Bayer: Anleger feiern Prozessverschiebung ++ Daimler: Mogelsoftware jetzt in Transportern gefunden? ++ Osram: Aktie nach gescheiterter Übernahme unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Wochen der Wahrheit starten wol heute. Die Handelsgespräche zwischen den USA und China stehen in den Startlöchern und bis zum Brexit, mit oder ohne Deal, sind es nur noch 24 Tage. Läuft alles aus dem Ruder, dann könnte der Oktober zu einer starken Belastungsprobe für die Anleger werden. Schon der Start in das letzte Quartal des Jahres zeigt wie heikel die Lage ist.

Mit 12.428 Punkten hatte der deutsche Leitindex das dritte Quartal beendet. In den ersten 3 Handelstagen des Oktobers hat der Dax über 400 Punkte verloren. Am Freitag hat sich Börsenbarometer mit 12.013 Zählern ins Wochenende verabschiedet. Das ist ein Kursminus von 3,3 Prozent.

Wall Street startet ähnlich schlecht

Der Dow Jones präsentierte den schlechtesten Start in ein Quartal seit dem Oktober 2008. Schon in den ersten beiden Oktobertagen verlor der amerikanische Leitindex mehr als drei Prozent. Zwar erholte sich der Dow am Freitag wieder ein Stück, aber die Lage an der Wall Street dürfte weiter angespannt bleiben. Besonders Nachrichten zu den Handelsgesprächen dürften die Richtung in dieser Woche vorgeben. Die Anleger dürften angespannt auf den Twitter-Account von Donald Trump achten.

Das die USA und China in der neuen Verhandlungsrunde eine Einigung erzielen dürfte eine sehr schwierige Aufgabe werden. Bislang ist es allerdings ruhig im Vorfeld der Gespräche. Normalerweise erhöht Donald Trump den Druck vor den Gesprächen. Diesmal wurde in Vorfeld nur bekannt, dass die USA Pläne diskutieren die Kapitalströme ins Reich der Mitte zu begrenzen.

Mitte der Woche kommen beide Parteien wieder zusammen und die Anleger werden natürlich genau beobachten, was dabei alles an die Öffentlichkeit gelangt. Negative Nachrichten dürften die ohnehin hohen Rezessionsängste weiter in die Höhe treiben. Die erhalten heute ohnehin schon wieder neue Nahrung.

Industrieaufträge fallen stärker als erwartet

Die deutsche Industrie hat im August erneut weniger Aufträge erhalten. Die Bestellungen seien im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit. Analysten hatten im Mittel nur einen Rückgang um 0,3 Prozent erwartet. Es war der zweite Rückgang in Folge und der mittlerweile fünfte Dämpfer im laufenden Jahr.

Allerdings war der Rückgang im Juli nicht so stark ausgefallen wie zuvor gemeldet. Das Bundesamt revidierte den Dämpfer auf nur noch 2,1 Prozent, nachdem zuvor ein Rückgang im Monatsvergleich um 2,7 Prozent gemeldet worden war.

Gegenüber dem Vorjahresmonat sanken die Industrieaufträge im August um 6,7 Prozent. Auch dieser Rückgang fiel stärker als erwartet aus.

Dax kämpft mit der 12.000

Nach einer verkorksten ersten Oktoberwoche hat der deutsche Leitindex zu Handelsstart weiterhin schwer mit der Marke von 12.000 Punkten zu kämpfen. Zu Handelsbeginn liegt der Dax knapp im Minus mit 0,06 Prozent und 12.006,99 Punkten. Das zeigt, dass die Lage weiterhin sehr angespannt ist. Ein Mix aus schlechten Nachrichten könnte die Stimmung jederzeit stärker kippen lassen.

Bayer: Rückt eine Vergleich im Glyphosat-Streit näher?

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer muss sich nun doch nicht schon in der übernächsten Woche in den nächsten US-Prozess um den Unkrautvernichter Glyphosat stürzen. „Nach Vereinbarung beider Seiten wird der Prozess auf ein Datum Anfang 2020 vertagt werden“, sagte der Chef-Verhandler im Mediationsverfahren zwischen Bayer und den Klägeranwälten, Kenneth Feinberg, dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). Bisher war geplant, dass sich beide Seiten ab dem 15. Oktober vor einem Gericht in St. Louis/US-Bundesstaat Missouri ein weiteres Gefecht um das glyphosathaltige Mittel Roundup von Monsanto liefern werden.

Die Vertagung eines weiteren Prozesses gilt dem Bericht zufolge als Beleg dafür, dass Bayer und die Anwälte der Kläger auf einen außergerichtlichen Vergleich zusteuern und dabei vorankommen. Dieser Vergleich soll in dem Mediationsverfahren unter Leitung des erfahrenen Anwalts Feinberg ausgehandelt werden. Zum Stand der Gespräche im Fall Glyphosat wollte sich der Jurist nicht konkret äußern. „Die globalen Vergleichsverhandlungen laufen weiter“, sagte er lediglich. In Kreisen der beteiligten Parteien hieß es dem Bericht zufolge aber, ein Termin für eine Einigung stehe nicht fest, es könnte jedoch schon Ende Oktober in der Vergleichssache Neuigkeiten geben

Parallel zu den Verhandlungen führen die Klägeranwälte ihre Marketingausgaben zum Einwerben weiterer Klagen hoch, um den Druck zu erhöhen und die Vergleichssumme nach oben zu treiben. In den Kreisen heiße es, die Zahl der anhängigen Klagen wegen Roundup dürften mittlerweile bei deutlich mehr als 20 000 liegen. Bayer hatte zuletzt mit Stand 11. Juli von 18 400 Klagen berichtet.

Daimler: Jetzt stehen die Transporter unter Verdacht

Ein weiteres Dieselfahrzeug von Daimler steht nach einem Bericht von „Bild am Sonntag“ im Verdacht, mit illegaler Abgastechnik zu fahren. Betroffen sind demzufolge 260 000 Transporter des Modells Sprinter in Europa, davon 100 000 in Deutschland. Die Wagen mit der Abgasnorm Euro 5, die bis 2016 hergestellt wurden, sollen nach einem Schreiben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) an Daimler vom 25. September eine „unzulässige Abschaltvorrichtung“ verwenden, wie die Zeitung berichtete.

Ein Konzernsprecher in Stuttgart bestätigte am Sonntag auf Anfrage, dass das KBA in dieser Sache ein Anhörungsverfahren eröffnet habe. Es gehe um 260 000 Fahrzeuge von Varianten des Vorgängermodells des aktuellen Sprinters. Daimler habe die Funktionsweise der Abgasreinigung dem KBA bereits im Mai 2018 vorgestellt „und sie anschließend seit Sommer 2018 in weiteren Besprechungen eingehend erläutert“, stellte der Sprecher fest.

Das KBA hatte im Juni für rund 60 000 Diesel-Geländewagen vom Typ Mercedes-Benz GLK 220 einen Pflicht-Rückruf mit Sofortvollzug angeordnet. Daimler legte Widerspruch gegen die Anordnung ein, „um Klarheit in einer komplexen Sache zu erlangen“, wie der Konzernsprecher am Sonntag hinzufügte. Nach Daimlers Auffassung ist die beanstandete Funktionsweise zulässig.

Es handele sich um keinen neuen oder überraschenden Fund. Im Zusammenhang mit der Anordnung zum GLK habe Daimler „bereits darüber informiert, dass die beanstandete Funktionalität in verschiedenen Baureihen enthalten ist und eine Prüfung angekündigt“, so der Sprecher. Für die fraglichen Sprinter sei „diese Prüfung abgeschlossen und das KBA hat nach eigenen Messungen nun auch ein Anhörungsverfahren eröffnet“, hieß es.

Die schlechte Nachricht für Daimler wird allerdings von der HSBC abgefedert. Die britische Investmentbank stuft die Aktie der Stuttgarter hoch. Nach der Empfehlung „Reduce“ und einem Kursziel von 45 Euro lautet das Votum nun „Hold“ und das Kursziel wurde um einen Euro erhöht.

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Kurz & knapp:

Osram: Der bislang gescheiterte Übernahmeversuch von AMS belastet die Aktie des Licht-Spezialisten weiter. Das Papier steht heute erneut kräftig unter Druck. Die Aktien von AMS machen hingegen einen kräftigen Sprung nach oben. Der österreichische Sensorhersteller hatte das selbst gesetzte Ziel verfehlt, 62,5 Prozent der Osram-Anteile unter seine Kontrolle zu bringen, wie das steirische Unternehmen am Freitagabend mitteilte. Nur die Eigentümer von 51,6 Prozent der Anteile des Münchner Traditionsunternehmens nahmen die Offerte von 41 Euro je Aktie an. AMS will seine Pläne jedoch nicht aufgeben: Ein Zusammenschluss würde die Schaffung eines global führenden Unternehmens in Sensortechnik und Photonik ermöglichen, hieß es in der Mitteilung.

HSBC: Der britischen Großbank steht laut einem Pressebericht womöglich ein weiterer Stellenabbau ins Haus. Im Rahmen eines neuen Sparprogramms des Interimschefs Noel Quinn könnten bis zu 10 000 Stellen wegfallen, berichtet die „Financial Times“ am Montag unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen. Dabei könnte vor allem Europa betroffen sein. So stelle sich der Bank die Frage, warum sie in Europa so viele Leute beschäftige, während doch Teile Asiens zweistellige Renditen erzielten, hieß es von einer der Personen. Betroffen sein könnten dem Bericht zufolge hochbezahlte Stellen. HSBC hatte bereits angekündigt, 4700 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Die 10.000 kämen nun noch zusätzlich dazu, schreibt das Blastt.

EON: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktie des Versorgers vor Bekanntgabe der Neunmonatszahlen auf „Sell“ mit einem Kursziel von 8,95 Euro belassen. Nach Ansicht von Analyst Alberto Gandolfi könnte am Markt übersehen werden, dass der Nettoverlust des Versorgers optisch enttäuschen kann, wie er in einer am Montag vorliegenden Studie schrieb. In diesen würden nämlich nur zehn Tage der Gewinnkonsolidierung durch die Übernahme von Innogy einfließen, aber 20 Prozent Aktienverwässerung (EPS) durch die Kapitalerhöhung.

Von Markus Weingran

Foto: Sirada Wichitaphornkun/ Shutterstock.com

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