde zwar „sicher von Störungen in der IT-Lieferkette“ betroffen sein, auch die Kunden seien von den Krisenmaßnahmen betroffen, erklärte Konzernchef Rudolf Hotter am Dienstag in München bei der Vorlage der Zahlen für 2019. Dennoch erwarte das Unternehmen unverändert weiteres Wachstum. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) dürften daher moderat zulegen. Wegen der finanziell soliden Lage will Cancom für das vergangene Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 0,50 Euro je Aktie zahlen. Die Veröffentlichung des eigentlich für den Dienstag angekündigten Geschäftsberichts verzögert sich unterdessen weiter. Sie wird nun für den 30. April angestrebt, da der Prüfprozess noch nicht vollständig abgeschlossen werden konnte, wie es hieß.

Symrise: Die Übernahme des US-Spezialisten für Tierfutterzusätze ADF/IDF hat das Wachstum des Herstellers von Duftstoffen und Aromen Symrise zum Jahresstart angetrieben. Der Umsatz stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 917,1 Millionen Euro, wie der MDax-Konzern am Dienstag in Holzminden mitteilte. Analysten hatten sich im Durchschnitt allerdings etwas mehr erhofft. Aus eigener Kraft – also Übernahmen sowie Wechselkurseffekte ausgeklammert – hätte das Plus bei 2,3 Prozent betragen. Dabei profitierten die Niedersachsen auch von der Nachfrage nach Düften und Zusätzen für Getränke. Über die Gewinnentwicklung wird das Unternehmen erst wieder bei der Vorlage der Halbjahreszahlen berichten. Für das Gesamtjahr bleibt Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram indes optimistisch. Trotz der Unsicherheiten durch die Coronavirus-Pandemie soll das Wachstum des relevanten Marktes übertroffen werden. Dabei dürfte es allerdings vorübergehend zu einem veränderten Kaufverhalten der Kunden kommen, hieß es. Stärker gefragt seien aktuell etwa Körperpflege- und Hygieneprodukte.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Anton Garin / Shutterstock.com

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