Brexit und kein Ende ++ Europäischer Automarkt weiter schwach ++ Rocket Internet Beteiligung Home24 unter gesenkten Zielen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Eine große Überraschung war es dann ja dann nicht. Die historische Niederlage von Theresa May hat sich nicht erst seit gestern abgezeichnet. Sie stand schon etwas länger fest. Selbst bei den britischen Buchmachern war mit einer Wette auf ein „No“ zum Brexit kaum noch ein Cent zu verdienen. Wer auf ein „Yes“ gewettet hätte, der wäre schnell reich geworden. Aber so verwirrt waren dann doch wohl nur die wenigstens.

Misstrauensvotum und dann?

Kurz nach dem Abstimmungsergebnis hat die die oppositionelle Labour-Partei einen Misstrauensantrag gegen die Regierung von Premierministerin Theresa May nachgeschoben. Das Unterhaus scheint eben gerne abzustimmen, obwohl das Ergebnis schon vorher feststeht. Das die britische Regierung morgen über den Antrag stolpert wird genauso wenig erwartet wie ein „Yes“ zum Brexit-Deal. Damit geht die Posse um den Ausstieg Großbritanniens aus der EU in die nächste Runde.

Ich packe meinen Koffer,

und nehme mit nach Brüssel: Eine schallende Ohrfeige vom britischen Unterhaus, einen abgelehnten Brexit-Deal und neue Forderungen. Glaubt Theresa May wirklich, dass sie jetzt mit der Europäischen Union nachverhandeln kann? Schon vor der Abstimmung haben alle wichtigen Adressen aus der EU einem solchen Plan, eine Ansage erteilt. So oder gar nicht war in etwa der einheitliche Tenor. Der liberale Brexit-Beauftragte des Parlaments, Guy Verhofstadt, bringt es per twittert auf den Punkt: „Das britische Parlament hat gesagt, was es nicht will. Jetzt ist es Zeit herauszufinden, was die britischen Abgeordneten wollen. “

Wissen die Politiker auf der Insel überhaupt was sie wollen?

„Es ist klar, dass das Unterhaus diesen Deal nicht unterstützt. Aber das heutige Votum sagt uns nichts darüber, was es unterstützt. Nichts darüber, wie oder ob überhaupt es die Entscheidung umsetzten will, die das britische Volk in dem vom Parlament anberaumten Referendum getroffen hat“, sagte May kurz nach der Niederlage. „Das Unterhaus hat gesprochen und die Regierung wird zuhören“, kündigte May nach der Abstimmung an. Sollte sie den Misstrauensantrag wie erwartet überstehen, wolle sie sich mit Vertretern aller Parteien treffen, um einen Ausweg zu suchen. Bereits am kommenden Montag möchte Frau May dem Parlament dann einen Plan B vorlegen, um einen chaotischen EU-Austritt doch noch zu verhindern. Diesen Weg hätte die Premierministerin schon Ende vergangenen Jahres einschlagen können. Schon damals war so gut wir klar, dass sie den Brexit-Deal niemals durch das Unterhaus bekommt. Manchmal braucht es eben einen Wink mit dem Zaunpfahl, damit man aufwacht.

Sauberer Schnitt wäre gut

Erst nachdem der Karren im Dreck steckt und die Zeit immer knapper wird, ist Theresa May bereit zuzuhören. Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Quoten der Buchmacher. Viel Geld lässt sich auch nicht damit verdienen darauf zu Wetten, dass die britische Premierministerin 2019 aus der Downing Street fliegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Theresa May noch in diesem Jahr ihre Koffer packt liegt laut den Wettanbieter auf der Insel bei 77 Prozent. Vielleicht hat Theresa May ja darauf gewettet, dass sie 2020 noch im Amt ist. Damit könnte sie jedenfalls eine Menge Geld verdienen. Aber sie hat ja schon angekündigt nach dem Brexit-Deal quasi in Rente zu gehen. Achtung Hintertürchen: Vielleicht kommt der Deal ja gar nicht in diesem Jahr zustande. Die EU bietet ja schon an, die Frist zu verlängern und die Briten scheinen ja mittlerweile gerne zu dem Thema abzustimmen. Da könnte also noch eine Weile dauern, bis das Thema aus der Welt ist.

Premierministerin will weiterkämpfen

Ein Rücktritt von Theresa May wäre wohl die beste Lösung. Alle Seiten könnten sich noch einmal sortieren und die Gespräche neu aufnehmen. Eine Verlängerung der Frist wäre dann auch sinnvoll. Denn eins scheint zumindest festzustehen: Einen ungeregelten Brexit will wirklich niemand. Ein Rücktritt kommt für May allerdings nicht in Frage. Die britische Premierministerin will trotz der heftigen Niederlage mit ihrem Brexit-Deal im Parlament nicht zurücktreten. Das sagte ein Regierungssprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. May will sich aber bereits an diesem Mittwoch dem Misstrauensantrag der Opposition stellen.

Dax völlig entspannt

Irgendwann kann man das Thema Brexit eben nicht mehr hören. So scheint es auch den Anlegern zu gehen. Sie lassen sich von der Abstimmung auf der Insel nicht aus der Ruhe bringen. Der deutsche Leitindex startet mit 10.935,87 Punkten in den Mittwoch - ein Plus von 0,4 Prozent.

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Europäischer Automarkt weiter schwach

Im Dezember sank die Nachfrage für Passagierfahrzeuge den vierten Monat in Folge, teilte der Branchenverband Acea am Mittwoch mit. Die Zahl der Zulassungen im letzten Monat des vergangenen Jahres sank um 8,4 Prozent auf 998 503 Fahrzeuge. Die Nachfrage ging in vier der fünf Hauptmärkte zurück, und zwar in Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Nur Italien koppelte sich unter den Hauptmärkten mit einem Wachstum von 2 Prozent vom Trend ab. Bei den deutschen Autobauern konnte sich nur Daimler gegen den Trend stemmen und ein Zuwachs verzeichnen.

Nur Daimler legt zu

Unter den deutschen Herstellern verzeichnete VW im Dezember ein Minus von 8,7 Prozent. Während die Hauptmarke selbst mit einem Rückgang um 5,9 Prozent etwas besser abschnitt, belasteten die Marken Audi (-17,7%), Seat (-13,2%) und Porsche (-15,0%) die Konzernentwicklung. BMW konnte das Minus mit 8,2 Prozent dank eines nahezu stabilen Absatzes beim Mini (-0,6%) ebenfalls im marktkonformen Bereich halten. Die Hauptmarke BMW sackte hingegen sogar um 10,1 Prozent ab. Daimler stemmte sich mit einem Plus von 8,9 Prozent gegen den Trend. Dies gelang allerdings nur mit Hilfe eines noch größeren Anstiegs von 11,5 Prozent bei der Hauptmarke Mercedes. Der Smart-Absatz brach hingegen um 10,8 Prozent ein.

Home 24 - Gesenkte Ziele noch verfehlt

Der Online-Möbelversender Home24 hat im vergangenen Jahr weniger umgesetzt als zuletzt noch gehofft. Der Erlös dürfte 2018 zwischen 312 und 315 Millionen Euro gelegen haben – das wäre ein um Währungseffekte bereinigtes Plus von 18 bis 19 Prozent, teilte die Rocket-Internet-Beteiligung am Dienstagabend in Berlin mit. Das im Sommer an die Börse gebrachte Unternehmen hatte erst im November die Prognose für das währungsbereinigte Umsatzplus von rund 30 Prozent auf mehr als 20 Prozent gesenkt.

Umsatz hat sich verschoben

Das Geschäft habe nach dem heißen Sommer zwar wie erhofft angezogen, doch das habe nicht gereicht, das Umsatzziel zu erreichen. Das Unternehmen begründete das unter anderem damit, dass nicht alle Aufträge im Dezember ausgeliefert wurden. Somit werde ein Teil des für Dezember vorgesehenen Umsatzes erst im ersten Quartal dieses Jahres realisiert.

Kurz & knapp:

Fuchs Petrolub: Bei den Aktien des Spezialisten für Schmiestoffen setzt sich die Kurserholung heut fort. Am Mittwoch treibt das Wertpapier eine Hochstufung von „Neutral“ auf „Buy“ durch die Schweizer Bank UBS. Seit ihrem Zweieinhalbjahres-Tief von Mitte Dezember bei 33,70 Euro haben sie nun schon wieder fast 18 Prozent gewonnen.

Santander: Die spanische Großbank Santander wechselt ihren Chef doch nicht aus. Die Berufung des bisherigen UBS-Bankers Andrea Orcel sei an den Bedingungen seines Wechsels gescheitert, teilte Banco Santander am Dienstag mit. Die Kosten, um Orcel von seinem bisherigen Arbeitgeber abzuwerben, sollten nicht über den ursprünglich geplanten Betrag hinausgehen, hieß es weiter. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass Orcels bisheriger Arbeitgeber, die schweizerische Großbank UBS, auf eine sechsmonatige Zwangspause Orcels bestanden habe.

United Continental: Die US-Fluggesellschaft hat mit einem überraschend gut verlaufenen Quartal die Börse erfreut. Der Aktienkurs legte im nachbörslichen Handel in einer ersten Reaktion um mehr als fünf Prozent zu. Im vergangenen Vierteljahr hatte der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) die Vorstellungen selbst der kühnsten Experten übertroffen. Dieser hatte bei 2,41 US-Dollar gelegen, verglichen mit 1,44 US-Dollar im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss bekannt gab.

Von Markus Weingran

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Bild: Melinda Nagy / Shutterstock.com

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