Lufthansa: Bruchlandung im MDax – Sorge um Rettungspaket ++ Fraport: Keine Sorge um die Finanzen ++ Dax: Leitindex macht schlechten Start fast wieder wett

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach Gewinnen in der vergangenen Woche ist der deutsche Leitindex zu Beginn der neuen Woche schwer aus den Startlöchern gekommen. Der Dax sank in den ersten Handelsminuten um 1,17 Prozent auf 12.185,73 Zähler und gab damit einen Teil der Gewinne in der Vorwoche von etwas mehr als drei Prozent wieder ab. Mittlerweile hat das deutsche Börsenbarometer seine Verluste aber fast schon wieder ausgeglichen.

Lufthansa: Sorgen vor Hauptversammlungen werden größer

Ab heute sind die Aktien der Kranich-Airline im MDx gelistet und in ihrer neuen Heimat fallen sie direkt ans Index-Ende. Damit ist die zuletzt gelaufene Stabilisierung der Papiere erst einmal wieder hinfällig.

Sorgen um das Rettungspaket drückten die auf die Lufthansa-Anteile. Die Fluglinie selbst fürchtet angesichts einer niedrigen Aktionärspräsenz auf der nahenden Hauptversammlung an diesem Donnerstag (25. Juni) einen ungewissen Ausgang bis hin zu einer Insolvenzlösung. Denn die Zustimmung zu den neun Milliarden Euro schweren Staatshilfen steht nach den Registrierungen der Anteilseigner mehr denn je auf der Kippe.

„Seit heute Nacht wissen wir, dass unsere Aktionäre weniger als 38 Prozent des Kapitals für diese Hauptversammlung angemeldet haben“, hieß es in einem Brief von Lufthansa-Chef Carsten Spohr an die Mitarbeiter vom Sonntag, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Damit sei nun eine Zweidrittelmehrheit nötig, „die nach jüngsten Äußerungen von wichtigen Aktionären insbesondere zu den Konditionen der Kapitalerhöhung nicht sicher erscheint.“

Damit gemeint ist vor allem Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele, der zuletzt gut 15 Prozent der Anteile hielt und die Staatshilfen skeptisch betrachtet. Er sieht die vorgesehene Beteiligung des Bundes mit bis zu 20 Prozent der Lufthansa-Anteile kritisch und will Nachverhandlungen. Seine Zustimmung zum Rettungspaket ließ er offen. Ein Marktteilnehmer rechnet mit einem zähen Ringen, an dessen Ende sich der Investor durchsetzen könnte – aus Angst des Bundes vor massenweisen Jobverlusten.

Fraport: Gelassener Blick in die Zukunft

Der Flughafenbetreiber Fraport gibt sich trotz der coronabedingten Turbulenzen in der Branche mit Blick auf die eigenen Finanzen gelassen. Der Flughafenbetreiber habe sich seit März rund 1,3 Milliarden Euro an neuer Liquidität besorgt und komme nun auf liquide Mittel von 2,3 Milliarden Euro, sagte Finanzvorstand Matthias Zieschang der „Börsen-Zeitung“ (Samstagausgabe). „Mit der Kasse, die wir jetzt haben, können wir auch eine lange Durststrecke durchstehen.“

Mit dem Zugang zum Kapitalmarkt habe das Unternehmen anders als etwa sein wichtigster Kunde Lufthansa aktuell keine Probleme. „Derzeit gilt, dass nur derjenige zusätzliche Liquidität beziehungsweise Kapital erhält, der schon viel hat“, sagte der seit 2007 amtierende Finanzchef. Fraport habe bezogen auf Bilanzsumme und Konzernerlöse schon immer sehr hohe Liquidität vorgehalten.

Für die aufgenommenen 1,3 Milliarden Euro wurden durchschnittlich Zinsen von 0,8 Prozent vereinbart. Wichtig ist Zieschang ein aktives Assetmanagement. „Wir lassen das Geld eben nicht einfach auf Tagesgeldkonten liegen, sondern kaufen dafür beispielsweise wieder kurzfristige Schuldscheine, Commercial Papers et cetera.“ Investiert werde in unterschiedlichste Sektoren und Branchen.

Auch bei der Ausgabensteuerung werde noch mehr als sonst aufs Detail geschaut. „Jede Ausgabe, selbst eine von 7,95 Euro, muss vorab von einem Controller freigegeben werden.“ Das Controlling habe den Auftrag, alles zu streichen, was zur Aufrechterhaltung des operativen Betriebes nicht unbedingt notwendig sei. Der Materialaufwand im Konzern sei so um rund 45 Prozent zurückgefahren worden.

Das Fraport-Management rechnet damit, dass es länger dauern wird, bis die Branche auf den Wachstumspfad zurückkehren kann. „Wir gehen zurzeit davon aus, dass wir auch in den Jahren 2022/2023 noch 15 bis 20 Prozent unter den Höchstwerten von 2019 liegen werden“, so Zieschang.

Kurz & knapp:

Deutsche Wohnen: Das neue Dax-Mitglied will trotz Mietendeckels und Enteignungs-Volksbegehren weiter in Berlin investieren. „Berlin ist und bleibt unser Kernmarkt“, sagte Vorstandschef Michael Zahn der „Berliner Morgenpost“ (Sonntag). Der Schwerpunkt werde nicht verlegt. „Wir sind gerade dabei, die ersten größeren Neubauprojekte in Berlin zu starten.“ Zahn sprach unter anderem über den Neubau von rund 600 Wohnungen im Charlottenburger Ortsteil Westend. Berlins größter privater Vermieter wird an der Frankfurter Börse von Montag an im Leitindex Dax geführt. Der Senat prüft gerade, wie es mit dem Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ weiter geht. Die Initiatoren haben in der ersten Stufe 77.000 Unterschriften für ihre Forderung gesammelt, Unternehmen mit mehr als 3.000 Wohnungen zu vergesellschaften.

Indexveränderungen: Der IT-Dienstleister Cancom und der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer sind von diesem Montag (22. Juni) an im Stoxx Europe 600 zu finden. Zugleich allerdings wurden drei andere deutsche Unternehmen herausgenommen: Die Aktie des Modeunternehmens Hugo Boss, die des Handelsunternehmens Metro sowie die des vor der Übernahme durch AMS stehenden Lichtspezialisten Osram. Außerdem musste im Zuge zahlreicher Wechsel, die zu Monatsbeginn im Aktienindex der 600 größten europäischen Unternehmen von der Deutsche Börse-Tochter Stoxx Ltd. vorgenommen wurden, nun auch der britische Billigfluganbieter Easyjet seinen Platz räumen. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgestellt werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.

AMS: Der steirische Chip- und Sensorenhersteller will sich neue Mittel am Kapitalmarkt besorgen. Das Unternehmen hat am Montag ein Angebot für Senior Notes im Umfang von 1 Milliarde Euro bekannt gegeben. Die Notes mit einer Laufzeit bis 2025 sollen aber nicht nur auf Euro, sondern auch auf US-Dollar lauten, wie AMS am Montag in Graz mitteilte. Über die genauen Konditionen der Notes wurden in der Meldung keine Angaben gemacht. Finanziert werden soll mit dem Schritt primär die Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram. Auch zur Finanzierung, respektive zur Refinanzierung von dessen Geschäftsanteilen sowie Schulden sollen die Mittel verwendet werden können, heißt es weiter. Schließlich wolle man damit auch Gebühren und Ausgaben bezahlen. Die definitive Übernahme von Osram durch AMS steht inzwischen kurz bevor, sie soll bis Ende Juni abgeschlossen werden. AMS hatte Ende 2019 nach einem Bietergefecht die notwendige Aktienmehrheit an Osram erreicht. Im März hatte AMS zu diesem Zweck bereits eine Kapitalerhöhung durchgeführt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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