SAP: Ausblick auf das Jahr wird vorsichtiger ++ Lufthansa: „Verlieren jede Stunde eine Million Euro“ ++ Gerresheimer: Prognose für 2020 bestätigt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am letzten Handelstag der Börsenwoche vor Ostern gibt es direkt drei wichtige Termine, welche die Anleger heute im Auge behalten sollten. Da wäre das Treffen der EU-Finanzminister, die sich immer noch nicht auf ein gemeinsames Hilfpaket geeinigt haben. Dann steht heute auch das Opec + Treffen auf dem Programm, wo es vor allen Dingen auf die USA ankommen dürfte, ob sie auch bei einer Kürzung der Födermenge mitspielt und um 14:30 unserer Zeit wird in den USA die Zahl der neuen Anträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht.

Zuletzt lagen die Anträge in den USA deutlich über den Erwartungen, hatten aber keine große Wirkung auf die Märkte entfaltet. Da die Reaktion der Marktteilnehmer allerdings Zurzeit schwer einzuschätzen ist, sollten sich Anleger nicht darauf verlassen. Zudem könnten im Tagesverlauf auch einige Anleger ihre Gewinne sichern, da bist Dienstag einige weitere unangenehme Nachrichten auftauchen könnten.

Dax zieht wieder an

Nach der Atempause zur Wochenmitte geht es mit den Kursen am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag wieder aufwärts. Der Dax stieg im frühen Handel um 1,5 Prozent auf 10 487 Punkte. Gespannt warten die Marktakteure auf die Fortsetzung der Verhandlungen der Eurogruppe über ein Hilfspaket zur Bewältigung der Corona-Krise. „An den Börsen rechnen alle mit einer schnellen Einigung“, sagte Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Sollte diese allerdings ausbleiben, wäre das ein harter Schlag für die Aktienmärkte.

Es gibt durchaus skeptische Stimmen: „Mittlerweile dürfte der Markt schon erleichtert darauf reagieren, dass sich die Finanzminister Europas überhaupt auf irgendetwas einigen können“, schrieb Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Hoffnungen auf ein stärkeres Zusammenrücken der Euro-Länder in der Corona-Krise „dürften ohnehin schon begraben worden sein“. Hilfen zur Bekämpfung des wirtschaftlichen Einbruchs seien nun dringend erforderlich.

Der MDax legte um 1,8 Prozent auf 22 092 Punkte zu. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 1,3 Prozent vor.

SAP:  Prognose nicht mehr zu erreichen

Der Softwarekonzern blickt vor dem Hintergrund der Coronakrise vorsichtiger auf das laufende Jahr. Beim Umsatz (Non-IFRS) sei nun währungsbereinigt mit 27,8 bis 28,5 Milliarden Euro zu rechnen, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend in Walldorf mit. Zuvor hatte SAP mit mehr als 29 Milliarden Euro gerechnet nach 27,63 Milliarden Euro im Vorjahr.

Beim Betriebsergebnis (Non-IFRS) rechnet das Unternehmen nun mit währungsbereinigt 8,1 bis 8,7 Milliarden Euro (zuvor 8,9-9,3). 2019 hatte es bei 8,21 Milliarden Euro gelegen. Aufgrund der großen Unsicherheit rund um die Coronakrise seien alle Zahlen für 2020 Näherungswerte, hieß es weiter.

Die Geschäftstätigkeit in den ersten beiden Monaten des ersten Quartals sei aber noch solide gewesen. Zum Ende des ersten Quartals hätten sich die Auswirkungen der Coronakrise dann rasch verstärkt.

So legte der Umsatz (Non-IFRS) im ersten Jahresviertel noch um währungsbereinigt 5 Prozent auf 6,52 Milliarden Euro zu. Der Betriebsgewinn (Non-IFRS) sank währungsbereinigt um 1 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro.

Lufthansa: „Größte Herausforderung der Unternehmensgeschichte“

Die Lufthansa verhandelt wegen der Corona-Krise über Staatshilfe – nun ist klar, wie viel Geld die stark gesunkenen Fluggastzahlen wegen der Pandemie den Konzern kosten. „In Summe verlieren wir daher jede Stunde eine Million Euro unserer Liquiditätsreserve – Tag und Nacht, Woche für Woche und wohl auch noch Monat für Monat“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter vom Mittwoch, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Airline befördert statt täglich 350 000 Fluggästen derzeit weniger als 3000.

Die Pandemie bedeute für den Konzern „die größte Herausforderung unserer Geschichte“, sagte Spohr. Lufthansa befinde sich „im Kampf“ um ihre künftige Aufstellung.

Die Lufthansa könne zwar der Krise mit finanziellen Reserven von mehr als vier Milliarden Euro gegenübertreten, allerdings verzeichne der Konzern nur noch einen „Bruchteil der Einnahmen“. Deshalb sei absehbar, dass das Unternehmen die Krise nur mit staatlicher Unterstützung überstehen werde. Spohr zeigte sich aber optimistisch, dass die Gespräche positiv enden werden.

Von den Maßnahmen, mit denen das Unternehmen seine Kosten senken will, sind laut Spohr 7000 Mitarbeiter betroffen, davon 1400 bei der Tochter Germanwings, die den Betrieb einstellt. Es liefen bereits Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, um so vielen Mitarbeitern wie möglich einen alternativen Job im Konzern anzubieten. Dazu seien aber neue Beschäftigungsmodelle etwa bei Teilzeit unumgänglich. „Hier sind jetzt Solidarität und Flexibilität gefragt“, sagte Spohr.

Zu den Einsparungen soll auch beitragen, dass der Vorstand nach dem Rücktritt von Finanzchef Ulrik Svensson, der das Gremium aus gesundheitlichen Gründen verließ, nicht wieder besetzt wird. Die Aufgaben würden unter den verbleibenden sechs Vorstandsmitgliedern neu verteilt, sagte Spohr.

Wie Lufthansa mitteilte, wird das Ressort IT, Digital und Innovation unter der Führung von Thorsten Dirks „um wesentliche Teile des Finanzressorts erweitert und in Digital und Finanzwesen umbenannt“. Weitere Teile werden dem Ressort Personal und Recht unter Michael Niggemann sowie dem Ressort Customer & Corporate Responsibility von Christina Foerster zugeordnet.

Kurz & knapp:

Gerresheimer: Der Spezialverpackungshersteller hat trotz der Coronavirus-Krise seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Das Unternehmen, das vor allem die Pharmaindustrie mit Ampullen, Spritzen und Fläschchen versorgt, peilt demnach im Geschäftsjahr 2020 (bis Ende Februar) weiterhin ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) soll rund 21 Prozent erreichen. Im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal fiel der Konzernumsatz um eineinhalb Prozent auf rund 304 Millionen Euro. Das bereinigte Ebitda sank um 65 Prozent auf 51,1 Millionen Euro und der bereinigte Überschuss sank um knapp 88 Prozent auf 13,6 Millionen Euro. Der Gewinnrückgang ist die Folge eines positives Sondereffekts vor einem Jahr. Damals hatten die Düsseldorfer eine nachträgliche Kaufpreisminderung für die übernommene Sensile Medical verbucht. Die Umstellung des Geschäftsmodells des Medizintechnikanbieters lastete im abgelaufenen Geschäftsquartal nun auf der operativen Entwicklung, während die Geschäfte mit Pharmaflaschen, Injektionsfläschchen und Ampullen gut verliefen.

BASF: Der weltgrößte Chemiekonzern will seine Hauptversammlung wegen der Corona-Krise virtuell abhalten. Das Aktionärstreffen soll am 18. Juni ohne Anwesenheit der Anteilseigner stattfinden, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Die gesamte Hauptversammlung solle im Online-Service für Aktionäre übertragen werden. Ursprünglich war das Treffen für den 30. April geplant gewesen. Für 2019 will BASF trotz des Rückgangs des operativen Gewinns etwas mehr Geld an die Aktionäre ausschütten als von Experten erwartet. Die Dividende soll – wie bereits bekannt – gemäß des Vorschlags des Vorstandes um 10 Cent auf 3,30 Euro je Aktie erhöht werden.

Google: Der US-Technologie-Riese blockiert die Software des Videokonferenz-Dienstes Zoom auf den Computern seiner Mitarbeiter, nachdem diverse Sicherheitslücken und Datenschutz-Probleme bekannt wurden. Das Desktop-Programm genüge nicht Googles Sicherheits- Anforderungen, sagte ein Sprecher der Website „Buzzfeed“ am Mittwoch. Die Mitarbeiter könnten aber weiterhin Zoom privat im Webbrowser oder auf Smartphones und Tablets nutzen. Zoom, eigentlich für den Einsatz in Unternehmen gedacht, wird in der Coronavirus-Krise vermehrt nicht nur zur Heimarbeit, sondern auch für private Videochats, Unterricht und Gottesdienste genutzt. Die tägliche Nutzerzahl sprang von 10 Millionen im Dezember auf zuletzt 200 Millionen hoch. Zugleich wurden Probleme wie die Weitergabe einiger Daten an Facebook bekannt, wie auch eine weniger konsequente Verschlüsselung als von Zoom behauptet. Google hat Konkurrenz für Zoom im eigenen Haus mit dem Dienst Meet. Dieser Service gewinne täglich mehr als zwei Millionen Nutzer hinzu, sagte ein Google-Manager der Technologie-Website „CNET“.

Disney: Der Streamingservice des Unterhaltungsriesen verzeichnet weiter rasantes Wachstum. Disney+ habe rund fünf Monate nach dem Start in den USA weltweit bereits 50 Millionen zahlende Abonnenten gewonnen, teilte der Konzern am Mittwoch (Ortszeit) in Burbank mit. Die Aktie stieg nachbörslich zunächst um sieben Prozent. Disney hatte mit dem Streamingdienst im November die Jagd auf den Marktführer Netflix eröffnet und auf Anhieb großen Kundenzustrom erhalten. Disney+ punktet mit beliebten Produktionen wie der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ und bislang relativ niedrigen Preisen. Der Abstand zu Netflix bleibt vorerst dennoch groß – der Konkurrent hatte zuletzt rund 167 Millionen Kunden. Allerdings ist Netflix auch schon seit über zehn Jahren im Geschäft und in über 190 Ländern weltweit vertreten – Disney+ bislang erst in gut einem Dutzend. In Deutschland ist der Service erst seit 24. März verfügbar.

Starbucks: Die weltgrößte Café-Kette streicht wegen ungewisser Aussichten aufgrund der Corona-Krise ihre Jahresprognose. Zwar habe sich das Geschäft in China wieder erholt, dafür sei aber inzwischen der US-Heimatmarkt stark von der Ausbreitung des Virus betroffen, teilte Starbucks am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit. Seit 12. März gingen die Verkaufszahlen in Amerika zurück, der Abwärtstrend habe sich seitdem mit zunehmenden Ausgangsbeschränkungen und Filialschließungen im Land verstärkt. Bei Anlegern kam dies nicht gut an, der Aktienkurs gab nachbörslich zunächst deutlich nach. Ein ausführlicher Quartalsbericht soll am 28. April folgen.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: 360b / Shutterstock.com

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