US-Sanktionen gegen Huawei ziehen globale Halbleiter-Branche ins Minus – Infineon direkt belastet

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Die Furcht vor einem vorübergehenden Verlust des wichtigen Kunden Huawei hat am Montag die Aktien großer europäischer Halbleiterkonzerne teils sehr deutlich ins Minus gedrückt. Für Infineon ging es als Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax um rund 5 Prozent bergab. Bei 16,884 Euro hatten die Papiere zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit Anfang Januar erreicht.

Den letzten Platz im MDax der mittelgroßen Werte hatten die Aktien des Waferherstellers Siltronic mit einem Minus von gut 6 Prozent inne. Die Papiere reagieren für gewöhnlich besonders sensibel auf Nachrichten aus der Halbleiterbranche. Für die Anteilscheine von Osram ging es um mehr als 4 Prozent und für Dialog Semiconductor um knapp 4 Prozent nach unten.

In Paris knickten die Anteilscheine von STMicroelectronics um fast 9 Prozent ein. Die Aktien von AMS sackten um rund 12 Prozent ab.

Auch US-Aktien leiden unter der Situation

Im technologielastigen Nasdaq 100 Index reichten die Verluste für die Chip-Hersteller Xilinx, Qualcomm, Broadcom und Analog Devices von 2,3 bis zu 5,7 Prozent. Der Index selbst fiel um 1,6 Prozent und damit weitaus stärker als der Dow und der marktbreite S&P 500.

Alle genannten Halbleiterhersteller hätten als Lieferanten Geschäftsbeziehungen mit Huawei, sagte Analyst Mitch Steves von der Bank RBC. Hierbei gehe es vor allem um Komponenten für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Neben den politischen Entwicklungen rund um Huawei litten viele US-Branchentitel wie AMD, Nvidia, Lam Research, Micron, Western Digital, Applied Materials und Cisco auch unter dem US-chinesischen Handelskonflikt.

Trump wirft Huawei massiv Steine in den Weg

Die US-Regierung hatte Huawei und zahlreiche Tochtergesellschaften vergangene Woche auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Den Weg dafür hatte US-Präsident Donald Trump freigemacht, indem er einen nationalen Notstand in der Telekommunikation ausrief.

Huawei wird von den US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Bislang wurden dafür öffentlich keine Beweise vorgelegt.

Infineon durch Huawei-Affäre direkt belastet

Infineon liefert damit vorerst keine in den USA hergestellten Produkte mehr an den chinesischen Mobilfunkanbieter. Berichte, wonach Infineon sämtliche Chip-Lieferungen an den chinesischen Konzern eingestellt habe, bestätigte ein Sprecher ausdrücklich nicht: „Nach heutigem Stand“ unterliege ein Großteil der Produkte, die Huawei von Infineon beziehe, nicht den US-Export-Kontrollbestimmungen. „Darum werden diese Lieferungen fortgesetzt.“

Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan betonte, dass alle europäischen Halbleiterkonzerne nun Produkt für Produkt entscheiden müssten, inwiefern sie Trumps Huawei-Bann trifft. Während die Auswirkungen für Infineon nur geringfügig seien, strich Deshpande heraus, dass Huawei zu den 10 wichtigsten Kunden von STMicro gehöre. Von Umsatzverlusten betroffen sein könnten auch AMS, Dialog Semiconductor und Osram.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Itzchaz / Shutterstock.com

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