Nord Stream 2: Trump erwägt Sanktionen wegen Gaspipeline ++ Renault: Geplatzte Fusion setzt Autobauer unter Druck ++ Varta: 100 Millionen Euro Kapitalerhöhung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

US-Präsident Donald Trump erwägt Sanktionen wegen der geplanten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. „Das ist etwas, das wir uns anschauen und worüber ich nachdenke“, sagte Trump am Mittwoch am Rande eines Besuchs des polnischen Präsidenten Andrzej Duda im Weißen Haus auf eine entsprechende Frage eines Reporters. Der US-Präsident kritisierte: „Wir schützen Deutschland vor Russland, und Russland bekommt Abermilliarden Dollar von Deutschland.“

Trump warnte, Deutschland begebe sich mit der Pipeline in Abhängigkeit und könne im schlimmsten Fall zur „Geisel Russlands“ werden. Deutschland mache hier einen „riesigen Fehler“. Er betonte aber, am Ende liege die Entscheidung über das Projekt bei Deutschland. Nord Stream 2 soll unter Umgehung von Polen und der Ukraine Gas von Russland nach Deutschland liefern. Trump und Duda lehnen die Pipeline ab, an der die Bundesregierung festhält.

Trump machte keine Angaben dazu, gegen wen etwaige Sanktionen gerichtet sein könnten. Die US-Senatoren Ted Cruz (Republikaner) und Jeanne Shaheen (Demokraten) hatten im Mai einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf in den US-Senat eingebracht, der Sanktionen gegen die Betreiber von Schiffen vorsieht, mit denen die Rohre für die Pipeline in der Ostsee verlegt werden.

Die USA versuchen, ihr im Überfluss vorhandenes Gas in Europa zu verkaufen. Mit Polen haben die USA einen über fünf Jahre laufenden Liefervertrag unterzeichnet. Polen hat ein eigenes Terminal gebaut, wo Schiffe mit US-Gas an Bord anlegen können. Trump sagte am Mittwoch, Polen habe zugesagt, zusätzlich zu den bislang vereinbarten sechs Milliarden Kubikmetern weitere zwei Milliarden Kubikmeter Flüssiggas im Wert von zwei Milliarden Dollar zu kaufen.

Bei Nord Stream 2 ist der russische Konzern Gazprom formal einziger Anteilseigner. Dazu kommen aber als „Unterstützer“ die deutschen Konzerne Wintershall – eine Tochter der BASF – und Uniper (Abspaltung von Eon) sowie die niederländisch-britische Shell, Engie (einst GDF Suez) aus Frankreich und OMV aus Österreich. Nord-Stream-Aufsichtsratschef ist Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), bei Nord Stream 2 ist er Präsident des Verwaltungsrats.

Geplatzte Fusion mit Fiat Chrysler setzt Renault unter Druck

Der gescheiterte Fusionsversuch mit Fiat Chrysler setzt den französischen Autohersteller Renault unter Druck. Das wurde am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Paris deutlich. Renault-Präsident Jean-Dominique Senard gestand mit Blick auf den geplatzten Zusammenschluss ein, er wisse nicht, was die Zukunft bringen werde. Zentrale Aufgabe sei nun, die seit langem bestehende Allianz mit den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi zu stärken. „Es gibt keinen Erfolg für den Renault-Konzern ohne einen Erfolg der Allianz“, sagte Senard.

Senard zeigte sich vor den Aktionären tief enttäuscht über den geplatzten Fusionsversuch mit dem italienisch-amerikanischen Hersteller Fiat Chrysler. Ziel sei es gewesen, einen europäischen Spitzenreiter in der Autobranche zu formieren.

„Für Frankreich, für Renault und für Europa gab es ein perfektes Beispiel, um zu zeigen, dass wir fähig sind, etwas gemeinsam zu machen.“ Ziel war es, den drittgrößten Autohersteller der Welt zu formieren und damit die Marktführer Toyota und VW herauszufordern.

Fiat Chrysler hatte Mitte vergangener Woche seine Offerte für einen Zusammenschluss überraschend zurückgezogen, da Renault eine Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche verzögerte. Der französische Staat hält 15 Prozent der Anteile an Renault und hat deshalb eine starke Stellung.

5G-Mobilfunkauktion beendet – 1&1 Drillisch klettern deutlich

Erleichterung am Aktienmarkt: Das Thema Mobilfunkauktion kann endlich abgehakt werden. Die vier Unternehmen – die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch – bezahlen für die 5G-Frequenzblöcke insgesamt 6,55 Milliarden Euro.

„Die Auktion hat sicher länger gedauert als jeder erwartet hatte und der Preis lag am Ende 1,5 Milliarden höher als von uns geschätzt“, erklärte Analystin Nizla Naizer von der Deutschen Bank. Alle Augen seien nun auf Drillisch gerichtet, die bislang noch nicht allzu viele Details über ihre Pläne veröffentlicht hätten.

Mit einem Kursplus von 9,5 Prozent im vorbörslichen Handel reagierten die Anleger bei 1&1 Drillisch jedenfalls deutlich positiv. Die Papiere der Mutter United Internet stiegen am Morgen beim Broker Lang & Schwarz im Vergleich zum Xetra-Schluss um 7 Prozent. Börsianer sahen darin eine logische Erholungsbewegung, hätten die Papiere doch während der langen Auktion besonders gelitten.

Für Ulrich Rathe, den Telekom-Experten der Investmentbank Jefferies, ist zwar keinesfalls sicher, dass Drillisch selbst zum Netzbetreiber werde. Dies hänge von Verhandlungen mit den Geschäftspartnern ab, deren Antennen man bisher nutzt. Er glaubt jedoch, dass das verlässliche Management, das bisher große Erfolge verweisen kann, das Beste herausholt. Genug finanziellen Spielraum gebe es jedoch auch nach Zahlung der rund 1,1 Milliarden Euro für die Frequenzblöcke.

Kurz und knapp:

Varta: Der Batteriehersteller will die geplante Erweiterung seiner Produktionskapazitäten mit einer Kapitalerhöhung finanzieren. Bei der internationalen Platzierung werde ein Bruttoerlös von rund 100 Millionen Euro angestrebt, teilte das SDax-Unternehmen am Mittwoch in Ellwangen mit. Die Platzierung der neuen Aktien bei institutionellen Anlegern schließe voraussichtlich vor Handelsbeginn an diesem Donnerstag. Nachbörslich standen die Aktien mit einem Abschlag von rund zwei Prozent unter Druck. Anfang des Monats hatte die Gesellschaft wegen des stetig wachsenden Auftragsbestands für Lithium-Ionen-Batterien eine Kapazitätserweiterung und zusätzliche Investitionen von 100 Millionen Euro angekündigt. Vom Jahr 2020 zum Jahr 2021 soll die Produktion bei den Lithium-Ionen-Batterien den Angaben zufolge von über 80 Millionen Zellen auf deutlich über 100 Millionen Zellen pro Jahr gesteigert werden.

Aurubis: Der Metallkonzern hat seinen Chef kurz vor dem geplanten Weggang freigestellt. Außerdem hat das MDax-Unternehmen ein großes Investitionsprojekt abgeblasen. Das teilte Aurubis am Mittwoch mit. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schachler sei mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden, hieß es. Das Investitionsprojekt Future Complex Metallurgy (FCM) sei außerdem gestoppt. Das aktuelle konjunkturelle Umfeld werde zudem das Ergebnis des dritten Geschäftsquartals 2018/19 und das Gesamtjahresergebnis belasten, warnte der Konzern.

ProSiebenSat.1: Aktionärsvertreter haben die kräftig erhöhten Vorstandsbezüge beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 scharf kritisiert. Den Börsenwert zu halbieren und dann die Vorstandsgehälter um 60 Prozent zu steigern, erscheine wie „der blanke Wahnsinn“, sagte Elisa Haralampides von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (Sdk) am Mittwoch auf der Hauptversammlung. Drei Millionen Euro Antrittsprämie für den vor einem Jahr gekommenen Vorstandschef Max Conze seien angesichts des heutigen Zustands der Firma jedenfalls „nicht nachvollziehbar“.

Norwegischer Staatsfonds: Der als größter Staatsfonds der Welt geltende norwegische Pensionsfonds kann seine Geldanlagen in Kohle-, Öl- und Gas-Geschäfte weiter reduzieren. Das norwegische Parlament stimmte am Mittwoch dafür, dass der Fonds seine Richtlinien etwa bei Kohleinvestitionen verschärft und seine Veräußerungen von klimaschädlichen Anlagen ausweiten solle. Gleichzeitig sollen Milliarden in erneuerbare Energien investiert werden. Nichtregierungsorganisationen begrüßten den Entschluss. „Die Luft für Geschäftsmodelle auf Kohlebasis wird durch die Entscheidung aus Norwegen dünner“, erklärte etwa Matthias Kopp von WWF Deutschland. Es sei positiv, dass der Fonds sein Geld nun erstmals auf direktem Weg in erneuerbare Anlagen stecken dürfe.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Joseph Sohm / Shutterstock.com

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