Continental: 1,3 Milliarden Verlust in Q3 ++ Sixt: Prognose bleibt weiter ausgesetzt ++ Hypoport: Zahlen setzen Aktie unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Verunsicherung unter den Anlegern steigt weiter. Während der Studie zu einem Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns Astrazeneca in Brasilien ist ein Proband gestorben. Das bestätigte die brasilianische Überwachungsbehörde für Gesundheit, Anvisa, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Die Todesursache war zunächst unklar.

Den Impfstoff hatte der britisch-schwedische Konzern in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford entwickelt. Nach eigenen Angaben war die Anvisa bereits am Montag über den Todesfall informiert worden. Die Empfehlung laute, die Tests fortzusetzen. Der Fall werde derzeit geprüft, Daten über Freiwillige müssten vertraulich behandelt werden.

Die Anvisa hat fast ein halbes Dutzend Tests dieser Art erlaubt, Tausende Freiwillige in Brasilien haben in den vergangenen Wochen eine Impfung bekommen. In dem mit rund 210 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas breitet sich das Virus immer noch aus, zugleich verfügt Brasilien über hervorragende Forschungseinrichtungen.

Bei dem Toten handelt es sich dem Fernsehsender CNN Brasil zufolge um einen 28 Jahre alten Mann aus Rio, der wegen Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sei. Die brasilianische Zeitung „O Globo“ berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, der betreffende Freiwillige habe nicht den Impfstoff, sondern ein Placebo bekommen. Offiziell äußerten sich dazu zunächst weder das Labor noch die Testzentren oder die Anvisa.

AstraZeneca wollte einen Einzelfall in einer laufenden Studie auch auf dpa-Anfrage zunächst nicht konkret kommentieren, verwies aber darauf, dass alle erforderlichen Überprüfungsverfahren eingehalten worden seien.

Roche verstärkt Kampf gegen Corona

Der Schweizer Pharmakonzern hat die Bemühungen im Kampf gegen das Coronavirus um eine Kooperation erweitert. Man übe mit Atea Pharmaceuticals den Schulterschluss, teilte Roche am Donnerstag mit. Gemeinsam wolle man ein antivirales Prüfpräparat entwickeln.

Konkret geht es um AT-527, ein mündlich zu verabreichendes Präparat von Atea, das derzeit in einer Phase-II-Studie zur Behandlung von Patienten getestet wird, die mit moderatem Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden. Eine klinische Phase-III-Studie werde voraussichtlich im ersten Quartal 2021 beginnen. Dann solle der Kandidat möglicherweise auch bei Patienten außerhalb des Krankenhauses untersucht werden.

Ziel der Zusammenarbeit ist es laut Mitteilung, die klinische Entwicklung und Herstellung von AT-527 zu beschleunigen, seine Sicherheit und Wirksamkeit zu untersuchen und diese potenzielle Behandlungsoption Patienten auf der ganzen Welt so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.

Sollte sich AT-527 in klinischen Studien als sicher und wirksam erweisen und die behördlichen Zulassungen erhalten, werde Atea für den Vertrieb dieser Behandlungsoption in den USA verantwortlich sein, mit der Möglichkeit, die Unterstützung der Roche-Tochter Genentech zu beantragen. Und Roche werde den Vertrieb ausserhalb der Vereinigten Staaten übernehmen.

Atea selbst wiederum teilte mit, von Roche eine Einmalzahlung in Höhe von 350 Millionen US-Dollar für die Kooperation zu erhalten sowie mögliche Meilensteinzahlungen und Tantiemen.

Dax bleibt nervös

Weiter steigende Corona-Neuinfektionen und die Hängepartie um das US-Konjunkturpaket haben dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zur Eröffnung einen weiteren Verlust eingebrockt. Der Dax fiel im frühen Handel unter die Marke von 12.400 Punkten auf das tiefste Niveau seit rund einem Monat. Zuletzt notierte der Leitindex 1,32 Prozent niedriger bei 12.391,53 Punkten. Damit summiert sich das Dax-Minus in dieser Woche nun bereits auf rund 4 Prozent.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel sank am Donnerstagmorgen um 1,07 Prozent auf 26 874,09 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 1,0 Prozent auf 3148 Punkte.

Continental: Drittes Quartal bleibt rot

Der Autozulieferer und rutscht trotz einer allmählichen Erholung nach dem Corona-Einbruch auch im dritten Quartal in die roten Zahlen. Wertminderungen wegen des absehbar schwächeren Geschäfts in den kommenden Jahren sowie Umbaukosten für das Sparprogramm schlagen im dritten Quartal mit zusammengenommen gut 1,3 Milliarden Euro zu Buche, wie das Dax-Unternehmen überraschend am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte. Daher werde Conti trotz eines besser verlaufenen Tagesgeschäfts einen Verlust beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie unter dem Strich ausweisen, hieß es.

Im eigentlichen Geschäft sah es dabei eigentlich wieder ganz ordentlich aus: Im dritten Quartal erzielte Conti laut vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 10,3 Milliarden Euro nach 11,1 Milliarden vor einem Jahr. Vor Wechselkurseinflüssen sowie Zu- und Verkäufen habe der Rückgang rund 2,7 Prozent betragen, rechnete das Unternehmen vor. Zum Vergleich: Wegen des wochenlangen Lockdowns im Frühjahr hatten die Hannoveraner im zweiten Quartal noch ein Umsatzminus von über 40 Prozent verkraften müssen.

Einschnitte bei den Kosten sorgten auch bei der Profitabilität für einen Aufschwung. Um Sonderkosten bereinigt betrug die Marge des operativen Ergebnisses 8,1 Prozent und lag damit 2,5 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor. Analysten hatten nach Angaben von Continental im Schnitt lediglich mit einem Anstieg auf 6,1 Prozent gerechnet.

Sixt: Weiterhin keine Prognose

Sixt wagt wegen der sich wieder verschärfenden Corona-Krise weiter keine Prognose für 2020. Im dritten Quartal verbuchte der Autovermieter erneut einen Umsatz- und Gewinneinbruch. Dies gab das Pullacher Unternehmen überraschend am Mittwochabend nach Börsenschluss bekannt. Einige Experten wie Jefferies-Analyst Constantin Hesse hatten allerdings vor allem beim Ergebnis mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die im SDax notierte Stammaktie des Unternehmens gab in den ersten Handelsminuten dennoch mehr als drei Prozent nach.

Aktienhändler führten dies vor allem auf die weiter fehlende Prognose zurück: Sixt begründete dies mit den „sich aktuell drastisch verschärfenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie“. Im dritten Quartal sank der Umsatz um rund 40 Prozent auf 460 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern ging um mehr als die Hälfte auf 66 Millionen Euro zurück – aber anders als im ersten und zweiten Quartal konnte Sixt vor Steuern wieder einen Gewinn erzielen. Detaillierte Quartalszahlen sollen wie geplant am 12. November vorgelegt werden.

Der Umsatz sei noch etwas stärker gesunken als von ihm erwartet, schrieb Jefferies-Experte Hesse in einer Studie. Positiv überrascht habe aber dagegen der Gewinn vor Steuern, der um fast zwei Drittel besser ausfiel als er es auf dem Zettel hatte. Auch andere Analysten wie der Baader-Bank-Experte Christian Obst lobten den Gewinn. Sixt habe die Kosten noch stärker drücken können als gedacht und konnte deshalb trotz der Corona-Krise einen Gewinn vor Steuern erzielen.

Sixt kämpft wie alle anderen Autovermieter stark mit den Folgen der Corona-Pandemie und der deswegen gesunkenen Zahl an Geschäfts- und Privatreisen. Dies war vor allem im zweiten Quartal zu spüren, als der Lockdown in vielen Ländern Europas und die Probleme in den USA den Umsatz um zwei Drittel drückte und für tiefrote Zahlen sorgte. Davon konnte sich Sixt in den Sommermonaten erholen.

Kurz & knapp:

Hypoport: Der Finanzdienstleister bleibt beim Umsatz auf Wachstumskurs. Die Erlöse legten im dritten Quartal um rund fünf Prozent auf 95 Millionen Euro zu, wie das im SDax notierte Unternehmen am Mittwochabend überraschend in Berlin mitteilte. Für die ersten neun Monate des Jahres ergibt sich damit ein Wachstum von rund 15 Prozent. Das operative Ergebnis sank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hingegen um rund ein Fünftel auf etwa 7 Millionen Euro. Das Unternehmen begründete dies im Wesentlichen auf den strategisch beabsichtigten Wegfall von Projektgeschäft in den Segmenten Immobilien- und Versicherungsplattform.

STMicroelectronics: Der Halbleiterhersteller erwartet im vierten Quartal eine weitere Verbesserung im Vergleich zu den drei Monaten zuvor. So sollen die Umsätze im Schlussquartal in der Mitte der Spanne im Vergleich zum dritten Quartal um rund 12 Prozent auf 2,99 Milliarden US-Dollar (2,52 Mrd Euro) zulegen, wie das Unternehmen am Donnerstag in Genf mitteilte. Damit erwartet der Infineon-Konkurrent zwar ein schwächeres Wachstum als im dritten Quartal, liegt aber mit seiner Prognose über den Analystenerwartungen. Die operative Marge soll sich ebenfalls verbessern, auf 38,5 Prozent in der Mitte der Spanne. STMicro hatte bereits Anfang Oktober vorläufige Umsatzzahlen vorgelegt und wegen der guten Entwicklung ein Übertreffen der Jahresprognose in Aussicht gestellt. So stieg der Umsatz im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 27,8 Prozent auf 2,67 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahresvergleich ergab sich ein Plus von 4,4 Prozent. Die operative Marge verbesserte sich zum Vorquartal um 1 Prozentpunkt auf 36 Prozent, war aber verglichen mit dem Vorjahr gesunken. Das Unternehmen machte dafür unter anderem den anhaltenden Preisdruck verantwortlich. Unter dem Strich sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Fünftel auf 242 Millionen Dollar.

Schneider Electric: Der französische Industriekonzern hebt nach einer Erholung im dritten Quartal seine Jahresziele an. Der Umsatz dürfte nun nur um 5 bis 7 Prozent zurückgehen statt um 7 bis 10 Prozent. Dabei sind Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte ausgeklammert. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) soll in einer Bandbreite von 15,1 bis 15,4 Prozent schwanken – im Vorjahr war ein Wert von 15,3 Prozent erzielt worden. Bisher hatte Schneider mit einem Rückgang um bis zu 0,9 Prozentpunkten gerechnet. Grund für den Optimismus für den Konzern, der in einigen Bereichen wie dem Energiemanagement oder der Industrieautomatisierung mit Siemens konkurriert, ist der Verlauf des dritten Quartals. Zwar lag der Gesamtumsatz mit 6,5 Milliarden Euro 2,8 Prozent unter dem Vorjahreswert, das war aber vor allem Wechselkursschwankungen infolge der Eurostärke geschuldet.

Redaltion onvista / dpa-AFX

Foto: Birgit Reitz-Hofmann / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel