Konjunktur: Inflation schwächt noch weiter ab – Analyst der Ratingagentur Moody’s schlägt Rezessionsalarm für Weltwirtschaft

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Selbst die weiter gelockerten Stellschrauben der EZB haben bisher keinen großen Effekt erzielt, im Gegenteil: Der Preisauftrieb in der Eurozone hat sich im September noch stärker als erwartet abgeschwächt. Die Inflationsrate sei auf revidierte 0,8 Prozent gefallen, nachdem sie im Vormonat noch bei 1,0 Prozent gelegen hatte, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg laut einer zweiten Schätzung mit. Die Teuerungsrate liegt damit noch weiter von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank entfernt, die mittelfristig eine Inflation von knapp zwei Prozent anstrebt.

Um gegenzusteuern hatten die Währungshüter auf ihrer Zinssitzung im September ein umfassendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, was unter anderem eine erneute Zinssenkung, die Wiederaufnahme ihrer Anleihenkäufe und Erleichterungen für Banken umfasst. Einige Schritte, wie die Neuauflage der Anleihenkäufe, waren unter den Währungshütern allerdings umstritten. Für EZB-Chef Draghi war es die vorletzte Zinssitzung. Der Italiener scheidet Ende Oktober aus dem Amt. Danach übernimmt die Französin Christine Lagarde das Ruder.

Niedrigste Inflation seit 2016

Die Inflationsrate im September ist die niedrigste seit November 2016. In einer ersten Schätzung war noch eine Inflationsrate von 0,9 Prozent ermittelt worden. Volkswirte hatten mit einer Bestätigung der Erstschätzung gerechnet.

Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,2 Prozent. Dies war von Volkswirten erwartet worden. Ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Lebensmittel und Energie (Kernindex) stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,0 Prozent. Hier wurde die Erstschätzung bestätigt.

Handelsüberschuss stark gestiegen

Der Handelsüberschuss der Eurozone mit dem Rest der Welt ist im August deutlich gestiegen. Er erhöhte sich gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 2,8 Milliarden auf 20,3 Milliarden Euro, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Analysten hatten im Mittel einen Exportüberschuss von 18,0 Milliarden Euro erwartet. Die Ausfuhren der 19 Euroländer stiegen um 0,4 Prozent, während die Einfuhren um 1,2 Prozent zurückgingen.

Den mit Abstand größten Exportüberschuss erzielt die EU mit den USA. Trump hat das Defizit seines Landes im Warenhandel mit der EU wiederholt angeprangert und deshalb mehrfach mit Strafzöllen auf europäische Autos gedroht. Davon wären vor allem deutsche Anbieter wie Volkswagen, BMW und Daimler betroffen. Den größten Importüberschuss dagegen weist die EU mit China aus.

Analyst der Ratingagentur Moody’s schlägt Rezessionsalarm

Die Konjunkturdaten bereiten den Marktbeobachtern nun schon seit längerer Zeit Sorgen, da die Fundamentaldaten Alarm in Richtung Rezession schlagen. Mark Zandi, Chefökonom von Moody’s Analytics, hat am Mittwoch gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC seine Prognose geäußert, dass eine Rezession die Weltwirtschaft in den nächsten 12 bis 18 Monaten treffen könnte und die politischen Entscheidungsträger nicht viel tun könnten, um dies zu verhindern. 

„Ich denke, das Risiko ist furchtbar hoch, dass wir eine Rezession bekommen werden, wenn sich etwas nicht an das Drehbuch hält. Selbst wenn wir in den nächsten 12 bis 18 Monaten keiner Rezession entgegenblicken, ist es meiner Meinung nach ziemlich klar, dass wir eine viel schwächere Wirtschaft haben werden.“ Um eine Rezession zu vereiden, müssten Dinge wie der Handelsstreit oder Brexit schon sehr glimpflich verlaufen. Die Chancen einer bald anstehenden Rezession seien seiner Meinung nach „unangenehm hoch“.

Zandi stimmt zudem der jüngst vom IWF gegebenen Einschätzung zu, dass fiskalische Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Konjunktur anzukurbeln, die meisten Staaten dies aber bisher nicht tun würden. Beispielsweise Deutschland habe in der EU zwar fiskalischen Spielraum, die Regierung könne jedoch aufgrund gesetzlicher Hürden nur wenig tun. „Dies gibt kein Vertrauen. Die Zentralbanken haben keinen Platz mehr, wir müssen die Finanzpolitik stärken, aber ich glaube nicht, dass es an dieser Stelle klar ist, woher der politische Wille dafür kommen wird “, sagte er.

Andere Ökonomen teilten die Ansicht von Zandi, dass sich das Wachstum weiter abschwächen würde, sehen die Chancen für eine Rezession aber weniger hoch. Eswar Prasad, Professor an der Cornell University, sagte, dass die Konsumausgaben dazu beigetragen haben, das Wachstum in mehreren Volkswirtschaften zu fördern – auch wenn die Dynamik in anderen Sektoren nachlässt. „Verbraucher und Haushalte können sich nicht darauf verlassen, dass das Wachstum anhält. Eigentlich ist es der Schlüssel, eine Reihe von Richtlinien zu entwickeln, die das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern stärken und letztendlich die Investitionen ankurbeln werden, “sagte er am Mittwoch gegenüber CNBC.

onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: gguy / Shutterstock.com

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